Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Feeding The Wolves
Album: Shallow (EP)
Genre: Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 17. Februar 2018
Die Jungs von Feeding The Wolves hatten so einige Hürden zu nehmen, sowohl in ihrer bisherigen Bandgeschichte als auch bei mir. Ersteres, weil sie in der kurzen Zeit seit der Bandgründung (die wohl irgendwo um das Jahr 2015 herum liegt) schon Besetzungswechsel am Mikrofon und am Bass auffangen mussten. Letzteres, weil ich in letzter Zeit verdammt verwöhnt wurde, was neue Metalcore Alben angeht.
Auf jeden Fall stehen die vier Österreicher zu ihrem Wort, denn das Versprechen „man weiß nicht, was einen beim nächsten Song erwartet, bis man ihn hört“ haben sie gehalten. Genau das hat mich bei den ersten Durchgängen von „Shallow“ dann aber auch manchmal etwas ratlos zurückgelassen. Das stilistische Mosaik, dass an den Kanten nicht immer ganz bündig abschließt, brauchte ein bisschen, um bei mir ein Gesamtbild zu ergeben.
Für eine so junge Band in einem Genre, dass gefühlt noch überlaufener und abgegraster ist als der Bereich des Power Metal, machen Feeding The Wolves auf ihrer Debüt-EP schon ziemlich viel richtig. Und an dem was noch nicht so richtig passt, kann man definitiv feilen, denn das nötige Talent und der Bock auf Musik sind mehr als ausreichend vorhanden.
Direkt der Opener „Phoenix“ ist einer der Songs, der für mich noch nicht sein volles Potenzial ausnutzt. Die musikalische Grundausrichtung hin zu Punkrock/Pop Punk ist schon ziemlich eingängig, auch die musikalischen Gegensätze aus rhythmus- und melodiebetonten Passagen werden gut in Szene gesetzt, lediglich der Gesang sagt mir hier persönlich nicht so richtig zu. Damit meine ich nicht die Stimmen der Vokalisten, sondern das Zusammenspiel von cleanen und gutturalen Parts. Bzw. das Fehlen dieses Zusammenspiels. Sie wirken eher nebeneinander als miteinander und es fehlt an Kontur. Der Klargesang legt mir zu sehr den Schwerpunkt auf die Punk-Attitüde und kommt daher klanglich mit etwas zu viel „mir egal“-Haltung rüber.
Ganz anders kommt da das nachfolgende „Unstoppable“ rüber, dass knapp drei Minuten Vollgas gibt. Hier spielen Feeding The Wolves die Melodic Hardcore-Karte geschickt aus, der Song präsentiert sich mit treibendem Rhythmus und die Shouts legen nochmal ne Schippe drauf und werden pointiert mit Gang-Shouts verstärkt. Melodische Härte, die Spaß macht. „Progression Of Ignorance“ rutscht dann wieder mehr Richtung Metalcore. Hier wird nicht nur vorangeknüppelt, sondern auch der Beweis angetreten, dass die Verantwortlichen fürs Songswriting schöne Gitarrenriffs zaubern können.
Und Riff ist das Stichwort für meinen absoluten Lieblingssong der EP. „Blank Pages“ kriegt von mir ein fettes Post-it mit „Anspieltipp“ aufgeklebt. Hier passt einfach alles. Eingängige Melodie mit Ohrwurm-Riffs, Tempo-Wechsel, die dem Song Struktur verleihen, Shouts, die schön ins Ohr knallen, tolle Cleans und die perfekte Symbiose aus beiden Gesangsstilen, wenn sie zusammenwirken. Hier haben sich die Jungs echt Gedanken gemacht beim Songwriting, oder haben einfach ein Händchen für diese besondere Mischung. Die einzelnen Stilelemente sind zwar wohlbekannt, aber Feeding The Wolves bringen sie hier auf eine Weise zusammen, die auch nach dem zwanzigsten Hören nicht langweilig wird. Ich spreche aus Erfahrung.
Die vier Jungs aus Österreich können definitiv was. Als Debüt-EP ist „Shallow“ ein hochwertig produziertes Lebenszeichen, das durchaus zu punkten weiß. An manchen Stellen müssen noch ein paar Kanten abgeschliffen werden, an anderen vielleicht gerade ein paar mehr Konturen und Ecken ausgeprägt werden. Aber das Grundgerüst steht auf jeden Fall schon mal und hierauf können Feeding The Wolves aufbauen. Eine Band, die man durchaus ins Langzeitgedächtnis aufnehmen kann, wenn man dem Genre zugetan ist.
Trackliste:
1. Phoenix
2. Unstoppable
3. Progression Of Ignorance
4. Blank Pages
5. Wargasm
6. Outcast
Line-up:
Patrick Carey – Vocals
Dimitry Sima – Guitars, Backvocals
Andreas Misslinger – Drums
Benjamin Höllwarth – Bass
Weitere Infos:
Feeding The Wolves bei Facebook