Geschrieben Mathias Keiber
Band: Jazz Sabbath
Album: Jazz Sabbath
Genre: Jazz
Plattenfirma: Blacklake
Veröffentlichung: 10.4.2020
Zugegebenermaßen: Ich mag es überhaupt nicht, wenn irgendwelche Mainstream-Produzenten sich irgendeinen Talentcontest-Gewinner schnappen und mit ihm eine angejazzte Version von, sagen wir mal, „Light My Fire“ von den Doors aufnehmen. Das Resultat läuft dann zwar möglicherweise im Radio, und in jedem Fall im Hipster-Café um die Ecke, hat mit den Doors aber ebensowenig zu tun wie mit Jazz. Industrielle Produzenten-Mucke halt. Das musikalische Äquivalent zu Iglo-Rahmspinat – bekömmlich zwar, aber ganz und gar seelenlos.
Dementsprechend skeptisch bin ich „Jazz Sabbath“ begegnet. Letztendlich handelt es sich ja wohl um jazzige Versionen von Songs der Band, die (mehr als alle anderen) für die Musik verantwortlich ist, die mich seit der dritten Klasse in glückliche Geiselhaft nimmt. Genau, es geht um Rockmusik, die so „heavy“ ist, dass dafür ein neuer Begriff her musste – Heavy Metal.
Solchen darf man bei „Jazz Sabbath“ freilich nicht erwarten. Aber darf man echten Jazz erwarten und eben keine angejazzte Popmusik? Ja, man darf!
Erstens: Es gibt keinen Gesang – und das ist auch gut so! Denn Jazz braucht keinen Gesang.
Zweitens: Die Songs werden nicht eins-zu-eins nachgespielt, sie drehen sich lediglich um aus den Originalen bekannte Motive – auch das ist gut so! Denn Jazz ist frei.
Drittens: Trotz der Freiheit des Jazz gibt es hier keinen Free Jazz im Sinne von Künstlern wie Charles Mingus – und auch das ist gut so! Das ist natürlich nichts gegen den legendären Mr. Mingus, nicht mal annähernd. Das ist meine Einschätzung, dass man einen Metal-Fan wie mich besser nicht überfordert, wenn man ihm Jazz mittels Versionen von Songs einer seiner Lieblingsbands näher bringen will.
Und falls das das Vorhaben der Leute hinter „Jazz Sabbath“ war, dann ist ihnen das ziemlich gut gelungen. Denn sie langweilen nicht mit abgestandenem Jazz-Pop, sie spielen die Songs nicht einfach nur nach, sie liefern echten Jazz – aber eben welchen, der den durchschnittlichen Hörer nicht überfordert.
Von mir gibt es dafür 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist
- Fairies Wear Boots
- Evil Woman
- Rat Salad
- Iron Man
- Hand Of Doom
- Changes
- Children Of The Grave
Line-up
Milton Keanes, piano
Jacque T’fono, upright bass
Juan Také, drums
Wes Tostrayer, Guitar solo, track 5
Steven Stringer, Guitar solo, track 1
Leighton B’zard, Hammond Organ, track 7
Chester Drawes, Guitar solo, track 7
Fenton Breezley, Saxophone, track 7
Mehr Infos
https://www.facebook.com/JazzSabbath1970
https://www.instagram.com/jazz_sabbath