Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Ignited
Album: Cradle Of The Wicked
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Independent
Veröffentlichung: 27.10.2023
Die Wurzeln von IGNITED liegen in Brasilien, wo man im Jahr 2017 begann, an einer Vision zu arbeiten, energiegeladenen Heavy Metal so unkompliziert wie möglich zu spielen. Die ersten Songs nahmen nach und nach Gestalt an, was sich letztlich zur Vorproduktion des ersten Albums „Steelbound“ entwickelte, welches 2019 aufgenommen und im selben Jahr digital und Anfang des folgenden Jahres auch in physischer Form veröffentlicht wurde. Nach einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Live Album begann die Band in Schweden an ihrer zweiten Scheibe „Cradle Of The Wicked“ zu arbeiten.
Sollte noch irgendjemand Zweifel gehabt haben, in welchem Genre sich die Wahl-Skandinavier bewegen, der dürfte mit dem Titeltrack einen vermeintlich schmerzhaften Weckruf in Form eines kräftigen Tritts in die Weichteile erhalten, denn IGINITED fahren vom ersten Ton an die schweren Geschütze auf: schneidende Riffs, wuchtige Drums und eine sirenenartige Stimme, alles Zutaten für einen tighten Power Metal Auftakt. Eigentlich grenzt es an Blasphemie, einen Vergleich zu Priest’s „Painkiller“ zu ziehen, aber gewisse Parallelen sind nun mal nicht von der Hand zu weisen, und „Cradle Of The Wicked“ kommt dem Klassiker qualitativ schon recht nah.
„The Overflow“ hält das Energie-Level konstant hoch, wenngleich die Vocals diesmal nicht ganz so hoch angesetzt sind und der Refrain im Vergleich zu seinem Vorgänger mit hochglanzpolierten Hooks aufwartet. „At The Damned’s Hall“ ist zwar einiges schwerer und düsterer ausgefallen, hat aber ansonsten nichts von seiner Schärfe eingebüßt. Mit Blick auf die Melodielinie im Chorus und dem umher wabernden Hauch von Prog könnte man meinen, hier eine Power Metal Variante von Queensryche vor den Latz geknallt zu bekommen.
Interessanterweise verfestigt sich dieser Eindruck beim nachfolgenden „Bloody Satisfied“, mit dem Unterschied dass diese Nummer wieder mit mehr Tempo und Wucht aufwartet und es nur zum Refrain hin etwas gediegener angehen lässt. Auch „Uncontrollable“ legt nicht die Rohheit des Einstiegsduos hin, sondern paart vielmehr eine wohl akzentuierte aggressive Attitüde – man höre den geilen Drum-Part vorm finalen Chorus – mit einer ausgefeilten Songstruktur, die bei mir abermals Erinnerungen an Seatles Finest wecken.
„The Sewer Lords“ wählt ein etwas moderateres Tempo – abgesehen von der Verschärfung im finalen Songviertel – zugunsten einer Portion Epik, im Ergebnis könnte man von einer Mischung aus Primal Fear und Jacobs Dream sprechen. „Life Goes By“ überrascht hingegen mit leichtfüßigen, beinahe balladesken Strophen, doch zumindest außerhalb der Verses wird diese Ausrichtung zugunsten einiger exzellenter Riffpassagen durchbrochen. Dennoch eine eher gewöhnungsbedürftige Nummer.
„Nightshift“ fällt dann wieder straighter aus, ein Uptempo Banger mit einer – im Vergleich zum zuvor gehörten – relativ einfachen, aber umso packenderen Melodieführung, die den Song zum kommenden Abriss bei künftigen Live Auftritten prädestinieren. „Tearing Down The Walls“ greift die Vehemenz des Album-Beginns auf, führt dieser aber einige Ingredienzien der vorherigen Stücke zu, was das Stück zu einem der herausragenden Tracks der Scheibe macht. „Abyss Of Fear“ knüpft partiell daran an, kommt aber in Sachen Hookline weniger glatt gebügelt, sondern mit mehr scharfen Kanten daher.
Ich gebe zu, IGNITED haben mich überrascht, denn „Cradle Of The Wicked“ ist abwechslungsreicher ausgefallen, als ich es nach dem Titeltrack erwartet hätte. Geht der Beginn noch als quasi-Tribut an Judas Priest durch, so wandelt sich der Sound im weiteren Verlauf zu einer vielschichtigen Angelegenheit, die verschiedenste Einflüsse erkennen lassen. Auf jeden Fall kann ich das Album allen Anhängern der erwähnten Referenzen nur wärmstens empfehlen.
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
- Cradle Of The Wicked
- The Overflow
- At The Damned’s Hall
- Bloody Satisfied
- Uncontrollable
- The Sewer Lords
- Life Goes By
- Nightshift
- Tearing Down The Walls
- Abyss Of Fear
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