von Mathias Keiber
Band: Hour of 13
Album: Black Magick Rites
Genre: Traditional Doom Metal
Label: Shadow Kingdom Records
Veröffentlichung: 23. Juli 2021
Chad Davis kann man mit Fug und Recht als metallmusikalischen Tausendsassa bezeichnen. Insgesamt 16 Band-Einträge sind auf metal-archives.com mit ihm verknüpft. Und bei nahezu allen davon steht hinter seinem Namen schlicht „all instruments“, manchmal auch „everything“, oder es sind mehrere Instrumente gelistet. Der Mann kann alles. Und er macht, worauf er Bock hat. Das kann mal Black, mal Death, mal Doom Metal sein, auch im Bereich Dark Ambient hat er sich schon versucht. Sein bekanntestes Projekt ist jedoch ohne Zweifel Hour of 13. Zwischen 2007 und 2012 entstanden unter diesem Namen drei fest im traditionellen Doom Metal der School of Sabbath verwurzelte Alben. Davis spielte dabei wie üblich alle Instrumente, es sang der unverkennbare Phil Swanson, der u.a. auch die Alben von Briton Rites und Seamount einsingt.
Das erste dieser drei Alben ist, soweit lehne ich mich aus dem Fenster, vielleicht das beste traditionelle Doom-Metal-Album, das jemals irgendwer auf diesem Planeten aufgenommen hat. Acht Songs wie aus einem Guss, mit Riffs und Gesangsmelodien, die man niemals mehr vergisst. Ich gehe noch weiter: Zwar gibt es Hour of 13 ohne Black Sabbath nicht, dafür gibt es von Black Sabbath kein Album, das so unablässig Qualität wie das Debüt von Hour of 13 abliefert — „all killer, no filler“. Es folgten zwei hochkarätige, in puncto Sound und Songwriting ähnlich gelagerte Nachfolger in Form von „The Ritualist“ und „333“. Deren einziges Problem: Das Magnum Opus war eben schon vorher da. Und damit war die Messe erstmal gelesen. Davis wandte sich den Rest des Jahrzehnts vornehmlich anderen Projekten zu.
Anno 2021 schlägt er ein neues Kapitel von Hour of 13 auf. Und das macht er erstmals komplett im Alleingang, also ohne die so markante Stimme Swansons. Davis singt jetzt selbst. Kann das gut gehen? Klar ist: Er hat nicht die stimmlichen Qualitäten seines Vorgängers. Dennoch schlägt er sich bisweilen recht ordentlich. Nicht gerade klangfarbenprächtig, aber auch nicht so monoton, wie es bei so mancher Doom-Kapelle der Fall ist, bei der der gesanglich am wenigsten schlechte Instrumentalist singen muss.
Generell hat es aber den Anschein, dass Davis mit „Black Magick Rites“ an einer neuen, anderen Variante von Hour of 13 gelegen war. Denn die Abstinenz Swansons ist nicht die einzige Abkehr von den drei vorherigen Werken. Einte diese ein schwere Klangästhetik mit butterweichem Drumsound, unterscheidet sich Album Nummer vier davon deutlich: der Gitarrensound wurde deutlich aufgeraut, das Schlagzeug kracht bretthart und furztrocken aus den Boxen. Man könnte sagen, Riffs und Grooves stehen nun im Mittelpunkt – früher waren es die Songs.
Man sollte also im besten Fall ohne große Erwartungen an die Platte herangehen. Gelingt das, wird man Freude am kantigen Sound der Einmannband finden, auch wenn sich die Songs nicht mit der Unvermeidbarkeit früherer Tage entfalten – als wären sie Satans letzter Wille und Hour of 13 der Testamentsvollstrecker.
Das neue Album wird alte Fans zwar nicht ausrasten, aber respektvoll zuhören lassen. Und das nicht etwa aus alter Verbundenheit, sondern weil Chad Davis weiterhin ein spannender Musikschaffender ist.
Von mir gibt’s 7 von 10 HELLFIRE-Punkten.
Songs
1. His Majesty of the Wood 04:42
2. Return From the Grave 05:30
3. House of Death 06:57
4. Black Magick Rites 05:07
5. Within the Pentagram 08:03
6. Harvest Night 05:29
7. The Mystical Hall of Dreams 07:53
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