Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Infinitee
Album: The Possibilities Are Endless
Genre: Instrumental Progressive
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 20. April 2018
Genre-Bezeichnungen machen ja vieles einfacher, erkennt man so doch auf den ersten Blick, was einen in etwa erwarten wird. Für die Musik des Projektes Infinitee allerdings eine allumfassende Schublade zu finden, ist nahezu unmöglich. Um allen Facetten dieses Album bzw. dieser EP gerecht zu werden, müsste man wohl einen ganzen Genre-Schrank heranziehen.
Der Solo-Ausflug des Tales Of The Tomb-Gitarristen Tres Thomas aus Kanada hat seine Wurzeln im Jahr 2016 und vermeidet geradezu jegliche Festlegung. Auch wenn die musikalischen Ursprünge des Projektes im Metal liegen, so geht man doch völlig ergebnisoffen an die Songcharakteristika heran und vereint die verschiedensten Einflüsse. Allen Stücken gemein ist lediglich die reine Instrumentalität und eine gewisse progressive Grundnote.
Der Opener “Xenocybin” kombiniert quasi als Einstieg in die musikalische Reise heftige Rhythmussalven, die jeden Fan der härteren Ausrichtung in Entzücken versetzen werden, mit melodisch-leichten Elektronikspielereien und sorgt so dafür, dass die Waage der Extreme gut im Ausgleich gehalten wird. Trotzdem ein Stück, welches direkt klar macht, dass Tres Thomas nicht auf Massenkompatibilität zielt. Beim nachfolgenden “Lost” kommen die Death Metal Wurzeln des Kanadiers wohl am deutlichsten und traditionellsten zum tragen, könnte man dieses Stück doch durchaus, ohne allzu großes Verbiegen, als Progressive Metal charakterisieren.
Der quasi zweiteilige Track “Robot vs. The Wooden Chairs” weckt in seinem synthi-betonten ersten Teil Erinnerungen an alte Atari-Spiele (für Kenner: “Weltraumtunnel” lässt grüßen), dem die wuchtig-dunklen Saiteninstrumente den perfekten Kontrast entgegen setzen. Wie der Titel schon suggeriert, trifft hier Moderne auf Althergebrachtes, welches sich dann in einem Gitarrenriff vereint, dass die Melodigkeit der Moderne auf dem Instrument der Tradition spielt. Den nahtlosen Übergang in den zweiten Teil bemerkt man eigentlich nur daran, dass der Synthesizer und die anderen Instrumente mehr miteinander als gegeneinander agieren und auch mal leicht jazzige Improvisationskurven ziehen.
Gelegentlich grenzwertig agiert auch “The Possibilities Are Endless”, welches eigentlich alle Stilelemente, die in das Album eingeflossen sind, noch einmal zusammenfasst und so zwischen Elektronik-Passagen, relaxtem Sound und Djent-Salven springt. Für mich dann manchmal doch zu anstrengend und verkopft. Eingängiger und runder im Gesamtsound präsentiert sich dafür der letzte Track “Free”. Der mitreißende Song bildet mit seiner stilprägenden Gitarrenmelodie und den Piano-Elementen einen wunderbaren, entspannenden Abschluss des Debüts von Tres Thomas.
Ein durchaus interessantes Album, welches aber wohl mehr den technisch versierten und anspruchsvollen Hörer als Zielgruppe hat als den reinen Genusshörer. Fans komplexer Musik sollten hier durchaus mal reinhören.
Trackliste:
1. Xenocybin
2. Lost
3. Robots vs. The Wooden Chairs Pt.1
4. Robots vs. The Wooden Chairs Pt.2
5. The Possibilities Are Endless
6. Free
Line-up:
Tres Thomas – bass, guitar
Weitere Infos:
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