Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Diesmal sprachen wir mit den Jungs von INSANITY, die am 13. Dezember 2019 ihr neues Album „Moneyfest“ veröffentlichen werden.
HF: Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Ihr spielt ja nicht unbedingt den Klischee-Hardcore-Sound, sondern bringt durchaus auch Ideen aus anderen Bereichen mit ein. Spiegelt das auch eure musikalischen Einflüsse und euren persönlichen Musikgeschmack wieder?
INSANITY: Auf jeden Fall. Wir haben alle ganz unterschiedliche musikalische Vorlieben von Gangster Rap bis Pop, uns verbindet eigentlich nur der Hardcore, den wir alle lieben. Was uns wirklich flasht sind dann Bands wie zum Beispiel Stray From The Path, die irgendwie etwas Neues ausprobieren und die Dinge ein wenig anders angehen als alle anderen. Und genau das ist es, was wir selbst auch versuchen. Natürlich kommt dabei am Ende dann immer etwas zwischen Hardcore und Metal heraus, aber die verschiedenen Einflüsse aus anderen Genres geben diesen speziellen Touch, den du hier ansprichst, um dem Klischee-Sound zu entkommen, der uns persönlich auch ein bisschen langweilig geworden ist. Wir haben uns ziemlich explizit von gewissen Künstlern inspirieren lassen, man könnte schon fast sagen Ideen geklaut, und sie auf unseren Sound angewandt. Dazu gehören beispielsweise DMX, Eminem, Foo Fighters, Grits, Schweizer Pop-Künstler, Klassiker wie Hatebreed oder Slipknot, und wir haben uns auch mal gefragt, was denn zum Beispiel den Hardrock interessant macht, oder elektronische Musik.
HF: Bei euch fällt direkt auf, dass euer Sound zwar gut knüppelt, ihr aber statt mit der stumpfen Moralkeule lieber mit etwas feinsinnigeren Methoden vorgeht und auch Humor und Selbstironie nutzt, um den Leuten mal den Spiegel vorzuhalten und die Aufmerksamkeit auf dringende Baustellen der Gesellschaft zu lenken. Entspricht das einfach eurem Naturell oder habt ihr im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, dass die Leute so eher bereit sind, auch mal das Nachdenken anzufangen?
INSANITY: Nein, das entspricht nicht unbedingt dem Naturell unserer Band, wir haben ja in der Vergangenheit auch häufig deutlich die Moralkeule geschwungen („No Tolerance For Intolerance“, „Toss A Coin“, …). Vielleicht entspricht es eher unserem persönlichen Naturell, wir machen uns schon lieber mal über Nazis lustig, anstatt die ganze Zeit wütend zu sein. Aber dass wir das bei diesem Album so umsetzen, war eine bewusste Entscheidung. Wir wollten lyrisch einfach interessanter werden und unsere Messages lieber in Geschichten erzählen, die man vielleicht erst beim zweiten Hinhören versteht. Hier haben wir uns von grossen Schriftstellern beeinflussen lassen oder uns zum Beispiel mit dem sehr erfolgreichen Schweizer Pop-Duo Lo&Leduc befasst. Man kann von dieser kommerziellen Musik halten was man will, aber was die beiden lyrisch an den Tag legen, ist schlicht beeindruckend. Unsere Messages bleiben ja die gleichen, sie sind nur etwas kreativer verpackt. Ob das die Leute eher zum Nachdenken bringt als die Moralkeule, kann ich nicht beurteilen, manche vielleicht, ja, andere werden es vielleicht nicht verstehen, aber auf jeden Fall ist es künstlerisch interessanter.
HF: Nachdem ihr ja schon eine beachtliche Bandgeschichte und auch Diskographie zusammen habt, welche drei Songs würdet ihr auswählen, um den Weg und die Entwicklung von INSANITY nachzuzeichnen und warum gerade diese?
INSANITY: Ich würde da mit „No Limit“ beginnen. Dieser Song von unserer ersten CD hat uns zu deutlich mehr Bekanntheit verholfen und die Weichen für eine Metal-Hardcore-Punk Mischung gestellt. Den Song spielen wir auch heute noch auf praktisch jedem Konzert. Dann vom letzten Album „No Tolerance For Intolerance“, der etwas härter, roher, und vor allem richtig wütend ist, mit einem ganz klaren politischen Statement, das war uns halt schon auch wichtig. Dann würde ich jetzt vom neuen Album den Song „Food Comes First“ nennen, da er musikalisch ein bisschen frischer, weniger Klischee-mässig und trotzdem hart rüberkommt, ausserdem hat er diese angesprochene Ironie im Text, von Bertolt Brecht inspiriert und ist trotz allem Witz sehr ernst gemeint.
HF: Ihr wart ja bereits in mehreren asiatischen Ländern auf Tour. Ich habe von Bands aus verschiedenen Genres gehört, dass das asiatische Publikum sehr oft ganz anders drauf ist als das europäische. Wie sind da eure Erfahrungen? Kann man die asiatische Hardcore-Szene überhaupt mit der europäischen vergleichen?
INSANITY: Da gibt’s jetzt natürlich keine allgemeingültige Antwort. In Japan hatten wir alle einen ziemlich krassen Kulturschock, aber wenn wir dann am Abend in die Konzertlokale gekommen sind, dann war plötzlich alles wie zu Hause, die Leute sind aus sich herausgekommen, haben gefeiert und ganz allgemein war das ganz ähnlich wie bei den Konzerten in Europa. In Indonesien war die Infrastruktur armutsbedingt eine völlig andere, aber das kannten wir schon von Kuba und wussten, dass man da einfach unkompliziert sein muss und wenn man davon absieht, dann herrschte auch dort eine ähnliche Stimmung bei den Konzerten wie in Europa. Jedoch besteht die Szene dort aus Punks, Metallern und HC-Fans, das ist viel mehr gemischt als bei uns. Und die Menschen waren vor und nach den Konzerten äusserst offenherzig, haben den Kontakt gesucht und wollten uns unbedingt ihre Kultur zeigen, haben uns bewusst die Lokale und das Essen der Einheimischen gezeigt, das war unglaublich nett und herzlich. In Korea war das ganz ähnlich. Aber allgemein gesagt: So sehr die kulturspezifischen Unterschiede auch auffallen, der Spirit bei den Konzerten ist immer sehr ähnlich, und daran sieht man sehr gut, dass diese Szene, dieser Underground, ein weltweites Ding ist.
HF: Wo wir gerade schon übers touren reden: nachdem ihr ja jetzt die Standards und schon einige Nicht-Standards auf der Tour-Weltkarte abhaken konntet, wo möchtet ihr euren Sound unbedingt noch auf die Bühne bringen? Und welche Orte sind schon fest eingeplant, um euer „Moneyfest“ lautstark vorzutragen?
INSANITY: Da gibt es wirklich sehr viele Orte. Wir betrachten die Band ja auch als ausgezeichnetes Mittel, um die Welt zu bereisen, von daher checken wir immer wieder Angebote für Touren aus verschiedenen Regionen der Welt. Russland, China, Brasilien oder Kanada sind Dauerbrenner in unseren Diskussionen, und auch in Afrika wollen wir unbedingt mal spielen, unsere Freunde von Vale Tudo haben zum Beispiel tolle Geschichten in Marokko erlebt.
Für die kommende Release-Tour stehen neben den Konzerten in der Schweiz und in Deutschland Länder wie Tschechien, Polen und Finnland an und nächsten Herbst ist eine grössere Tour auf einem anderen Kontinent geplant, aber da darf ich noch nichts genaueres verraten.
HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg mit eurem Album.
Interview: Katja Maeting
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