Geschrieben von Katja Maeting
Band: Isbjörg
Album: Iridescent
Genre: Progressive Rock
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 26. April 2019
Musik zu erschaffen, die zu fast allen Stimmungslagen des Lebens passt – das vermag nicht jeder. Schon insofern sticht die dänische Band Isbjörg heraus. Weiteres auffälliges Merkmal der nordischen Formation ist das Piano, welches deutlich aber nie penetrant im Mittelpunkt ihres Sounds steht. Dieser lässt sich als organischen Progressive Rock beschreiben, welcher entspannt interessanten Gedankengängen folgt anstatt sich verkopft und krampfhaft ins Abgedrehte zu katapultieren. Somit ist die Musik der 2015 gegründeten Band zwar individuell, aber auch durchaus alltagstauglich.
Auf der Haben-Seite können die Dänen bereits zwei EP-Veröffentlichungen verbuchen, bevor sie jetzt mit „Iridescent“ ihr Debüt auf Albumlänge gegeben haben. Auf diesem präsentieren sie gekonnt ihren facettenreichen Sound, der ähnlich abwechslungsreich und auch farbenfroh wie das Cover Artwork wirkt. Die neun sehr unterschiedlichen Stücke bedienen eine breite Palette an Emotionen, schweben oft getragen von Melancholie voran, aber zeigen doch auch immer das Licht am Ende des Tunnels mit einem hoffnungsvollen Unterton. Getragen wird das Ganze vom melodischen Wechselspiel des klassischen Pianos mit dem druckvollen, oft leicht verzerrten Gitarrensound und gekrönt von den oft sanften, aber trotzdem bestimmten Vocals, denen zum Glück das typische Leidende des Prog abgeht. Auch stimmlich bieten Isbjörg die komplette Bandbreite zwischen träumerischer Balladenhaftigkeit und klassischem Rock und so einen Soundtrack, der problemlos zum täglichen Begleiter werden kann.
Eröffnet wird das Album vom leicht retro-charmigen „Supine“, dass lockere Piano-Variationen und fließende Gitarrenmelodie im Wechsel mit klanglich dichter agierenden Passagen setzt, die kompakte progressive Ideen auf engem Raum ausgestalten und schließlich in einem druckvollen Refrain münden. Auch die Gesangslinie folgt stimmig diesem Muster und reicht von sanfter Melancholie bis zu druckvollen Power Momenten und führt schließlich in Schließung des Kreises zum Anfang zurück, nur um dann einen neuen Weg zu erkunden, der von einer raumgreifenden Gitarrenmelodie ausgeleuchtet wird. An das kurze Piano-Interlude „Sonder“ schließt sich mit „Illuvea“ ein Song an, der zu Beginn direkt ein prägnantes Riff-Motiv in den Raum stellt, welches dann von Piano und Gitarren zusammen ausgestaltet wird. Statt abstrakter Ideen herrscht hier Melodienzauber vor, der aus dem Song eine ideenreichen Alternative Rock Nummer macht und um den roten Riff-Faden eine fließende Dynamik mit hoher Bandbreite flechtet.
„Needles“ überrascht dann mit einer klassisch angelegten Rock-Eröffnung und räumt den Gitarren durchgehend den Vorrang ein. Der Gesang passt sich dem stimmig an und wird kantiger und druckvoller ausgestaltet auf der zugrundeliegenden, sehr eingängigen Sound-Struktur. Auf jeden Fall ein Anspieltipp, zeigen Isbjörg hier doch ein breites Spektrum ihrer Klangfacetten. Der Song hält schließlich in einem melancholischen Piano-Solo inne bevor er dann doch die Prog Rock Karte im großen Finale spielt, inklusive mehrstimmigen Gesangs. Apropos Finale, als dieses haben die Dänen mit „Dimmie“ den längsten Song des Albums gewählt, der entsprechend nochmal alle Register zieht. Von der dunkel-theatralischen Klavier-Eröffnung, die plötzlich und ohne Übergang den Platz für einen locker voranschreitenden Prog Rock Sound räumt, auf dessen Spitzen sich die verspielte Gesangsmelodie setzt und das Ganze zu einem individuell-harmonischen Tanz zwischen Gesang und Instrumenten ausgestaltet. Eingängige Melodien wechseln mit diesen Momenten, die einen musikalisch so kurz gegen den Strich bürsten, dass man aufmerkt, es aber nicht als unangenehm empfindet. Ein Track voller Abwechslung, dessen Struktur es auch vertragen würde, auf eine zweistellige Spielzeit ausgedehnt zu werden, da er genug Ideen mitbringt, um interessant zu bleiben.
Isbjörg zaubern mit „Iridescent“ ein sehr schönes Debütalbum, welches nicht nur ausgewiesenen Prog Fans gefallen dürfte. Der Piano-Sound bringt zusätzlich eine besondere Note in das ideenreiche Songwriting der Dänen ein, die zusätzlich damit beeindrucken, dass Album komplett in Eigenregie produziert und dabei einen hochwertigen Klang erzielt haben. Ich bin jetzt schon gespannt, was diese vor Energie sprühende Quelle interessanter Ideen als nächstes zaubern wird, denn „Iridescent“ wird mich diesen Sommer definitiv öfters als Soundtrack begleiten.
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Supine
02. Sonder
03. Illuvea
04. Petrichor
05. Needles
06. While The Sunlight Grace The Mourning
07. The Curtains Slowly Rise
08. Stockholm Reversed
09. Dimmie
Line-up:
Niklas Jespersen – Vocals
Mathias Bro Jørgensen – Piano, vocals
Dines Dahl Karlsen – Guitar
Lasse Gitz Thingholm – Guitar
Mathias Schouv Kjeldsen – Bass
Frederik Ølund Uglebjerg – Drums
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