von Mathias Keiber
Band: Haunt
Album: Flashback
Genre: Heavy Metal / Hard Rock
Plattenfirma: Church Recordings
Veröffentlichung: 3. Juli 2020
Trevor William Church, der früher als Beastmaker (Trad Doom) und seit geraumer Zeit unter dem Namen HAUNT (Oldschool Metal) ein Album nach dem anderen im Alleingang schreibt, aufnimmt und veröffentlicht, wird oft der Vorwurf gemacht, er sei zu produktiv. Das ist so ziemlich der blödeste Vorwurf, den man einem hauptberuflichen Musiker machen kann. Der Mann bestreitet schließlich seinen Lebensunterhalt mit seiner Musik. Das macht den Vorwurf in etwa so doof, wie wenn man einen Vollzeit-Beschäftigten dafür kritisiert, dass er täglich zur Arbeit geht. Und wer wie Church in einer Koblenzer Kneipe vor 50 Leuten spielt und sich sichtlich freut, dass einer der Anwesenden den Refrain eines Songs mitsingen kann, dem unterstellen wir auch bitte keinen Ausverkauf. OK?
So, das wollte ich schon lange sagen. Und damit zu „Flashback“, dem zweiten Longplayer von HAUNT im Jahr 2020. Es ist ein Album geworden, auf dem sich so mancher Trend des Vorgängers fortsetzt – zum Beispiel der Einsatz von Keyboards. Doch was im Januar noch eher eine düstere Note hatte, klingt nun um einiges freundlicher. Die Farbgebung des Covers geht hier durchaus mit der Stimmung Hand in Hand – beim letzten Mal noch dunkel, jetzt hell.
Was sich auch fortsetzt – leider – ist der gewöhnungsbedürftige Sound. Auf „Mind Freeze“ haderte ich anfangs mit dem steinharten Klang der Snaredrum, konnte mich letztendlich aber daran gewöhnen. Von „Flashback“ kann ich das nach mittlerweile fünf Durchläufen nicht behaupten. Beim ersten Mal war ich nach etwa 20 Sekunden sogar sicher: Uns wurde ein Rough-Mix geschickt.
Daher: Kurze Nachricht an den Chef, der klärte das direkt mit der Agentur ab. Seine Antwort an mich: Nö, Matze, is‘ kein Rough-Mix.
OK, dann versuche ich es eben nochmal, vielleicht habe ich mich ja getäuscht. Doch leider nicht: Jeder der ersten Drumbeats zwingt jeden meiner Kopfhörer in die Knie (Teufel Move BT, Teufel Move, Sony XB400B Wireless). Nach diesen Beats müssen sie quasi erst wieder hochfahren, doch die nächsten Beats zwingen sie schon wieder in die Knie.
Was also tun?
Ich ändere die Einstellungen meiner Musik-App, Power Amp. Und zwar folgendermaßen: Equalizer bleibt wie immer aus, Treble bleibt wie immer bei 60 Prozent, nur den Bass reduziere ich von 60 auf 40 Prozent. Danach starte ich das Album neu.
Siehe bzw. höre da: Meine Kopfhörer gehen nicht mehr in die Knie!
Alles wunderbar also? Pustekuchen!
„Flashback“ klingt einfach… nicht gut. Die Instrumente tönen rau und übersteuert, der Mix ist uneben, einzig Churchs Stimme klingt sauber. Ob sie aber so weit vorne im Mix sein muss? Das möchte ich trotz der gesanglichen Fortschritte doch grundsätzlich infrage stellen.
All das ist ziemlich schade. Denn Church hat wieder einmal gute Songs geschrieben. Nur kommen die Nummern nicht so zur Geltung, wie sie es könnten. Nein: Wie sie es sollten!
Meine Meinung: Wer wie Church alles allein macht, braucht eine gute externe Qualitätskontrolle. Die hat hier leider versagt. Falls es sie überhaupt gegeben hat.
Für schöne Songs, die sich unschön anhören, gibt’s dann halt auch nur 5 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist
1. Flashback 04:26
2. Winter’s Breath 04:34
3. Electrified 04:12
4. One With The Universe 04:05
5. Spend A Fortune 03:01
6. Figure In A Painting 03:50
7. Sweet Embrace 03:35
8. The Great Beyond 03:46
Lineup
William Trevor Church
Weitere Infos
https://hauntthenation.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/hauntthenation