Geschrieben von Katja Maeting
Band: Indecent Behavior
Album: Bright Days
Genre: Modern Punkrock / Melodic Hardcore-Punk
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 07. Februar 2020
Ich habe mich ja die ganze Zeit gefragt, wie es passt, dass Indecent Behavior letztes Jahr für Saltatio Mortis den Opener gemacht haben, denn mit Mittelalter Rock hat die Musik der Jungs aus dem Saarland herzlich wenig zu tun. Nachdem ich die neue Scheibe „Bright Days“ ( nach eigenen Angaben das beste zweite Album, dass sie je gemacht haben 😉 ) das erste Mal durch hatte, war aber mindestens eine Gemeinsamkeit nicht zu leugnen: Beide Kombos sprühen nur so vor Energie und halten das locker auf Albumlänge durch.
Wie schnell sie von 0 auf 100 sind, beweisen Indecent Behavior mit dem Opener „House Of Stone“, eine schnell gezockte Nummer mit dominanter Rhythmus-Fraktion und prägnantem Riffing, die sich gegen Konformitätszwang und Mobbing ausspricht. Dazu die roughe Stimme von Frontmann Henrik, der perfekt zur Punk-Auslegung der Band passt, aber keine 08/15 Punk-Stimme hat. Großartig auch das melodische und im Chorus fast schon übercatchy „For The Youth“, ein Appell an unsere Verantwortung für die Welt in der wir leben, dargebracht mit reichlich Punk-Genen und vorantreibender Dynamik.
Absoluter Liebling ist das Blink-182 Vibes versprühende „Bad Seed“, eine punkrockige Hymne an die Individualität mit Pop Punk-Anleihen und absolutem Ausrast-Faktor entlang einer stabilen Basslinie. Der Ohrwurm sitzt. Auffällig auch das starke „Everything & All“ welches nicht nur über weite Strecken mit zweistimmigem Gesang über einer schnellen, kompakt verwobenen Instrumentierung begeistert, sondern auch unterstreicht, dass Indecent Behavior für musikalische Fusionsküche stehen, denn hier kommen reichlich geshoutete Passagen zum Tragen, die einen großartigen Gegenpol zur mit weichen Cleans intonierten Bridge bilden. Ebenso beeindruckend ist „When The Ocean Fills A Mouth“ geworden, mit dem die Jungs den um sich greifenden Populismus und das Sterben der Menschlichkeit anprangern, musikalisch umgesetzt mit instrumentalen Dissonanzen und Strophen die fast Rammstein-artige Soundgewalt entwickeln und einem eingängigen Chorus, den wir uns als Mantra immer wieder vor Augen führen sollten.
Ähnlich großartig und vor allem individuell sind eigentlich fast alle Tracks auf dem zweiten Album von Indecent Behavior. Um jetzt auch mal ein Mikro-Härchen in diesem schmackhaften Süppchen zu finden: Die einzigen Songs, die auf „Bright Days“ für mich nicht hundertprozentig zünden, sind zum einen das zwar eingängige, aber im Vergleich zum Rest etwas blass wirkende „Flowers“ und das traurig-schöne „Better Man“, welches es für mich manchmal zu betont emotional versucht. Aber mit 95% Wirkungsgrad wären beide Tracks auf anderen Platten die absoluten Teamleader, nur halt nicht bei dieser starken Konkurrenz im eigenen Hause.
Indecent Behavior setzen auf „Bright Days“ höchst beeindruckend ihren ganz eigenen musikalischen Weg fort, der deutliche Punkrock-Züge trägt, aber offen für Ideen und Inspirationen ist. Und nicht nur musikalisch setzen sich die Jungs vom Rest ab, auch inhaltlich schaffen sie es erfreulicherweise, nicht einfach stumpf die Moralkeule zu schwingen. Stattdessen fordern Indecent Behavior zu einem ausgelassenen Tanz auf und flüstern einem dabei laut ins Ohr: schon mal drüber nachgedacht…?
Von mir gibt es 9,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. House Of Stone
02. Bloodlines
03. For The Youth
04. Flowers
05. Bad Seed
06. Feels Like Home
07. Everything & All
08. When The Ocean Fills A Mouth
09. Fly Away
10. Better Man
11. Wishes
Line-up:
Henrik (Main Vocals)
Flo (Drums)
Chris (Guitar / Vocals)
Denis (Bass / Vocals)
Weitere Infos:
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Website von Indecent Behavior