Geschrieben von Katja Maeting
Band: Horizons Edge
Album: Let The Show Go On
Genre: Power Metal
Plattenfirma: Fastball Music
Veröffentlichung: 01. März 2019
Manche Dinge sind anscheinend nicht totzukriegen – schlechte musikalische Ideen der 80er gehören leider dazu und davon haben sich Horizons Edge auf ihrem neuen Album bedauerlicherweise einige zu eigen gemacht. Aber Australier sind ja bekannt für ihren eigenwilligen Geschmack in Sachen Musik, sonst würden sie wohl nicht jedes Jahr den Eurovision Songcontest dermaßen abfeiern.
2015 veröffentlichten Horizons Edge ihr Debütalbum “Heavenly Realms” und legen erst vier Jahre später den Nachfolger vor. Und schon nach dem ersten Durchgang bin ich versucht zu sagen “zum Glück erst so spät”. Das Quintett von der südlichen Halbkugel verfügt mit Kat Sproule definitiv über eine auffällige Gallionsfigur, die man wahrscheinlich so schnell nicht wieder vergessen wird – weder optisch noch gesanglich. Ich gebe zu, ich musste mir ein Video der Band angucken, weil ich zwischendurch an der Aussage “female fronted” zweifelte. Die Sängerin lehnt sich stimmlich und gesanglich stark an die typischen (männlichen) Power Metal Sänger der 80er und 90er an und man merkt leider des Öfteren genau den Moment, in dem sie dann auch umkippt bzw. ihr dann doch die Luft ausgeht.
Schon beim Opener “A New Day Will Dawn” bekommt man all das in geballter Form, was man eigentlich nicht hören möchte. 45 Sekunden Synthie-Gequietsche im Stile alter Atari-Spiele (kennt noch wer Weltraumtunnel?), gepaart mit dem immer gleichen stumpfen Riff, stellen den Hörer auf die erste Geduldsprobe, der es danach dann aber auch vielleicht schnell bereut, nicht auf Stop gedrückt zu haben. Die Instrumente verschwinden in den Strophen hinter der Stimme von Frontfrau Kat und beschränken sich nur auf stumpfe Motiv-Wiederholung in Luftmaschen-Optik. Im Refrain, der beim Power Metal traditionell besonders im Fokus steht und DER Bombast Moment sein sollte, erkennt man dann schnell, dass die Sängerin wohl schon die ganze Zeit mit dem Pedal auf dem Metal hängt, denn hier kann sie einfach nicht mehr geben. Der Synthesizer sorgt durchgehend für unangenehmes Stechen im Ohr, so dass ich mir beim Solo schon nicht mehr sicher bin, ob hier die Gitarre oder die Elektronik quietscht und das eines der Becken andauernd Triangel-artig heraussticht, kann hoffentlich keine Absicht sein.
Beim Titeltrack gibt sich dann Ralf Scheepers (Primal Fear) die Ehre. Die Nummer ist insgesamt eines der besseren Stücke auf dem Album und wenn jemand einen Song von Horizons Edge testen möchte, dann am besten diesen, denn hier hört man endlich auch mal die Instrumentierung richtig anstatt nur Elektronik, es gibt ein paar ruhigere Passagen und die Gesangsphasen von Herrn Scheepers machen einiges angenehmer, auch wenn dieser Auftritt wohl nicht als einer seiner Glanzpunkte in die Geschichte eingehen wird. Warum man allerdings die Gitarre so quietschig-jaulend anlegen muss, entzieht sich meinem Verständnis, dadurch wird das dominierende Riff einfach anstrengend.
Absoluter Tiefpunkt der Scheibe ist allerdings das Cover von “Holding Out For A Hero”, eh schon einer der totgenudeltesten Songs aller Zeiten, aber toter als hier geht es nicht. Da ist selbst die Version der Glee-Besetzung schöner und angenehmer. Entsprechend kanns ja nur noch aufwärtsgehen und so ist “Bring Me Home” als letzter Song des Albums nicht nur pures Wunschdenken sondern auch nicht mehr ganz so schrecklich, denn nach fast einer Stunde kann der Synthesizer auch keine Schmerzen mehr verursachen und so gibt es hier endlich mal einen etwas abwechslungsreicheren, druckvolleren Sound auf die Ohren, der aber dann durch ein Kreissägen-artiges Gesangsintermezzo wieder etwas ruiniert wird.
Hier gibt es leider nichts, was man nicht schon mal gehört hat und vor allem nicht schon in (viel) besser. Ein wilder Querschnitts-Ritt durch sämtliche Klischees des Power Metals ohne jeglichen Wirkeffekt. Das man nichts neu erfinden kann, ist klar, aber stumpf einfach Bauteile aneinander kleben ist halt auch nicht die Lösung. Auch Cheesiness muss man können. Horizons Edge schaffen es irgendwie, sämtliche genre-genetisch vorgegebene Eingängigkeit abzutöten und im besten Fall in Langeweile, im schlimmsten Fall in absolute Nervigkeit zu verwandeln. Ich kann mich wirklich für vieles begeistern, in diesem Fall aber leider nur für die Lösch-Funktion auf meinem Musikplayer.
Von mir gibt es 2 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
01. A New Day Will Dawn
02. Farewell
03. Black Hole
04. Surrender
05. Let The Show Go On
06. Use Me
07. Holding Out For A Hero
08. Masks
09. In Your Eyes
10. Demons
11. In A Moment
12. Bring Me Home
Line-up:
Kat Sproule- Vocals
Eddy Grosso- Lead/Rhythm Guitar
Josh Ristrom- Lead/Rhythm Guitar
Jae Edward – Bass
Dan Maloney – Drums
Weitere Infos:
Horizons Edge bei Facebook