Iron Savior – Skycrest

(C) Iron Savior

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Iron Savior
Album: Skycrest
Genre: Power Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 04.12.2020

Als ob die Corona-Zeit und ihre Auswirkungen auf die Musikbranche nicht schon beschissen genug wäre, mussten die Hamburger Power Metaller IRON SAVIOR zu Beginn des Jahres einen weiteren herben Schicksalsschlag hinnehmen. Bassist Jan-Sören Eckert erkrankte an Krebs (und ist mittlerweile gottseidank wieder vollständig genesen) und musste bereits während der letzten Konzerte vor dem ersten Lockdown durch Jan Bünning (Paragon) vertreten werden. Das diese Faktoren nicht unbedingt förderlich für die Arbeiten am neuen Album „Skycrest“ waren, versteht sich fast von selbst.

Bandgründer und Sänger Piet Sielck dazu: „Auch Corona hatte natürlich Einfluss, naja, oder eben auch nicht. Während des Lockdowns hatte ich zwar sehr viel Zeit, aber kreativ rein gar nichts auf die Reihe bekommen. Es ist mir einfach nicht gelungen, in dieser bedrückenden Zeit tolle Texte und positive Songs zu schreiben. Ich wollte auch ganz bewusst nicht, dass diese drückende Corona Stimmung auf das Album kommt. Wir wohnen nicht in Seattle und stimmen unsere Gitarren (herunter), daher passt Depression nicht zu uns. Ich musste mich dennoch stark motivieren und disziplinieren, aber dann „flutschte“ die Sache wieder, die Ideen und die Begeisterung kehrten zurück. Die positiven Energien habe ich deutlich mehr zugelassen als die negativen. So sind und bleiben IRON SAVIOR unterm Strich positiv und uplifting.“

Sollte es jemanden geben, der noch nie mit IRON SAVIOR in Berührung gekommen ist, so bekommt dieser mit dem Titelstück (das nette Intro „The Guardian“ lassen wir mal außen vor) einen Song, der sowohl textlich („…land of the savior, land of the free…“) als auch musikalisch (Ohrwurm Chorus, tuckernde Drums, fette Soli) gewissermaßen einen zusammenfassenden Überblick auf die vierundzwanzigjährige Geschichte der Band gibt. Dem steht die erste Single „Our Time Has Come“ in nichts nach, der Song wirkt sogar noch eine Spur dynamischer, der Chorus ist catchy as hell und die Backing-Vocals, die mich ein wenig an Blind Guardians „The Last Candle“ erinnern – haben Breitwandformat. Besser kann man einen Songreigen kaum eröffnen.

Auf „Hellbreaker“ wird das Tempo erstmals zurückgenommen, den mit einigen Sound Schnipseln versehenen Banger hätte ich mir auch gut auf der letzten Priest Scheibe vorstellen können. Gleiches könnte man auch vom nachfolgenden „Souleater“ behaupten, zudem haben die Norddeutschen mit dieser Nummer eine ähnlich geniale Hymne hingelegt wie seinerzeit „Heavy Metal Never Dies“. Wer die epischen „woohwooohwoohh“ Gesänge anschließend aus dem Kopf bekommt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Auf „Welcome To The New World“ haben sich tatsächlich ein paar elektronische Klänge eingeschlichen, kommen aber glücklicherweise nur dezent in den Strophen zur Geltung, die Reminiszenz an Aldous Huxley („…welcome to the nightmare, welcome to dystopia, welcome to the brave new world, welcome to hell…“) wechselt geschickt zwischen mittlerem und gesteigertem Tempo und liefert eines der besten Soli der gesamten Scheibe. „There Can Be Only One“ (Highlander lässt grüßen) ist eine typische Saviorsche Up Tempo Nummer, die zwar ihre Stärken hat, im Vergleich mit den bisherigen Songs aber beinahe ein wenig abfällt. Aber das nennt man wohl jammern auf hohem Niveau.

Die großartige Werwolf Nummer „Silver Bullet“ dreht den Geschwindigkeitsregler auf Maximum und steht in bester Tradition mit Songs wie „Titans Of Our Time“. Ähnlich wie das bereits erwähnte „Heavy Metal Never Dies“ ist „Raise The Flag“ ein weiteres Hohelied auf den Metal („…raise the flag of Heavy Metal…“) und dürfte live für so manches Mitsingspielchen sorgen. Das dynamische „End Of The Rainbow“ bietet gewohnt starke Hymnen-Kost, wobei der Refrain fast schon ein wenig cheesig wirkt.

Metal Balladen gibt es wie Sand am Meer, und auch IRON SAVIOR haben in ihrer Vergangenheit einige davon abgeliefert (u.a. „Break It Up“, „Forevermore“, „I Surrender“), viele dieser Balladen sind gelungen, manche aber auch am Rande des Fremdschämens. Selten jedoch dürfte ein Text – vor dem Hintergrund des eingangs erwähnten Schicksalsschlag – so persönlich und emotional ausgefallen sein wie beim Song „Ease Your Pain“, welcher von Jan-Sören Eckert selbst eingesungen wurde. Ein echter Gänsehaut Moment und ein weiteres Highlight des Albums. Zu guter Letzt zünden die Eisernen Retter mit „Ode To The Brave“ nochmal einen echten Kracher, der garantiert alle evtl. aufgekommenen Sentimentalitäten vertreibt.

IRON SAVIOR sind sich und ihrem Stil auch auf Album Nummer elf (je nach Zählweise) treu geblieben, und das ist auch gut so. Wie gehabt finden sich auf „Skycrest“ unzählige Hooks, tolle Chöre und erstklassige Gitarrensoli, gepaart mit spürbarer Spielfreude, die diese Scheibe zu einer der Besten (mindestens im Power Metal Bereich) des Jahres machen. Oder um es mit den Worten von Bandleader Piet Sielck zu sagen: „Skycrest hat das Zeug ein weiterer Meilenstein in der IRON SAVIOR History zu werden. Time will tell.“ Dem ist nichts hinzuzufügen!

 

 

Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:

  1. The Guardian
  2. Skycrest
  3. Our Time Has Come (Video bei YouTube)
  4. Hellbreaker
  5. Souleater (Video bei YouTube)
  6. Welcome To The New World
  7. There Can Be Only One
  8. Silver Bullet
  9. Raise The Flag
  10. End Of The Rainbow
  11. Ease Your Pain
  12. Ode To The Brave

 

Line Up:

Piet Sielck: Gesang, Gitarre
Joachim „Piesel“ Küstner: Gitarre
Jan S. Eckert: Bass
Patrick Klose: Drums

 

Mehr Infos:

FACEBOOK
Video zu „Souleater“

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