Ghost – Impera

(C) Ghost

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Ghost
Album: Impera
Genre: Rock
Plattenfirma: Loma Vista Recordings
Veröffentlichung: 11.03.2022

GHOST und meine Wenigkeit, das war bislang keine wirkliche Liebesbeziehung. Natürlich war mir das Projekt von Tobias Forge alias (aktuell) Papa Emeritus IV von Anfang an ein Begriff, doch erste Versuche, mich mit dem Sound des Schweden anzufreunden, scheiterten kläglich. Vermutlich hätte sich daran bis heute nichts geändert, hätten Feuerschwanz auf der Deluxe Fassung ihres neuen Albums „Memento Mori“ nicht ausgerechnet ein Cover von „Square Hammer“ aufgenommen, welches mein Interesse an der Original Version geweckt hatte, und siehe da, die Nummer schaffte es tatsächlich in meine Playlist. Von daher konnte ich die Bitte unseres Chefs, doch etwas zur neuen GHOST Langrille „Impera“ zu schreiben, nicht abschlagen. Also Kopfhörer aufgesetzt und Player gestartet.

Nach dem epischen Instrumental Intro sehe ich mich beim ersten echten Song „Kaisarion“ beinahe genötigt, mal auf meinen Player zu schauen, ob ich da auch wirklich die richtige Scheibe aufgerufen habe, denn der langgezogene Schrei zu Beginn des im Uptempo gehaltenen Tracks erinnert eher an eine Hard Rock/Melodic Metal Band als eine im okkulten Rock agierende Formation. Davon abgesehen verbreitet die Nummer einen ungeahnt positiven Vibe, die Backing Vocals sind erwartungsgemäß breit angelegt (wenn auch nicht überdimensioniert) und der Melodiebogen ist vom Feinsten. So was nennt man wohl einen überraschenden, aber gelungenen Auftakt. Beim nachfolgenden „Spillway“ hält dann der AOR Einzug und man könnte glatt meinen, Björn Strid hätte sich heimlich als Papa Emeritus verkleidet. Dementsprechend wird hier zuckersüßer Ohrwurm Pop-Rock geboten, wie ihn The Night Flight Orchestra nicht besser hinbekommen hätten.

Beim erstmaligen Hören der Vorab Single „Call Me Little Sunshine“ unmittelbar nach dessen Veröffentlichung konnte ich der Nummer nicht sonderlich viel abgewinnen. Dabei ist das simple, aber äußerst griffige Grundriff, der schleppende Rhythmus und der bärenstarke Pre-Chorus („You will never ever walk alone…“) wahrlich nicht von schlechten Eltern, aber der Refrain wollte nicht so recht zünden. Erst ein paar weitere Versuche im Zuge dieser Album Besprechung machten den Song zu einem echten Grower. Das zwischen Pop-Rock und dynamischen Stampfer pendelnde „Hunters Moon“ fällt in die gleiche Kategorie, benötigt das Stück mit seiner anfangs nervigen Synthie-Hook schlicht Zeit, um zu gedeihen.

Auch „Watcher In The Sky“ wandelt zwischen den musikalischen Welten, denn zu Elementen eines düsteren Riff-Monsters gesellen sich AOR-lastige Harmonien, bei denen lediglich die übertriebene Wiederholung der Refrain-Textzeile etwas nervt. Nach dem blassen instrumentalen Intermezzo „Dominion“ folgt mit „Twenties“ der wohl experimentellste, um nicht zu sagen exzentrischste Song des Albums, denn mit dem Einsatz von Bläsern, einer lateinamerikanischen Tanzrhythmik sowie einer Gesangsperformance, die irgendwie an den Auftritt eines Bösewichts aus irgendeinem Disney-Film erinnert, war absolut nicht zu rechnen. Ich würde mal vermuten, selbst hartgesottene GHOST-Fans dürften sich mit dieser Nummer schwertun.

„Darkness At The Heart Of My Love“ ist eine cheesige Fingerschnippballade hart an der Kitschgrenze, bei der sich selbst dem hartgesottensten namenslosen Ghoul schon mal die Krallen aufrollen können. „Griftwood“ bewegt sich dann wieder in AOR Gefilden mit lyrischen Hochgenüssen der Marke „I’m Your Rock, Baby / I Won’t Back Down“, während ein kurzes Interlude („Bite Of Passage“) nahtlos zum finalen Track „Respite On The Spital Fields“ überleitet. Der mit über sechseinhalb Minuten längste Song des Albums trägt balladeske Züge, bemüht sich aber eine eher düstere Atmosphäre heraufzubeschwören, was trotz cineastischem Breitwand Refrain nur bedingt gelingt. Auch dieses Stück benötigt einige Anläufe, um seine durchaus vorhandene Klasse zu entfalten.

Werden GHOST nun meine neue Lieblingsband? Wohl eher nicht, auch wenn mir „Impera“ in Teilen richtig gut gefällt. Allerdings sind – insbesondere in der zweiten Hälfte – auch einige Songs dabei, die mich eher ratlos zurücklassen als Begeisterung zu entfachen. Der geneigte Fan wird dies ohnehin anders sehen, was der jüngst gelungene Sprung an die Spitze der deutschen Albumcharts beweist.

Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:

  1. Imperium
  2. Kaisarion
  3. Spillways
  4. Call Me Little Sunshine
  5. Hunter’s Moon
  6. Watcher In The Sky
  7. Dominion
  8. Twenties
  9. Darkness At The Heart Of My Love
  10. Griftwood
  11. Bite Of Passage
  12. Respite On The Spital Fields

Line Up:

Papa Emeritus IV: Gesang

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