Gabor von Magma Rise im Interview: „Es geht um meine Familie, meine Heimat“

© Magma Rise

Unser Matze kannte die Epic-Doomer Magma Rise bis vor kurzem noch gar nicht. Deren neues Album „To Earth to Ashes to Dust” gefiel ihm aber so gut, dass er die Gelegenheit zum Interview nicht sausen ließ. Er sprach mit Bandchef Gabor, für den das Album ein sehr, sehr persönliches ist. 

Hellfire: Hallo, Gabor! Ich kannte Magma Rise bislang nicht, doch Eurem Foto auf Bandcamp und dem Cover Eures neuen Albums nach dachte ich mir, Eure Mucke könnte mir gefallen (und das tut sie!). Ich hätte jedoch einen etwas anderen Stil erwartet, mehr Richtung Crowbar. Ihr spielt epischen Doom Metal, verfolgt visuell aber einen anderen Ansatz als viele Bands, die einen ähnlichen Stil spielen. Geht Ihr bewusst einen anderen Weg? Und hat der Baum auf dem Cover eine konkrete Bedeutung?

Besagtes Bandcamp-Foto © Magma Rise

Es freut mich, dass dir unsere Musik gefällt. Aber Bands nach ihrem einem „visuellen Ansatz“ zu labeln, das gehört in die Achtziger und Neunziger. Damals sollte man lange Haare haben, wenn man Metal spielte, und Bandfotos sollten alles über den Musikstil aussagen. Thrasher hatten „Uniformen“, wozu auch solche Sachen wie Haarbänder gehörten. Wir gehen keinen „anderen Weg“. Wir sind, wer wir sind. Ein paar ganz normale, nicht mehr ganz so junge Leute. Wir machen uns keine Gedanken, wie wir aussehen sollten.

Für das Cover haben wir ein Foto verwendet, das vor rund 100 Jahren in dem Dorf gemacht wurde, aus dem meine Familie stammt. Den riesigen Baum gibt es immer noch. Er ist mehr als 300 Jahre alt und ich habe als Kind gerne dort gespielt, bin auf ihn geklettert. Das Album handelt von der Vergangenheit, vom Leben, von meinen Wurzeln, von meiner Familie, von persönlichen Dingen. Eigentlich begann das ganze Konzept mit dem Foto des Baums aus meinem Heimatort. Wir hatten zuerst das Cover und das gab den Antrieb, die Texte zu schreiben. Ein sehr inspirierendes Foto.

Hellfire: Doom-Metal-Legende Eric Wagner gastiert auf dem Album als Sprecher. Bitte erzähl uns, wie es dazu kam!

Ich bin großer Trouble-Fan und kenne Eric seit ungefähr 14-15 Jahren. Mit unserer früheren and Wall of Sleep eröffneten wir einst für Trouble und mit Magma Rise spielten wir schon mehrfach vor Erics aktueller Band, The Skull. Die Worte des Heiligen Augustus (die, gesprochen von Eric Wagner, das Album einleiten und beenden) wollte ich unbedingt verwenden, aber ich brauchte Eric, um sie zu sprechen. Seine Stimme war die einzige Lösung. Ohne sein „ja“ gäbe es das Intro und das Outro nicht.

Hellfire: Gibt es ein lyrisches Konzept, das die Songs zusammenhält? Worüber singst du auf „To Earth to Ashes to Dust“?

Ja, es gibt ein lyrisches Konzept. Wie ich bereits erwähnte, geht es um meine Wurzeln, meine Familie. Die Familie meines Vaters lebt in einem Dorf an der Donau in der Nähe von Budapest. Die Vorfahren, deutsche Siedler, bauten es auf, nachdem das Osmanische Reich Ungarn als totes Land zurückgelassen hatte. Vor 300 Jahren zogen diese Menschen nach Ungarn und fanden hier ein neues Zuhause. Das Lied „From the Heights from the Ground“ etwa handelt von ihnen. Im Titeltrack geht es um meinen Großvater.

Zwischenzeitlich ereignete sich ein tragischer Tod in meiner Familie, was das gesamte Konzept für mich in ein sehr viel dunkleres Licht gerückt hat. Damals wurde ich auf die Worte des Heiligen Augustinus aufmerksam. Ich wollte sie verwenden, weil sie genau beschreiben, was ich damals fühlte. Ich bin Eric wirklich sehr dankbar für sein Mitwirken. Worte des Heiligen Augustinus habe ich übrigens auch für den letzten Song auf dem Album verwendet, „Et Fillii”.

Hellfire: Das Album hat einen natürlicheren Sound als ihn viele andere epischen Doom-Metal-Bands pflegen. Zum Beispiel gibt es keinen Hall im Candlemass-Stil am Schlagzeug. Auch klanglich geht Deine Band ihren eigenen Weg.

Das ist unser Sound, so klingen wir. Wir wollten unserem Live-Sound so nahe wie möglich kommen. Genau das ist unser Konzept – schwer, fett und organisch. Wir wollten nicht wie diese Band oder jene Band klingen, sondern nur den Sound aufnehmen, den wir live haben. Wir sind dafür zum Beispiel in einen Musikclub in meiner Heimatstadt gezogen und haben dort auf der Tanzfläche das Schlagzeug und den Bass parallel aufgenommen. Hall brauchten wir also gar nicht.

Hellfire: „To Earth to Ashes to Dust“ ist ungefähr 35 Minuten lang, es hat keine Schwachstelle, es zieht sich nie. Man hätte es leicht strecken können. Sehr schön, dass Ihr das nicht gemacht habt!

Das war Teil des Konzepts. Wir hatten zwar noch einige Riffs für weitere Songs, aber das Konzept war klar und die sieben Songs sagen alles, was zu sagen war. Musikalisch wie lyrisch.

Da kann ich Gabor nur zustimmen. Und ich habe mich sehr gefreut, dass er die optische Uniformierung von Bands und ihrer Musik in seinen Antworten dorthin befördert hat, wo sie hingehören – in die Vergangenheit.

 

Interview: Mathias Keiber

 

Weitere Infos:

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