Geschrieben von Dirk Draewe
Band: Heldmaschine
Album: Himmelskörper
Plattenfirma: MP-Records
Veröffentlichung: 04. November 2016
Da liegt es nun auf meinem Schreibtisch… „Himmelskörper“ das neue und zugleich 4. Studioalbum von Heldmaschine. Während die Fans noch bis zum 04. November warten müssen, konnte ich es schon etwas länger Probe hören… und ich kann Euch versprechen, das Warten hat sich gelohnt 😉
Die CD-Hülle kommt elegant in düsteren Farbtöne gehalten (Artwork und Layout: Christian Bröhenhorst), mit tollen Bandfotos (Fotograf: Scotty Blue) und einem Booklet mit den Songtexten in den Handel. Produziert wurde die Scheibe wieder von Tom Dahms, gemixt und gemastert wurde alles im Soundsolution 1 Tonstudio von Sänger René Anlauff. Also wieder das gleiche perfekte Duo wie schon bei allen andren Produktionen. Aber genug gequatscht, rein mit dem Silberling in den Player, Volume to the Max, Songtexte geschnappt und los gehts… um es vorweg zu nehmen, ich musste die 12 Songs auch ein paar Mal anhören, um die (hoffentlich) richtige Message zu verstehen 🙂 Aber das kennen wir ja von Heldmaschine… einfach zu verstehende Texte sucht man bei ihnen vergeblich und das ist auch gut so. So bleibt wenigstens viel Spielraum für eigene Interpretationen und Diskussionen.
Der erste Track mit dem verheißungsvollen 😉 Namen “(R)” ist mit seinen Synti-Klängen und den fetten Gitarrenriffs für mich schon gleich der erste Live-Party-Hit (aber ist nicht jeder Song von Heldmaschine ein Hit???) und vor meinem geistigen Auge sehe ich schon jetzt die lauthals mitgröhlenden Fans. Der Song ist ganz klar ein Seitenhieb an alle, welche Heldmaschine noch immer mit Rammstein vergleichen. Zugleich nimmt sich Sänger René damit selbst ein wenig auf die Schippe, den sein ro ro rollendes „R“ ist ja schon fast ein Markenzeichen von ihm.
In Gedanken noch mitwippend, folgt dann auch sofort der gleichnamige Titel zum Album „Himmelskörper“. Er beginnt mit einem düsteren Intro, welches sich dann in einem nicht mehr aus dem Ohr zu bekommenden Synti- und Gitarren-Riff und treibenden Drums in die Gehörgänge bohrt.
Ich summe noch die Melodie vom vorhergehende Song mit, da knallen mir die Jungs mit „Auf allen vieren“ meinen persönlichen Anspieltipp in die Gehörgänge. Harter Sprechgesang im Mix mit melodischem Refrain und harten Gitarrenklängen, was für ein Song, welcher sich inhaltlich mit (sexueller??) Unterwürfigkeit beschäftigt. Auch hier kann ich mir René schon auf der Bühne vorstellen, wie er seinen Parolen mit voller Aggresivität nur so ins Publikum schreit. Wow… schon jetzt steht für mich fest, dass diese Scheibe ein echtes Meisterwerk ist!!!
Noch völlig elektrisiert, wird man mit „Die Braut, das Meer“ wieder etwas runter geholt. Allerdings ist das genau so ein Song, bei dem ich einfach nicht auf die Botschaft komme. Der Song selbst lebt von dem schon fast theatralischen Gesang und dem genialen Outro… einem fast eineinhalb minütigen einfühlsames Gitarren-Solo von Tobi in welches schließlich René wieder einsteigt und den Song ausklingen lässt… WOW!!!
Beim Track „Alles Eins“ geht es um den Egoismus in unserer Welt und das jeder nur noch an sich denkt, anstatt im Sinne des Ganzen. Trotz der besungenen Problematik runden eingängige Melodien und ein für Heldmaschine typischer Refrain diesen Song auf hervorragende Weise ab.
Mit „Die Maschine spricht“ schildern die Jungs ihr Bandleben bei Live-Auftritten und die Wirkung ihrer Musik, welche wie süßes Gift Adrenalin durch die Körper der Fans pumpt. Genauso wie der 4/4-Takt des Liedes, einer grandiosen Gitarrenarbeit und der tragenden Stimme von René, die den Song nicht langweilig werden lässt und den Hörer verzückt.
Danach folgt der nun schon bekannte Single-Track „Sexschuss“, welchen es auch als Video gibt. Ähnlich wie bei „Die Maschine spricht“, überwiegen hier tiefe harte Gitarrenriffs, Elektro-Sounds und der treibende Schlagzeug-Beat von Dirk. Inhaltlich geht es um die Folgen des sexuellen Online-Konsums und der Song will, wie auch schon das Cover, bewusst provozieren.
„Kein Zurück“ beginnt mit einem tragenden Violinen-Intro, untermalt von Synti-Klängen um dann nur wenige Sekunden später in einem Gitarrengewitter überzugehen, welches den ganzen Song auf besondere Weise dominiert. Die Message ist einfach… man macht einen Fehler (egal was für einen), plötzlich steht das ganze Leben auf dem Kopf und letztentlich muss man mit seinem Entschluss und den Konsequenzen leben.
Der Track „Spieglein, Spieglein“ beginnt wie brachial verzerrter Stimme von René. Prägend ist hier vor allem der Refrain (mit Dirk mal ganz ungewohnt als Background-Sänger) und dem darin ständig vorkommenden Stimmwechsel und einem schon fast stakatogleichem Schlagzeug-Takt. Hier geht es wie auch schon im Song „Himmelskörper“ um die Vergänglichkeit des Lebens. Besang man in „Himmelskörper“, dass das Leben nicht unendlich ist und jeder irgenwann mal sterben muss, geht es bei diesem Track darum dass auch Schönheit vergänglich ist und der Zahn der Zeit nun mal eben Spuren hinterlässt.
„Gegenwind“ erinnert mich mit seinem Intro schon fast ein wenig an „La Le Lu“, dem berühmten Kinderschlaflied (gesungen u.a. von Heinz Rühmann und seit dem deutschlandweit berühmt), wären da nicht nach wenigen Sekunden wieder die fetten Gitarrenriffs und der unbarmherzige Schlagzeug-Takt. Die Jungs besingen mit diesem Song den Einfluss der Medien auf die Menschheit und den daraus resultierenden Konsequenzen.
Bei „Das Mass ist voll“ schaltet die Band wieder ein Gang zurück, ohne dabei aber an Härte zu verlieren. Synti-Klänge und ein gelungen eingesetztes Kindergekreisch wabern wie Nebelschwaden durch den gesamten Song und möchte erneut auf den Egoismus und den Überfluss unserer Wohlstandsgesellschaft hinweisen.
Die CD endet mit dem Track „Dünnes Eis“, der mich zumindest in bei den ersten Takten ein wenig an „Wer einmal lügt“ von der letzten Scheibe erinnert. Aber spätestens nach wenigen Sekunden ist dieser Vergleich auch schon wieder vorbei. Die Message des Songs müsst ihr jedoch selbst rausfinden 🙂
Fazit: Nachdem „Lügen“ ja schon ein Kracher Album war, stellt „Himmelskörper“ dieses noch deutlich in den Schatten. Satte fette Gitarrenriffs, deutlich rockiger, härter, und düsterer als je zuvor. Dazu noch erstklassige Schlagzeug-Arbeit und ein groovender Takt, der einen kaum still stehen lässt. Heldmaschine zeigen erneut wo der Hammer hängt und ich bin schon auf die erste Live-Performance der Tracks gespannt. Die Band behauptet selbst, dass „Himmelskörper“ ihr bisher ausgereiftestes und eigenständigstes Album ist und dem kann ich nur zustimmen. Anspiel-Tipps von mir? Lest Euch meine Rezesion durch und ihr wisst, welches meine Favoriten sind. Für Fans ist der Kauf ohne Frage ein absolutes Muss, für Zweifler ein klarer Kauftipp und für alle welche die Scheibe nicht kaufen wollen kann ich nur sagen „Pech gehabt“.
Von mir gibt es für diese Scheibe ganz klar 10 von 10 Hellfire-Punkten!
Tracks:
01 (R)
02 AUF ALLEN VIEREN
03 DIE BRAUT, DAS MEER
05 ALLES EINS
06 DIE MASCHINE SPRICHT
07 SEXSCHUSS
08 KEIN ZURÜCK
09 SPIEGLEIN, SPIEGLEIN
10 GEGENWIND
11 DAS MASS IST VOLL
12 DÜNNES EIS
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