Gloryhammer – Erwartungen, Erfahrungen und (mögliche) Entwicklungen

© Jörg Schnebele

English version below

Kurz vor der „Siege of Siegburg“ (dt.: Belagerung von Siegburg) nahmen sich „The Hootsman“ James Cartwright und „Kronprinz Angus McFife“ Thomas Winkler Zeit, um mit dem Hellfire Magazin über ihre Erwartungen an Gloryhammer, Tourerfahrungen und die unglaublichen Fans zu sprechen.

HF: Eure Tour ist schon fast wieder zu Ende, ihr habt nach heute noch zwei Termine vor euch. Was ist für euch immer das schönste am touren, und was das anstrengendste bzw. nervigste?

James: Das Beste am touren ist es, die Shows zu spielen. Viele Termine sind ausverkauft. Würde das was wir tun uns keinen Spaß machen, würden wir es ja nicht tun. Aber es macht uns wirklich Spaß. Und ist wahrscheinlich auch gleichzeitig das Anstrengendste. Wir spielen 24 Shows, ohne einen Tag frei dazwischen. Nicht unbedingt die schlaueste Idee aller Zeiten (lacht). Wir mussten einen Auftritt absagen, weil sich dieser nervige Infekt im Tourbus ausgebreitet hat. Ich glaube, der einzige, den es nicht erwischt hat, ist Zargothrax. Das kann eigentlich nur daran liegen, dass er die ganze Zeit betrunken war (lacht). Hat wohl gut funktioniert. Ansonsten sind es eher die kleinen Dingen, die am touren manchmal nerven. Zum Beispiel die Toiletten in manchen Hallen oder das man sich zusammen eine Dusche teilen muss.

HF: Wie waren deine Erwartungen, als du zu Gloryhammer gestoßen bist? Hast du diese Entwicklung erwartet?

James: Nein! Ich bin ja ganz am Anfang zu Gloryhammer gekommen. Chris saß bei mir zu Hause und fragte mich: „Willst du in einer Band spielen?“ Und ich hab einfach „Ja“ gesagt, ohne ernsthaft zu glauben, dass da jemals was draus werden würde. Aber ohne eine einzige Show zu spielen, haben wir einen Plattenvertrag bei Napalm Records gekriegt, haben ein Album aufgenommen und unser allererster Gig dann war direkt eine ausverkaufte Show in Tilburg. Und als nächstes standen wir bei den Metaldays in Tolmin auf der Hauptbühne. Und ich dachte nur: „Oh f…, es könnte tatsächlich was werden.“ Ganz zu Anfang hatte ich eigentlich nur gedacht: „Sag einfach ja, damit er die Klappe hält und nicht mehr fragt.“ 

HF: Ihr spielt ja eine bestimmte Rolle auf der Bühne. Ist das etwas komplett Neues für euch?

James: Ich glaube nicht, dass ich eine Rolle spiele.
Thomas: Wir spielen Rollen, die unseren Persönlichkeiten entsprechen.
James: Ich weiß noch, als wir vor ewigen Zeiten Festivals gespielt und viel gefeiert haben. Und unsere Booking Managerin hat mit einem der Festival Promoter gesprochen und meinte zu mir: „Ich habe mit einem der Promoter gesprochen und er denkt das gleiche wie ich, die Trinkerei wird irgendwann noch zu einem Problem für dich werden.“ Und ich habe mir dann überlegt, dass ich es einfach zu einem Teil der Show mache. Und so ist es heute noch.

HF: Okay, da ihr sagt, ihr spielt eigentlich nicht wirklich Rollen auf der Bühne, kann ich meine nächste Frage wohl streichen…
James: Was war denn die Frage?
HF: Ich wollte fragen, ob das Spielen einer bestimmten Rolle es einfacher oder sogar schwerer macht, einen Auftritt durchzuziehen, wenn man z.B. einen schlechten Tag hat oder krank ist, denn die Fans haben ja bestimmte Erwartungen an eure Show. 

James: Keine Ahnung. 
Thomas: Es kommt immer auf die Fans an. Wenn die Menge jubelt, vergisst du auch mal deine Probleme…und normalerweise haben wir ein super Publikum.
James: Es ist sehr selten, dass das Publikum negativ eingestellt ist. Vielleicht in der Vergangenheit mal, wenn wir bei irgendwelchen seltsamen Festivals waren, die eigentlich nicht für uns geeignet waren. In Bezug auf ob es einem das Publikum leichter macht – ja, es ist schon hart, wenn du auf die Bühne kommst und alle stehen da mit verschränkten Armen und verziehen keine Miene. Da ist es schwierig, in Partystimmung zu kommen und bis zum Letzten alles zu geben. Aber meistens machen wir es trotzdem und am Ende hat jeder eine gute Zeit. Manche Shows beginnen ziemlich ruhig und mittendrin drehen dann alle komplett durch. 

HF: Es gibt ja so etwas wie einen Gloryhammer Fan Club…
James: Ja, das ist was Neues
Thomas:The Cult Of Hoots…
HF:…und die Fans diskutieren da die wildesten Ideen wie z.B. wer eigentlich König von Fife ist, worum es beim nächsten Album gehen wird und wie man aus der Gloryhammer Welt am besten ein Pen&Paper Spiel machen kann. Hat euch diese Reaktion überrascht…

James: Nein…es ist so…ich hatte keine Ahnung, dass es das geben würde und bin dann eines Morgens aufgewacht und jemand hatte „The Cult Of Hoots“ erstellt und ich hatte ungefähr hundert Benachrichtigungen…Es hat mich aber nicht wirklich überrascht, denn schon seit Jahren kriegen wir verrückte Nachrichten wie „Ich werde ein Gloryhammer Spiel machen“, „Ich werde einen Gloryhammer Comic machen“, “ Ich mache einen Gloryhammer Trickfilm“. Wenn es irgendwas kreatives gibt, was man dazu machen kann, dann haben wir da draußen einen kreativen Fan, der es machen will. Aber bisher hat es noch keiner zu Ende gebracht. Es gab mal einen Typen, der einen Comic machen wollte und der richtig coole Zeichnungen hatte. Wir haben gesagt „Los mach es“. Wir haben nie wieder was
von ihm gehört. Und manchmal kriegen wir dann auch Nachrichten, wo Leute möchten, dass wir SIE bezahlen, damit sie ein Gloryhammer Spiel machen oder so etwas und wir dann nur „Nein!“.

HF: Aber wäre es nicht toll, so etwas wie eine Animationsserie zu machen, so als Erweiterung der Gloryhammer Welt?

James: Wenn das jemand machen möchte, gerne. Das Ergebnis würde mich sehr interessieren. 

HF: Es steht ja immer die gewaltige Zahl von 21 Geschichten über Angus McFife und den Zauberer Zargothrax im Raum. Steht das Ende der Geschichte schon fest oder ist das etwas, was sich von Album zu Album entwickelt?

James: Das geht von Album zu Album. Es gibt haufenweise Ideen für Album Themen, aber das sind alles nur Möglichkeiten.
Thomas: Ja, während des Songwriting Prozesses ändert sich viel. Manchmal arbeitest du schon länger an etwas und dann kommt Chris oder ein anderer mit einer neuen Idee an und die ersetzt dann das bisherige. Was manchmal echt schade sein kann. 

HF: Thomas, du hast ja früher auch schon mal ein Buch geschrieben, bist also im Fantasy Bereich gewissermaßen bewandert. Stichwort Nieverlore-Saga, das Königreich der Wunder. Dazu gab’s ja auch eine Power Metal Band, die zu dieser Thematik aktiv war. Hilft dir diese Erfahrung bei der Umsetzung auf der Bühne und auch beim Songwriting eventuell?

Thomas: Beim Songwriting wahrscheinlich schon. Ich denke mal, dass ist ja ein Prozess über Jahre. Wenn man da früh anfangt mit, wird man wahrscheinlich auch immer besser irgendwie. Vom Schauspielerischen her, das liegt mir einfach im Blut. Ich hab das schon als Kind gern gemacht und hab das nicht speziell erlernt in einer Schule oder dergleichen. Mir macht das einfach Spaß. Das Buchschreiben wiederum ist was ganz anderes, dass hilft mir natürlich bei den Lyrics, aber das mache ich auch sonst einfach gerne. Ich habe leider nicht mehr so viel Zeit zum Schreiben, habe aber tatsächlich ein zweites Buch fast fertig geschrieben. Das werde ich dann irgendwann mal überarbeiten und auch veröffentlichen.

HF: Nochmal zum Songwriting, du hast vor ein paar Jahren gesagt, dass für dich die Texte nicht nur inhaltlich wichtig sind, sondern auch in Bezug auf die Silben etc., da sich nicht alles gleich gut singen lässt. Du hast ja beim zweiten Album auch schon an den Lyrics mitgeschrieben. Wird das in Zukunft noch mehr werden oder passt du die Texte nur so an, wie es für dich zum Singen am besten ist?

Thomas: Das wird sich wohl alles noch näher ergeben, aber ich habe schon ein paar Songs geschrieben für das neue Album. Ob sie es dann auf die Platte schaffen, werden wir sehen. Aber wenn Chris viel zu tun hat, dann fragt er mich, ob ich noch Lyrics schreiben kann. Er erklärt mir dann kurz das Thema und dann schreibe ich was dazu. Das geht natürlich am besten, wenn die gesamte Storyline eines Albums schon im vorhinein bekannt ist, denn sonst ist es manchmal schwierig abzuschätzen, was am sinnvollsten in die Geschichte passt.

HF: Welche Eigenschaft von Angus McFife hättest du gerne? Und um was würde Angus McFife dich beneiden?

Thomas: Das geht so ein bisschen in die Richtung deiner Frage von vorhin, denn wir spielen ja tatsächlich Charaktere, die uns ähnlich sind. Angus McFife ist Herrscher einer ganzen Galaxie, was will man mehr? Darum beneidet ihn wahrscheinlich jeder. Umgekehrt würde er mich vielleicht darum beneiden, dass ich nicht so im Zentrum der Galaxis stehe und der Druck, der auf mir lastet, ja doch ein bisschen kleiner ist.

HF: Wie kam es dazu, dass ihr auf dieser Tour das komplette Album „Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards“ spielen wolltet und wollt ihr das in Zukunft mit jedem neuen Album beibehalten?

Thomas: Der Grund ist eigentlich, dass wir das komplette Album ja noch garnicht gespielt haben. Es ist ja eine durchgehende Geschichte, daher macht es Sinn, es am Stück zu spielen. Man merkt richtig, die Leute haben Freude daran, wenn sie sich in diese Welt begeben können und für uns ist es auch cool, endlich mal die Songs zu performen, die wir sonst eben nicht spielen können auf Festivals. Insbesondere „Heroes (Of Dundee)“, den Song habe ich geschrieben, wir haben ihn noch nie live gespielt vorher und er kommt sehr gut an. Was mich natürlich sehr freut. Es ist einfach cool, das ganze Werk zu sehen, wie es live rüberkommt.

HF: Vielen Dank für das Interview.

Interview: Katja Rohloff

Fotogalerie der Gloryhammer Show im Kubana Siegburg

Gloryhammer bei Facebook
Website von Gloryhammer

© Jörg Schnebele

English version of the interview 

Right before the „Siege of Siegburg“ „The Hootsman“ James Cartwright and „Crownprince Angus McFife“ Thomas Winkler talked to Hellfire Magazine about their expectations when joining Gloryhammer, their experiences on tour and the unbelievable fans of the band. 

HF: Your tour is almost over, you have two dates ahead of you after  todays show. What’s the best thing about touring for you, and what’s the most exhausting  or annoying thing?

James: The best part of touring is to play the shows. A lot of the shows are sold out. If we wouldn’t enjoy what we are doing, then we wouldn’t do it. Just doing it is enjoyable. And the most exhausting thing is probably doing it as well. We have 24 shows and no day off on this tour. Not the best idea anyone ever had I think (laughs). We had to cancel one show ‚cause this horrible chest infection has swept the bus. I think the only one who hasn’t had it is Zargothrax. The only reason I can think of for this is that he was drunk all the time (laughs). Obviously that worked pretty well for him. Other exhausting things about touring? The toilets in some venues, I think. Or sharing a shower. It’s just minor things.

HF: What were your expectations when you joined Gloryhammer? Did you expect this developement?

James: No! When I joined Gloryhammer, it was just at its start. Chris sat in my bedroom and asked me: „You wanna be in a band?“ And I said „Yes“, not thinking we would ever do a single thing. But without playing one single show, we got a record deal with Napalm Records, recorded an album and then our very first gig was a sold out show in Tilburg and our second show was mainstage at Metaldays in Tolmin. And I thougt: “ Oh f… maybe this can work“. My expectations at the beginning were probably like „just say yes and he’ll stop asking me“.

HF: You play a certain role on stage. Is this something that is completely new to you?
James: I don’t think I play a role.
Thomas: We all play roles that actually fit our personalities.
James: I remember a long time ago, we were doing festivals and a lot of partying etc. And our booking manager, she talked to one of the festivals promoters and she said to me: „I talked to one of the promoters and he thinks the same as me, drinking is gonna be a big problem for you one day.“ And then I thought to myself: „I’m gonna make it a part of the show“. And here we are now, still doing it.

HF: Okay, you said you don’t really play a role on stage, so I think I can skip my next question.
James: What was the question?
HF: I wanted to ask whether acting as a certain character is making it easier or even harder to perform on stage when you are having a bad day, are ill or something like that ‚cause the fans have certain expectations regarding your show.

James: I don’t know.
Thomas: It all depends on the fans you get. When the crowd cheers then you forget about your problems …Usually we’ve got really good crowds.
James: It’s very rare that there is a bad crowd. Maybe in the past when we’ve gone to some weird festival that wasn’t really for us. In terms of if crowds are making it easier, it’s hard when you go out on stage and a lot of people out there are standing there with their arms crossed. It doesn’t make you feel like partying or going the extra mile but then we usually do it anyway and everyone is having a good time anyway. Some shows start off quite quiet and then halfway through everyone is going apeshit.

HF: There is something like a Gloryhammer fan club…
James: Yeah, that’s a recent thing…
Thomas:The Cult Of Hoots…
HF: …and the fans discuss the wildest ideas like who is the king of Fife, what the next album may be about and how to transform the Gloryhammer universe into a pen&paper game. Were you surprised by this reaction…

James: No…it’s like..I didn’t know about it and I woke up one morning and someone had made „The Cult Of Hoots“ and I had about one hundred notifications…I mean, it didn’t really surprise me because for years we’ve been getting crazy messages like „I’m gonna make a Gloryhammer game“, „I’m gonna make a Gloryhammer comic“, I’m gonna make a Gloryhammer animated film“. If there is something that can be done, that is creative, then there’s a creative fan that we’ve got out there to do it. But no one ever follows through it. There was this guy who said he’s gonna make a comic and who had this real cool drawings and we said „Go for it“. Never heard from him again. And sometimes we get a message with people asking us to pay THEM to make a Gloryhammer game or something and we are like „No!“.

HF: But wouldn’t it be a good idea to make something like an animated series as a kind of extension to the Gloryhammer world?

James: If anyone wants to do it, then go ahead. I’d be very interested to see it.

HF: There always is this huge number of 21 stories to be told about Angus McFife and the wizard Zargothrax. Is the end of the Story already written or is this something that developes from album to album?

James: That’s from album to album. There are loads of ideas for album themes, but that are ones that could happen.
Thomas: Yeah, a lot of stuff changes during the songwriting process.You’ve been working on something for some time and then Chris or some other comes up with another idea and it gets replaced. What can be a shame sometimes.

HF: Thomas, you’ve already written a book, so in a sense you are well versed in fantasy. The keyword being Nieverlore saga, the kingdom of wonders. There was also a Power Metal band that was active on this topic. Does this experience help you with your perfomance on stage and also with the songwriting?

Thomas: Probably with the songwriting. I think that’s a process for years. If you start early, you will probably get better and better somehow. And the acting, that’s in my blood. I used to like that when I was a kid and did not learn that especially in a school or something like that. I just enjoy it. Writing books is something completely different. Of course that helps me with the lyrics, but that’s what I like to do otherwise. Unfortunately, I do not have much time left to write, but I have almost finished writing a second book. I’ll revise that and eventually publish it.

HF: Back to the songwriting part. You said a few years ago, that for you the lyrics are not only important in terms of content, but also in terms of syllables, etc., because not everything can be sung equally well. You already wrote some lyrics for the second album. Will that become more in the future, or will you only adapt the lyrics as best for you to sing?

Thomas: Time will tell, but I’ve already written some songs for the new album. Whether they make it to the album, we will see. But when Chris has a lot to do, he asks me if I can write some lyrics. He then briefly explains the topic to me and then I write something about it. Of course, this works best if the entire storyline of an album is already known in advance, otherwise it is sometimes difficult to estimate what makes the most sense in the story.

HF: What attribute of Angus McFife would you like to have? And what would Angus McFife envy you for?

Thomas: It goes a bit in the direction of your question from earlier, because we actually play characters that are similar to us. Angus McFife is ruler of an entire galaxy, what more could you ask for? That’s probably why everyone envies him. Conversely, he might envy me for not being so in the focus of the galaxy, and the pressure on me is a bit smaller.

HF: How come you wanted to play the full album „Space 1992: Rise Of The Chaos Wizards“ on this tour and would you like to keep that up with every new album in the future?

Thomas: The reason is actually that we did not ever play the complete album. It’s a continuous story, so it makes sense to play it in one piece. You can tell that people enjoy it when they can go into this world and for us it’s cool to finally perform the songs that we just can not play at festivals. In particular „Heroes (Of Dundee)“, a song that I wrote. We have never played it before live and it is very well received. Which of course makes me very happy. It’s just cool to see how it works live. 

HF: Thank you very much for the interview.

 

 

 
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