Evergrey – The Atlantic

© Evergrey

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Evergrey
Album: The Atlantic
Genre: Progressive / Dark Melodic Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 25.01.2019

 

EVERGREY, die schwedische Progressive / Dark Melodic Metal Kapelle um Sänger Tom S Englund, blickt auf 25 Jahre Bandgeschichte zurück . Auch wenn Englund einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist – THE ATLANTIC ist das elfte Album in dieser Zeit. Gemeinsam mit den beiden Vorgängeralben „Hymns for the broken“ (2014) und „The storm within“ (2016) bildet THE ATLANTIC den Abschluss einer geplanten Album-Trilogie.

„Wie schon auf Hymns For The Broken und dem 2016er Nachfolger The Storm Within geht es um Ereignisse und Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen durften“, erläutert Englund. „Es geht um Beziehungen, um Schönheit und Dunkelheit, um Glück und Trauer, um Liebe, Hass, Verzweiflung, Freude und alles, was damit verbunden ist. Das Leben ist wie eine Reise über den Ozean, auf dem Weg zu fernen Ufern.“

Anhand von Albumtitel und den einzelnen Songs braucht es nicht viel um zu bemerken, dass das neue Album erneut ein Konzeptalbum geworden ist. Dabei gehen EVERGREY dieses Mal deutlich härter und agressiver zu Werke als man es von vorherigen Alben kennt. Progressiv, technisch versiert, gewohnt düster und melodisch beschreibt es kurz und knapp. Dass Englund’s Stimme mal wieder im Vordergrund steht, dürfte nicht überraschen. Er kann sich ja auch hören lassen. Die überdurchschnittliche Länge der Songs gibt den anderen Musikern aber dennoch genügend Raum um sich zu entfalten und die Songs dementsprechend abwechslungsreich zu gestalten.

Neben den melodisch, progressiven Hauptmerkmalen, versteht es die Band erneut, das ganze kreativ und modern klingen zu lassen. Akustische Momente fügen sich ebenso perfekt ein wie drückende Djent Riffs oder harte Synthie Klänge. Schon der Opener A SILENT ARC macht den Zuwachs an Härte deutlich. Die zu Beginn hörbaren Echolot-Laute deuten auf das maritime Thema, doch die Rhythmus Fraktion knallt dann erst mal richtig los, und Tom S Englund darf den bösen, düsteren Sänger spielen, bevor es im Refrain dann wieder deutlich versöhnlicher wird. Gegen Ende hin wird das Stück dann klassisch progressiv.

WEIGHTLESS geht von Beginn an klassischer zu Werke, die Keyboards bekommen mehr Raum, lässt das ganze noch melodischer und sphärischer wirken. Harte Akzente werden durch fette Riffs dennoch oft genug gesetzt. Gegenüber dem ersten Song fehlt dennoch das gewisse Etwas. Mit ALL I HAVE wird es dann wieder düsterer. Leichte Djent Riffs und Einflüsse des Doom machen sich breit. Das Tempo ist eher gemäßigt, die Atmosphäre erdrückend. Allein das Solo zur Mitte hin lässt so etwas wie Hoffnung aufkommen.

Diese drei Stücke sind es dann auch, die als Video geplant sind. Wobei A SILENT ARC schon als Video existiert (siehe unten). Wobei das kein Video im klassischen Sinne darstellt. Eher ein „wandelndes Stilleben“, bei dem es dem Betrachter selbst überlassen ist, das ganze zu deuten, und den Song wirken zu lassen.

Mit A SECRET ATLANTIS geht es ähnlich heavy los wie bei A SILENT ARC, doch auch hier kann mich der Song nicht so wirklich mitnehmen. Der Beginn ist schon recht fett und lädt zum Headbangen und Abgehen ein, doch er verliert sich zu sehr in der Betonung der drückenden Riffs. Aber die zweite Hälfte der Scheibe wird besser. Mit A TIDAL gibt es ein kurzes, instrumentales Intermezzo der Marke ‚Vangelis‘ und mir kommt sofort der Kultstreifen „Blade Runner“ in den Sinn. Das darauf folgende, fließend ineinander übergehende END OF SILENCE ist mein erstes Highlight auf der Platte.

Auch wenn es wieder nur „ballernde“, stakatoartige Riffs sind, die hier den Takt vorgeben, harmoniert es aber perfekt mit dem melancholischen Gesang und der düsteren Stimmung die das Lied erzeugt. CURRENTS braucht etwas, bis es zündet, wenn das Keyboardspiel hier und da etwas zu penetrant wirkt, überzeugt vor allem der Schluss. DEPARTURE gibt kurz vor Ende noch mal den nachdenklichen Part, ein wieder eher unspektakuläres Stück.

Da bietet THE BEACON (bitte das E nicht vergessen) ein ganz anderes Kaliber. Die Anfangs erwähnten harten Synthies kommen hier zum Tragen und heben den EVERGREY-Prog auf ein in meinen Augen neues Niveau. Auch Englund’s Gesang kann mich hier richtig begeistern, dazu eine gesunde Härte, progressives Gitarrenspiel und ein Refrain, der einem Ohrwurm gleich kommt. Eine feine Hymne!

Mit THIS OCEAN wird es dann noch mal richtig düster. Fiese Riffs, treibende Drums und ein fast leidender Gesang des Frontmanns, der gerne mal in Richtung Growls abdreht. Ein hartes, wie überraschendes Schlussstück, welches aber jeden Moment zu überzeugen weiß. Eine fast erdrückende Atmosphäre beschließt das Album und lässt mich etwas ratlos zurück.

Für ein Konzeptalbum fehlt mir nämlich musikalisch der rote Faden. Dieser ist dann nur textlich, thematisch zu finden. So der allerletze Kick fehlt um Begeisterung hervorzurfen. Trotzdem kann das elfte Album der Schweden zum größten Teil überzeugen. Man sollte auch nicht zu schnell urteilen und dem Album Zeit geben. Denn wie es sich für ein ordentliches Progressive Album gehört, kommt die Erkenntnis immer erst später.

von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten

 

Tracks:

1 – A silent arc
2 – Weightless
3 – All I have
4 – A secret Atlantis
5 – The tidal
6 – End of silence
7 – Currents
8 – Departure
9 – The beacon
10 – This ocean

 

Line-Up:

Tom S. Englund – vocals, guitars
Henrik Danhage – guitars
Rikard Zander – keyboards
Johan Niemann – bass
Jonas Ekdahl – drums

 

Weitere Infos:

Homepage
Facebook
AFM Records – Artist Page

 

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