Geschrieben von: Marco Gräff
Schlachthof – Wiesbaden // 17. Januar 2018. Erstes Konzert im Schlachthof im neuen Jahr. An diese Location habe ich bisher immer gute Erinnerungen. Die Bands waren bisher immer gut aufgelegt und der Sound dort ist schon ziemlich geil.
An diesem Mittwoch hatten sich die US Power Metaller ICED EARTH angekündigt, als Support waren die deutsche Spaß-Metal-Kombo FREEDOM CALL und die Briten METAPRISM mit an Bord. Die Setlist der Amis, welche ich vorab im Internet fand, war vielversprechend. Doch dazu später mehr.
Offizieller Einlass war laut Veranstalter um 19 Uhr, Beginn der Show war für 19:30 angesetzt. Stramm, dachte ich mir nicht nur als ich gegen 18:50 dort ankam. Eine 150 Meter lange Menschenschlange stand bei 2° C im Schatten schon vor dem Eingang. Es sollte auch noch etwas dauern, aber dann ging es doch recht flott. Drinnen angekommen überraschte mich, dass nur eine Theke offen war. Immerhin waren schon gut 500 Leute anwesend, als METAPRISM kurz nach halb acht mit ihrer Show begannen.
Der Sound war von Anfang an druckvoll und sehr gut. So wie man es aus dem Schlachthof her kennt. Die Band war gut aufgelegt. Mit ihrem kraftvollen Mix aus Modern und Melodic Metal hatte man das Publikum recht schnell aus der Reserve gelockt, dass die agile Frontfrau nebenbei auch nett anzusehen war tat wohl ihr übriges. Wie zu erwarten war die Mehrzahl der Gäste männlich. Die Spielfreude der Band war ansteckend. Sänger Joey wechselte zwischen Clean und Growl Gesang, Sängerin Theresa hielt mit ihrer starken Stimme jederzeit dagegen. Leider hatte die Band nur fünf Songs Zeit ihr neues Album „Catalyst To Awakening“ (Review) vorzustellen. Nach knapp einer halben Stunde war Schluss. Mir blieb METAPRISM nachhaltig in Erinnerung.
Die Umbauphase sollte nicht lange dauern. Zeit genug für ein schnelles Weizen war aber allemal. FREEDOM CALLs letzter Output datiert vom November 2016 (Review). Material für den Abend gaben aber auch zwölf andere Alben her. „Happy Metal“ nennt die Band selbst ihren Stil, ich fand den Versuch, auf der Bühne witzig zu sein ein wenig „albern„, um es gelinde auszudrücken. Man erinnere sich nur an das Battle bei der RTL 2 Sendung „Tausch meinen Song“, als Freedom Call mit den !!Wildecker Herzbuben!!! die Songs tauschten…schlimm genug das ich das hier erwähnen muss. Jedenfalls wirkten FREEDOM CALL mit ihrer Darbietung an diesem Abend wie ein schlechter Mix aus Manowar und J.B.O. (Man möge mir diesen Vergleich verzeihen.) Klischeehaft, simpel und auf Dauer nervig. Mich konnten die vier Franken nicht überzeugen. Diese Show war wie eine Persiflage ihrer selbst.
Ganze 45 Minuten musste ich das ertragen bis es vorbei war. Hätte ich nicht fahren müssen, hätte ich mir den Abend bis dato schön saufen können (Abgesehen von den starken METAPRISM). So harrte ich der Dinge und freute mich auf den Headliner.
Etwas später als angekündigt enterten ICED EARTH die Bühne. Mit Alben wie „Stormrider“, „Something Wicked This Way Comes“ aber vor allem mit „Burnt Offerings“ und „Dark Saga“ haben sich die fünf Recken in den 1990er Jahren in mein Herz gespielt. Umso erfreuter las ich dann die Setlist. Ganze drei Songs von der Stormrider, zwei von der Dark Saga und die „Something Wicked-Trilogie“ sollten gespielt werden. Wenn das kein geiler Abend werden sollte. Tja. Gäbe es noch einen Matt Barlow am Mikrofon, bräuchten wir darüber erst gar nicht zu reden. Doch das war einmal. Der neue Sänger Stu Block (auf seiner Weste, die alle Bandmitglieder auf der Bühne trugen, stand scherzhaft „Stucifer“) konnte mich erst auf der letzten Scheibe „Incorruptible (Review) endlich überzeugen. Live konnte er das nur in wenigen Momenten. Erstens hatte er Probleme, gegen den von Anfang an druckvollen, fetten Sound anzukämpfen. Leise Passagen von ihm waren kaum zu vernehmen, die Gitarren erdrückten fast alles, das war schon nahe der Grenze des Zumutbaren. So einen schlechten Sound hatte ich im Schlachthof noch nie erlebt. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass man es in den Griff bekommen hätte, wurde aber bald wieder enttäuscht. Stu Block konnte sich auch nicht steigern. Die Probleme mit den hohen Tönen wurden sehr deutlich, textsicher war er auch nicht immer. Gerade bei den heiß ersehnten „Klassikern“ war die Gesangsleitung eher mäßig. Da hatte er sich bei den sechs neuen Stücken besser im Griff.
Immerhin interagierte er nur kurz mit dem Publikum, etwa um Ihnen tausendmal zu danken oder an 20 Jahre „Something wicked this way comes“ zu erinnern. Bandchef und Gründer (auf der Weste stand „Founder“) Jon Schaffer hielt sich eher zurück. Nur als es an das „Stormrider“ Set ging, ergriff er Initiative und Mikro. Auch hier Lob an die Fans und Dank für die letzten, 30 erfolgreichen Jahre. Dann sang Jon Schaffer den Song STORMRIDER. Der beste des Abends. Mein Highlight ANGELS HOLOCAUST durfte dann Stu Block wieder ruinieren. Nach 90 minuten war der erste Teil vorbei, und man kam für CLEAR THE WAY und WATCHING OVER ME noch einmal zurück.
Für mich ein enttäuschender Abend. Wenn man sieht, was die Band für ein Potential besitzt, und es dann soundtechnisch versemmelt, tut das doppelt weh. Scheint die Zeit von ICED EARTH vorbei zu sein? Ich hoffe nicht.
So bleibt nur ein Hoffnungsschimmer am Abend, und der heißt METAPRISM. FREEDOM CALL hätte ich nicht gebraucht und ICED EARTH blieben leider hinter den Erwartungen zurück. Da helfen auch die gespielten Klassiker nicht wirklich. Beste Songs an diesem Abend waren dann doch noch I DIED FOR YOU, WATCHING OVER ME, die SOMETHING WICKED Trilogie, STORMRIDER und LAST DECEMBER.
Aber es kommen dieses Jahr noch viele weitere Konzerte!
Set List ICED EARTH:
Great heathen army
Burning times
Dsytopia
Black flag
Seven headed whore
I died for you
Vengeance is mine
Brothers
Last december
Raven wing
Phrophecy*
Birth of the wicked*
Coming curse*
Stormrider
Angels holocaust
Travel in Stygian
(*Something wicked trilogie)
Encore:
Clear the way
Watching over me
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