Firtan – Okeanos

© Firtan

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Firtan
Album: Okeanos
Genre: Melodic / Progressive Black Metal
Plattenfirma: AOP Records
Veröffentlichung: 13.07.2018

 

Immer wieder schön solche Perlen zu entdecken. Dabei gibt es FIRTAN aus Lörrach schon seit 2010. Und das neue Album OKEANOS ist auch schon das zweite nach dem 2014er Werk „Niedergang“. 2013 und 2016 gab es zudem jeweils eine EP. Produziert wurde die Platte, die auch in limitierter Auflage zu 100 Stück als Vinyl erhältlich sein wird, in der nicht unbekannten ‚Klangschmiede E‘ mit Markus Stock.

Sechs Songs haben es auf die Platte geschafft, alle überdurchschnittlich lang, angenehme, kurzweilige 40 Minuten feinste Musik. Wie an den Titelnamen zu erkennen, und auch entfernt auf dem von Drummer David Kempf entworfenen Cover, spielt ein Großteil der Songs von Wasser und Meer. Textlich hat man sich von ‚Nietzsche“ inspirieren lassen, bzw. hat die Texte stellenweise komplett übernommen. (siehe TAG VERWEIL, NACHT VERWEIL und SIEBENTE, LETZTE EINSAMKEIT.)

Laut Band passt diese bildliche, starke Sprache sehr gut zu der Musik von FIRTAN. Dabei steht bei ihnen die Musik klar im Vordergrund. Alle Songs basieren grundlegend auf gutem alten Black Metal. Das Melodien eine große Rolle spielen, ist nicht zu überhören. Von daher kommen die Songs nicht übermäßig hart rüber, transportieren so aber spannende, tiefgreifende Emotionen. Was auch daran liegt, das FIRTAN in ihrem neuen Album verstärkt andere Stile mit einbringen und alles zu einem wunderbaren Klang verschmelzen lassen.

Schon SEEGANG, das erste Stück, beginnend mit Schiller’s „Der Taucher“, auf den ein durch Mark und Bein gehender Schrei folgt, zeigt ganz deutlich was den Hörer in den nächsten 40 Minuten erwartet. Erst Knüppel aus dem Sack, dann verträumt, verspielt, intensiv. Gesanglich wird Phillip Thienger, der hauptsächlich die Black Metal Screams bedient, unterstützt von André ‚Agordas‘ Groschopp, der dann die tiefen Growls auspackt.

Langweilig werden die Songs nie. Immer wieder finden sich andere Metal Spielarten wieder. Mal ein bißchen Death Metal hier, Melodic Death da. Eine Spur Post Metal und etwas Death Doom. Und alles umrahmt von nordisch, kaltem Black Metal, der auffallend progressiv und technisch daher kommt. Sehr anspruchsvoll für Geist und Körper 😉

Besonders angetan haben es mir NACHT VERWEIL, ein melodischer, emotionaler und auch rockender Black Metal Hybrid. Ein Song, der einen mit auf eine Achterbahnfahrt durch die Gefühle nimmt. Mit Geigen, Blast Beats, Screams und Growls. Alles was man sich wünscht. Und das traurig schöne PURPUR, ein Instrumental auf der Geige (gespielt von Klara Bachmair), das nur leichte Begleitung durch eine Gitarre erhält. Da zeigt es sich, wieso eine Band wie ‚My Dying Bride‘ immer wieder auf dieses Instrument zurückgreift. Mit keinem anderen kann man traurige Emotionen so schön vertonen. Und PURPUR ist sehr traurig und dabei so schön!

SIEBENTE, LETZTE EINSAMKEIT überrascht zu Beginn mit einem Ausflug in den Death Doom, nimmt aber bald an Fahrt auf und bietet in knapp zehn Minuten noch mal alles, was diese Musik so wunderbar ausmacht. Ruhig Parts, „hässliche“ Parts, Geknüppel und technische Raffinessen.

FIRTAN sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. Fans von ‚Emperor‘, ‚Moonsorrow‘ aber auch ‚Enslaved‘ und ‚Opeth‘ dürften durchaus Spaß mit dieser Platte haben. Ein geniales Album, welches in Zukunft einen festen Platz bei mir haben wird und gute Chancen auf meine diesjährigen Top Ten hat. Da hat alles Hand und Fuss, geht spielend leicht ineinander über und alles klingt wie es soll. Perfektes Songwriting kann man da nur sagen. Black Metal in seiner schönsten Form. Danke!

 

Tracks:

01 – Seegang
02 – Tag verweil
03 – Nacht verweil
04 – Purpur
05 – Uferlos
06 – Siebente, letzte Einsamkeit

 

Line-Up:

Phillip Thienger – Gesang & Gitarre
Oliver König – Bass
David Kempf – Schlagzeug
Christian Strobel – Gitarre
Klara Bachmair (Session Musikerin) – Geige

 

Weitere Infos:

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Bandcamp

 

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