“Tears Of Silence” ist das vierte Album der multinationalen Band Imperia. Das, was die Band abliefert ist derart vielschichtig, dass es nahezu unmöglich ist, den Stil der Band klar zu definieren.
Auf alle Fälle so interessant, dass wir mit uns dem Gitarrist Jan Örkki Yrlund unterhalten haben.
HF: Das letzte Mal, als ich ein ähnlich strukturiertes Album gehört habe war das das “Infinity“ Album von Beto Vazques anno 2002.
Ich halte es für einen großen Fehler, Euer Album so „nebenher“ zu hören. Man muss sich zurücklehnen und sehr genau zuhören.
War es eine gewisse Absicht, dem Hörer einen solch komplexen Stoff vorzusetzen? Oder ist Eure Musik einfach das Ergebnis unkontrollierten Komponierens?
Jan: Offensichtlich findest Du das Album sehr komplex, für uns ist das neue Album eher ein Schritt zurück im Vergleich zum Vorgängeralbum “Secret Passion”, welches für unsere Verhältnisse zu progressiv und zu komplex war. (?!?wow).
Auf dem Album waren nur wenige Songs, die auch live rüberzubringen waren; die meisten waren zu kompliziert.
Auf “Tears Of Silence” wollten wir die Songs mehr zugänglich halten. Sie sind simpler in ihrer Struktur.
Aber sicher: das Material ist sehr unterschiedlich und Du findest viele Stilrichtungen vor. Dies vermittelt vielleicht den Eindruck, dass alles viel komplexer erscheint, als es in Wahrheit ist.
HF: Ihr seid ein sehr spezieller internationaler Mix an Musikern. In Zeiten von Internet und mp3 Sharing mit Sicherheit leichter zu handeln. Aber ist es nicht wichtig für eine Band, persönlich miteinander zu agieren?
Möglicherweise lebt Ihr ja alle am gleichen Ort…
Beschreibe mal bitte Eure „Band-Situation“.
Jan: Wir haben gemeinsam begonnen, Musik zu machen, als wir relative nahe beieinander wohnten: Ich lebte in Amsterdam, Helena in Groningen, unser ex-Gitarrist John in Egmont und Aan Zee und unser Bassist Gerry jenseits der Grenze in Belgien.
Nur unser Drummer Steve kam von etwas weiter her, aus Köln.
Also war es immer recht einfach zu proben und Gigs zu spielen.
Zwischen 2004 und 2006 hatten wir jede Menge Auftritte im belgischen Raum.
2007 zog ich dann nach Finnland und Helena zurück nach Norwegen, so dass die Distanz in der Tat größer wurde.
Für das Komponieren spielt das keine große Rolle; hier agieren wir online.
Miteinander zu jammen ist dagegen ein Problem und das findet so nicht statt.
Wenn wir live spielen, reisen wir meistens einen Tag früher an, um gemeinsam zu proben.
Als wir „Secret Passion“ aufgenommen haben, haben wir uns gar nicht in einem Studio getroffen. Jeder hat zu Hause aufgenommen; gemixt wurde dann alles in Dänemark.
Die Songs haben wir dann im Rahmen einer Show in London das erste Mal zusammen gespielt.
Dieses Mal, mit „Tears Of Silence“, hatten wir einen anderen Ansatz: wir sind alle zu den Drums- und Vocal-Aufnahmen nach Deutschland gefahren.
Es ist schon vorteilhaft, den Aufnahmeprozess zusammen zu verbringen; und da wir uns so wenig sehen, auch gut, um einfach Zeit miteinander zu verbringen. Ich finde, das ist schon sehr wichtig.
HF: Eure Songs sind extrem vielschichtig: Ihr nutzt orientalische Elemente (Crossroads), mittelalterliche (Friheten Vil Seire) oder auch keltische Einflüsse (The Vikingsong).
Ist das das Ergebnis unterschiedlicher Charaktere innerhalb der Band, eventuell das Ergebnis gemeinsamen Komponierens oder gar eine geplante Richtung beim Komponieren?
Jan: Ich schreibe den größten Teil der Musik und unser norwegisches „fünftes“ Mitglied Audun steuert etwas dazu, sofern er Zeit hat.
Die unterschiedlichen Stile sind im Grunde ein Trademark von Imperia und wir scheuen uns auch nicht, poppige Elemente mit einzubauen, wenn uns danach ist.
Die Folk Elemente sind ein natürlicher Bestandteil für uns.
Helena als Norwegerin ist mit Sicherheit unser Wikinger-Krieger, also ebenso verständlich, diese Einflüsse in Kombination mit ihrer Muttersprache einzubringen.
Die orientalischen Elemente gehen zurück auf das erste Imperia Album und den Cover Song „Lotus Eaters“, der diese Melodie hatte.
Das ist etwas, was einen Teil unserer „Sound-Welt“ ausmacht und somit taucht das auch auf jedem unserer Alben auf.
Helena steht auf den meisten Kram, den ich anschleppe; somit ist es eine einfache und vergnügliche Zusammenarbeit.
HF: Für mein Gefühl werden die Songs zum Ende des Albums etwas zu poppig und verlieren etwas den Zauber der ersten acht/neun Tracks. Kannst Du meine Empfindungen nachvollziehen?
Jan: Wir haben so viel Material auf dem Album – mehr als eine Stunde Spielzeit – so dass es eine Herausforderung ist, eine Track-List zusammenzustellen.
Wir hätten einige Songs auch für andere Dinge zurückhalten können….
Aber mich stören lange Alben nicht; ich kann manche Kritiker nicht verstehen, die bemängeln, dass Alben zu lang geworden seien (nicht unbedingt unsere CDs).
Alben kosten in der Produktion sehr viel und sind auch nicht billig im Verkauf. Schlussendlich wollen wir unseren Fans genug Songs zum Hören anbieten.
Wir hatten so viele Songs und ich wollte auch keine unter den Tisch fallen lassen.
Eine Tracklist zu erstellen und dabei objektiv zu bleiben ist extrem schwer. Natürlich liebst Du alle Songs, sonst hättest Du sie ja gar nicht aufgenommen.
Dieses Mal haben wir ganz bewusst mit den epischen Tracks begonnen und die eher poppigen für den Schluss aufgehoben.
Klar, man hätte es auch anders machen können. Es gab keinen wirklichen Grund für diese Reihenfolge.
„Broken Hearts“ haben wir uns aber als letzten Track aufgehoben, denn nach diesem Song kann nichts mehr kommen…
HF: Wie präsentiert Ihr Eure Songs live? Arbeitet Ihr verstärkt mit Samples oder reduziert Ihr auf das Mögliche; das, was man mit Gitarre, Bass und Schlagzeug hinbekommt?
Jan: Wir spielen wie eine herkömmliche Band, bringen allerdings Orchesterparts über Samples ein. Und die Samples sind aber auch NUR Orchester-Parts; keine weiteren Gitarren oder Chöre.
Somit klingen wir live um einiges rougher als auf CD. Aber so sind wir wirklich live und echt.
Wir haben uns schon nach einem Keyboarder umgesehen. Aber nach über 12 Jahren der Zusammenarbeit funktioniert die Chemie innerhalb der Band und es ist nicht einfach, neue Musiker zu integrieren.
Also gehen wir unseren Weg und finden, dass es ein guter Kompromiss ist.
Die Stücke klingen schon wie auf unseren Alben, halt etwas roupher und heavier, was bei Gigs eindeutig ein Plus ist.
Mehr Infos:
https://www.facebook.com/imperiaband/?fref=ts
Interview: Jörg Schnebele
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