Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Helion Prime
Album: Question Everything
Genre: Melodic Power Metal
Plattenfirma: Saibot Reigns
Veröffentlichung: 05.10.2020
Der alte Fußballer Grundsatz „Never change a winning team“ scheint für die amerikanischen Power Metaller HELION PRIME irgendwie nicht zu gelten, schließlich präsentiert die Truppe um Bandkopf Jason Ashcraft auf dem dritten Album den/die dritten(n) Frontmann/Frontfrau. Das ist insofern erstaunlich, als dass die Vorgängerscheibe „Terror Of The Cybernetic Space Monster“ mit Sänger Sozos Michael (Harmonize) doch einen mehr als ordentlichen Eindruck hinterlassen hat. Auch von der auf den ersten beiden Scheiben vorherrschenden Science-Fiction Thematik hat man sich verabschiedet (auch wenn der alberne Dino in seiner Rüstung abermals das Cover ziert), stattdessen basieren die Texte diesmal auf Menschen, die in ihrem Leben diverse Hindernisse überwinden müssen/mussten.
Eine weitere Änderung betrifft die musikalische Ausrichtung, denn vom bisher gängigen Power Metal hat man sich zumindest insoweit ein kleines Stück weit entfernt, als dass man im Hause HELION PRIME nun vermehrt auf den Einsatz von Synthie Klängen setzt, was manche Songs ein wenig nach neueren Nightwish oder vergleichbaren Kapellen klingen lässt. Dies ist sicherlich im Rahmen künstlerischer Weiterentwicklung oder ähnlichem absolut nachvollziehbar und vermag den Sound einer Band vielfach auch zu bereichern, wird aber zum Ärgernis, wenn Songs damit unnötigerweise überfrachtet werden. Als Beispiel sei das dem griechischen Philosophen Sokrates gewidmete „The Gadfly“ genannt, hier hat man den tadellosen Gesang von Neuzugang Mary Zimmer derart mit Synthies zugekleistert, dass man eher genervt als angetan ist, was die Nummer doch ein wenig abwertet.
Gleiches gilt für den speedigen Titeltrack, auf dem sich neben Miss Zimmer auch die bisherigen Sängerinnen/Sänger ein Stelldichein geben und der mit einem Nightwish mäßigen Chorus zu punkten vermag, auch hier hat man die Vocals mit Elektro-Kram verschandelt. Das treibende „E Pur Si Muove“, bei dem sich zum Ende des Refrains auch mal ein paar gegrowlte Laute vernehmen lassen, könnte man zu den interessanteren Songs zählen, wenn da nicht dieses furchtbare Geklimper wäre.
Das es auch anders geht, beweist der finale reguläre Track „Reawakening“, bei dem die orchestralen Keyboards sich dezent im Hintergrund halten und dem schwungvollen Stampfer mit der feinen Melodielinie im Chorus Platz zur Entfaltung lassen. Schon allein deshalb gehört dieses Stück unbestritten zu den Highlights des Albums. Auch „Prof“, das mich ein wenig an die italienische Formation Frozen Crown erinnert, lässt den Vocals den gebührenden Raum, den der Song benötigt. Dazwischen gibt es mit Tracks wie „The Final Theory“, „Madame Mercury“ oder „Photo 51“ eigentlich richtig gute Songs mit tollen Hooklines, die aber aus den genannten Gründen einen leicht zwiespältiges Bild vermitteln. Und mit dem Misfits Cover „Kong At The Gates“ kann ich nicht wirklich etwas anfangen.
Als Fazit bleibt mir nur festzustellen, dass das Songmaterial eigentlich eine bessere Bewertung verdient hätte, sich letztlich aber dank der gewählten Instrumentierung ein wenig selbst im Weg steht. Ich bin mir sicher, würde man das Album nochmals mit deutlich reduziertem Pseudo-Bombast aufnehmen, würde die Scheibe sicherlich nachhaltiger überzeugen. Somit bleibt „Question Everything“ ein wenig hinter seinem Vorgänger und somit auch hinter meinen Erwartungen zurück.
Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
- The Final Theory (4:20)
- Madame Mercury (4:19)
- Prof (3:55)
- The Gadfly (6:35)
- Photo 51 (5:13)
- E Pur Si Muove (5:48)
- Words of The Abbot (4:55) ft. John Yelland (Judicator, Dire Peril)
- The Forbidden Zone (4:32)
- Question Everything (5:56) ft. Heather Michele (ex-Helion Prime) and Sozos Michael (ex-Helion Prime, Harmonize)
- Reawakening (6:54)
- Kong at the Gates (Misfits Cover)
Line Up:
Mary Zimmer: Gesang
Jason Ashcraft: Gitarre
Chad Anderson: Gitarre
Jeremy Steinhouse: Bass
Alex Bosson: Drums
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