Fiddlers Green – Heyday

© Fiddlers Green

 

Geschrieben von Michi Winner

Band: Fiddlers Green

Album: Heyday

Genre: Folk Rock / Speedfolk

Plattenfirma: Deaf Shepard Recordings

Veröffentlichung: 08. März 2019

 

Manchmal zweifle ich an meinem Verstand. Warum habe ich gedacht es sei eine super Idee eine Rezension zum neuen Fiddler’s Green Album zu schreiben? Mit so einer Aktion kann man nur verlieren. 30 Jahre Bandgeschichte, ein eigenes Festival, stilprägend für ein ganzes Genre. Egal was ich gleich schreibe, es wird mir um die Ohren fliegen. Ist es reines Lob, wird man mir vorwerfen auf Grund der Erfolge die Band zu bevorzugen, ist es Kritik, wird man mir vorwerfen die Band nicht zu verstehen und nur schlecht machen zu wollen. Läuft.

Das neue Album „Heyday“ gibt es in der hier vorliegenden Version und in einem limitierten Digipack mit 7 Bonustracks, produziert hat das Ganze Jörg Umbreit (u.a. In Extremo), mit dem die Band bereits seit mehreren Jahren zusammenarbeitet.

Gestartet wird mit einem „Prelude“ zur Einstimmung, bevor es mit „The Freak of Enniskillen“ richtig los geht. Gesanglich ganz typischer Irish Folk und auch die Melodie passt in das Bild, aber das Tempo ist um einiges höher, fast wie früher, als man am Plattenspieler noch zwei Geschwindigkeiten wählen konnte und die zu schnelle gewählt hat, nur dass es sich hier stimmig anhört. Gegen Ende kommen dann noch ein paar maritim-anmutende Sequenzen mit Chorgesang dazu, bevor es zum Endspurt geht.

„No Anthem“ scheint der Band sehr wichtig zu sein, was angesichts des Textes mehr als nachvollziehbar ist. Fiddler’s Green sehen sich in der Pflicht, die aktuelle politische Entwicklung nicht einfach schweigend hinzunehmen, sondern als Künstler und „Personen der Öffentlichkeit“ klar Stellung zu beziehen, auch wenn die politische Gesinnung wohl allen Fans klar ist. Mit „No Anthem“ positionieren sich die sechs Musiker ganz klar gegen Rechts und das stilecht in Form eines Rebel Song, der offenbar Teil der irischen Kultur ist. Für eine Band, die sich irischem Folk verschrieben hat, nur konsequent. Unabhängig von der Aussage kommt der Song mit Wucht aus den Boxen und haut nicht nur verbal richtig rein.

Keine Angst, ich habe nicht vor alle 15 Songs ausführlich zu behandeln, aber zumindest für mich sind die ersten Tracks eines Album immer entscheidend. Hier wird der Hörer abgeholt und eingestimmt – oder nicht. Bei „Heyday“ ist die Auswahl der ersten Tracks auf jeden Fall perfekt um alle Hörer einzufangen.

Nach so viel fast reinem Speedfolk, kommt „Limerick Style“ mit Punk um die Ecke, rotzig und energiegeladen wird man hier aufgefordert „come with me“. Ich bin dann mal weg…

Faszinierend finde ich ja den authentisch irisch klingenden Gesang. Da ich im Gegensatz zu den meisten, mit der Bandhistorie und auch früheren Werken nicht wirklich vertraut bin, habe ich diesen Punkt noch mal recherchiert. Aber es sind und bleiben Mittelfranken. Dieser Punkt sorgt bei mir für erschrecken: Wie konnte diese Band direkt vor meiner unterfränkischen Nase ihr Unwesen treiben ohne dass ich es bemerkt habe??? Noch viel schlimmer: der ehemaliger Schlagzeuger von Fiddler’s Green hat zu J.B.O. gewechselt, spätestens da hätte ich sie doch bemerken müssen.  Aber zurück zum Album: Nach mehreren schnelleren und auch etwas härteren Nummern wird es mit „Better You Say No“ ruhiger und Folk pur. Thematisch bewegen wir uns hier auch im klassischen Bereich: Es geht um Frauen. Frauen und Alkohol sind bei einem Folkalbum einfach essentielle Themen, die natürlich von Fiddler’s Green bedient werden. Dennoch finde ich den Song mit am schwächsten, mir fehlt hier die Power. Der ruhigere Track zeigt dafür deutlicher welche Qualität die einzelnen Musiker haben, laut und schnell verzeiht ganz klar mehr, als ruhig und getragen. Auch stimmlich überzeugen mich die Franken voll und mit „Cheer Up“ haben sie mich wieder. Das Lied kann man mit einem Wort beschreiben: Groove. Davon hätte ich gern noch mehr. Bekomme ich auch mit „John Kanaka“ einem typischen Trinklied. Wobei – auch hier schaffen es Fiddler’s Green noch ihre eigene Note einzubringen und aus dem Song dadurch MEHR zu machen. Ich kann das nicht mal an einzelnen Elementen fest machen, es ist einfach die Summe aller.

„Heyday“ als Titeltrack hat lange auf sich warten lassen, um mich dann mit Ska zu überraschen, der mit viel Folk und einem sehr großzügigen Schuss Punk kombiniert wurde. Die Tempowechsel sind sehr gut umgesetzt, aber die langsameren Passagen sind mir etwas zu langweilig.

Zum Abschluss kann man noch mal ganz gediegen Schunkeln, perfekt für jedes Weinfest. Melancholisch und sanft klingt dieses Album aus. Ein gut gewählter Abschluss!

Während ich mich schon für die Reaktionen wappne, kann ich dieses Album nur allen ans Herz legen, die entweder Fans von Folk oder Punk sind und allen Fans des klassischen Hard Rock, die ihren Horizont erweitern wollen.

Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten!

 

Trackliste:

  1. Prelude
  2. The Freak Of Enniskillen
  3. No Anthem
  4. Limerick Style
  5. Farewell
  6. Born To Be A Rover
  7. The Congress Reel
  8. Sláinte
  9. Better You Say No
  10. Cheer Up
  11. One Fine Day
  12. John Kanaka
  13. Heyday
  14. Steady Flow
  15. Together As One

 

Line-Up:

Stefan Klug: Akkordeon, Bodhrán

Rainer Schulz: Bass

Pat Prziwara: Gesang, Gitarre, Banjo, Mandoline

Ralf „Alibi“ Albers: Gesang, Gitarre, Mandoline

Frank Jooss: Schlagzeug, Percussion

Tobias Heindl: Gesang, Geige

 

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