Geschrieben von Katja Maeting
Band: Forgive
Album: Mirrors
Genre: Melodic Hardcore
Plattenfirma: Krod Records
Veröffentlichung: 22. Mai 2020
Forgive ist eine noch junge Band aus Frankreich, die 2016 gegründet wurde und welcher die Genre-Beschreibung Melodic Hardcore nicht unbedingt gerecht wird, denn zumeist erwartet man dabei ja ein Wechselspiel aus harten Strophen und klar-melodischen Refrains. Stattdessen servieren die fünf auf ihrem Debütalbum eine raue und emotionale Mischung, wie ich sie bisher vorrangig nur von einen großartigen Bands des deutschen Undergrounds kannte.
Der Titel „Mirrors“ ist dabei als eine Art übergreifendes Konzept zu verstehen, widmen sich Forgive in ihren Texten doch den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb und außerhalb der Familie und weiten den Blickwinkel dabei von der kleinen Erfahrungswelt der Familie bis hin zu einer umfassenden Gesellschaftsbetrachtung.
Musikalisch gestalten sich die Songs dabei sehr unterschiedlich, immer wieder unterbrochen von instrumentalen Interludes. Es gibt eher kantige Stücke, die sich Richtung Post-Hardcore lehnen, so z.B. „I’ll Finally Sleep“, welches zwar durchaus Melodien beinhaltet, aber Wert darauf legt, die Übergänge nicht zu sehr zu glätten und entsprechend aufgewühlt klingt. „Broken Family“ mildert das Prinzip etwas ab und arbeitet mit einer prominenten Basslinie und kurzem Breakdown und schafft sich so etwas Eigenständigkeit. Tracks wie die Vorab-Single „Smoke Screen“ fusionieren hingegen eine doch recht melodische musikalische Ausgestaltung mit rohen Shouts und setzen so auf das Wechselspiel der Kontraste.
Und dann gibt es noch die absoluten Überraschungen wie die perfekte Hymne „Psyche“, welche einen schon nach wenigen Sekunden mit den roughen Cleans packt und auf atypische Art eine unglaubliche Catchiness erschafft und den Beweis antritt, dass auch brachiale Härte als Ohrwurm taugt. Ähnlich sticht auch „Faceless“ heraus, welches mit schon fast punkig-rotziger Aggression agiert und erneut insbesondere mit den roughen Cleans als Ergänzung zu den Shouts punktet und mit seinem plötzlichen Wechsel zu Hardcore-Charakteristika.
Mit ihrem Debüt legen Forgive eine Scheibe vor, auf der sie definitiv aufbauen können. Das Album ist sehr heterogen ausgefallen und das Niveau der Tracks ist nicht unbedingt immer auf einer Höhe, aber für einen Erstling schon ordentlich. Dazu kommen einige absolute Highlights, wie das bereits genannte „Psyche“, die eine gute Orientierungsmarke für das sein könnten, was man von Forgive noch erwarten kann. Was sie aus meiner Sicht definitiv nochmal überdenken sollten, ist die Länge mancher Songs, denn der eine oder andere wirkt dann doch schon auserzählt, bevor er wirklich zu Ende ist. Aber die Jungs fangen ja gerade erst an, von daher bin ich da zuversichtlich.
Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Lost
02. I’ll Finally Sleep
03. Engraved
04. Find What’s Lost
05. Broken Family
06. Psyche
07. Faceless
08. Trust Commitment
09. Smoke Screen
10. Stars Are Expected To Shine By Night
11. Hell Is The Others
12. Solace
Line-up:
Jean-Charles Guimard – Vocals
Alban Morin – Drums
Guillaume de Sutter – Bass/Vocals
Xavier Ponelle – Guitar
Julien Rogozinski – Guitar
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