Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Halcyon Days
Album: Rain Soaked Pavements & Fresh Cut Grass
Genre: Melodic Hardcore/Modern Melodic Metal
Plattenfirma: Indie Recordings
Veröffentlichung: 15. Juni 2018
Wie ein ausgehungerter Piranha auf ein blutiges Steak – so in etwa habe ich mich auf das neue Album von Halcyon Days gestürzt, als es bei uns in der Reaktion auftauchte. Seit ich durch ihre Anfang Mai veröffentlichte erste Single-Auskopplung „July“ auf die Norweger aufmerksam geworden bin, habe ich schließlich auf diesen Moment gewartet.
Seit 2012 existiert die Band bereits und kann schon einiges an Veröffentlichungen vorweisen, neben zwei ( eine davon noch im Gründungsjahr erschienen) EPs ist dabei das Debütalbum „Elevate“ aus dem Jahr 2014 wohl der bis dato wichtigste Meilenstein in der Bandgeschichte. Und seit ihrer Gründung hat sich musikalisch bei Halcyon Days einiges getan – vor allem die Entdeckung des Sinns und der Anwendung von melodischen Elementen fällt mir da ein, waren diese auf den ersten Gehversuchen der Band doch arg unterrepräsentiert.
Beim Debütalbum wurde der Faktor Eingängigkeit schon mehr beachtet und seit der 2016 erschienen, selbstbetitelten EP haben die Norweger den Bogen zwischen Härte und Melodie schon ziemlich gut raus. Aber das neue Album „Rain Soaked Pavements & Fresh Cut Grass“ hebt das musikalische Level der Band nochmal auf ein ganz anderes Niveau und sitzt die Akzente auf neue und interessante Art.
Halcyon Days haben die Fähigkeit, auf eine raue Art Melodie und Härte zu kombinieren und so einen mitreissenden Sound zu erschaffen, der mit seinen Ecken und Kanten im Gedächtnis bleibt. Dabei ergibt sich ein Gesamtpaket, welches durchweg eingängig ist und harmonische Gegensätze bildet anstatt blind mit dem Vorschlaghammer zu agieren.
Schon beim Opener „Fragments“ zeigt sich, dass bei Halcyon Days inzwischen Melodien ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Den Gegenpol bilden die durchgehend intensiven Vocals, die zwischen Shouts und rauen Cleans balancieren. Das Metalcore-Feeling transportieren sie dabei auch ohne klassische Breakdowns. „In Memoriam“ zieht das Tempo an, die Vocals trotzen vor Emotion, insbesondere im durch reichlich Backing Vocals unterstützten Chorus und die Melodielinie hat ein paar Ausschläge Richtung Härte vorzuweisen.
Bei „Monument“ starten Halcyon Days direkt mit voller Soundwucht und verleihen dem Song durch diverse Tempowechsel einen abwechslungsreichen, mitreißenden Charakter. Definitiv einer meiner Favoriten auf dem Album. Die stellenweise Dominanz der Rhythmusfraktion gibt dem Song einen angenehmen Härteaspekt, der gut zum kraftvollen Melodiemotiv passt. Etwas aus der Reihe fällt der letzte Track „Friendship“, eine Metalcore/Post-Hardcore Ballade, die mit Chorgesang einen gewissen zuckrigen Faktor beinhaltet, der nicht ganz zum Rest des Albums passt. Die instrumentale Umsetzung gefällt mir sehr gut, nur die Gesangsparts tauchen mir zu sehr in den Honigtopf der großen Emotion. Hier wäre etwas weniger vielleicht mehr gewesen.
Zugegeben, noch ein kleines bisschen mehr Vielfalt in der Ausgestaltung der Songs würde wohl nicht schaden, vielleicht auch mal ein paar Experimente mit den härteren Akzenten der früheren Songs, aber auch so macht „Rain Soaked Pavements & Fresh Cut Grass“ richtig Spaß. Wer Wert auf Melodienvielfalt und eingängigen Metalcore Sound legt, ist hier richtig. Nur Breakdown-Fans kommen etwas sehr kurz.
Trackliste:
01. Fragments
02. Lights Out
03. July
04. Cerca Trova
05. Catcher
06. In Memoriam
07. Keeper
08. Monument
09. Winter
10. Friendship
Line-up:
Niklas Vestaby – Drums
Steffen Johansen – Bass
Robbe Madsen – Cleans/Vocals
Daniel Lorentsen – Vocals
Ulrik Linstad – Guitar
André Sørensen – Guitar
Weitere Infos:
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