Jupiter Hollow – AHDOMN

© Jupiter Hollow

Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Jupiter Hollow
Album: AHDOMN
Genre: Progressive Metal / Progressive Rock
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 04. Mai 2018

Progressive Mathematik hat interessante Rechenwege. Aus einer EP ein Album machen – mit nur zwei zusätzlichen Songs – kein Problem. Zumindest nicht, wenn diese zusammen kurzweilige 27 Minuten ergeben.

Das kanadische Progressive Duo Jupiter Hollow hebt das Genre auf ein ganz neues Level. Und damit haben sie in ihrer kurzen Bandgeschichte bereits eine Vielzahl von Leuten begeistert. Egal, ob live auf der Bühne oder mit ihrer 2017 erschienenen Debüt-EP, und das in dermaßen jungen Jahren, dass sie damit den Altersdurchschnitt ihrer eigenen Konzerte wahrscheinlich erheblich senken. 

Nach anfänglicher Skepsis sortiere auch ich mich brav in die Herde der Jupiter Hollow Fans ein, ich brauchte schlicht und einfach den einen Moment der Ruhe, um mich auf das Album einzulassen. Seitdem habe ich es schon des Öfteren gehört, ohne irgendeinen Abnutzungseffekt festzustellen. Der Albumtitel „AHDOMN“ setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der sechs Tracks zusammen, die ersten vier waren dabei schon auf der „The Journey“ EP enthalten. 

Im Vorfeld der Albumveröffentlichungen hatten Jupiter Hollow diese Songs ihren Fans im Rahmen der „The Journey Experience“ in verschiedenster Form dargeboten, kostenlos zum Download oder Stream und vielfältige Informationen zur Entstehungsgeschichte preisgegeben. Eine interessante Art der Release-Party, die die Vorfreude der Fans sicherlich noch erhöht hat. 

Die Kanadier spielen einen ideenreichen Progressive Sound, der immer wieder neue Facetten der zwei Jungs aufdeckt. So hat der kurze Opener „Ascending“ einen entspannten Ambient-Charakter, während bei „Hades Heart“ durch die eröffnenden Riffs direkt die Betonung auf die Ausrichtung zum Rock gelegt wird. Das prägnante Riff-Motiv zieht sich als roter Faden durch den ganzen Song, umwoben vom Gesang von Kenny Parry, der mal kraftvoll, mal filigran, mal voller Harmonie und manchmal auch ins Dissonante abgleitend agiert. 

„Deep In Space“ ist noch druckvoller, startet als mitreißender Rock-Song und wandelt sich in der zweiten Hälfte zu einem entspannteren Grundsound mit einer verspielteren, experimentierfreudigen Ausrichtung, die aber nicht an Eingängigkeit verliert. Die ursprüngliche EP endet mit „Over 50 Years“, einem Track, der wuchtigen Prog mit jeder gespielten Note verströmt und auch die Vocals erreichen hier eine noch größere Bandbreite und reizen Grenzen aus. 

„Mandating Our Existence“ setzt mit durchdringendem Klavierspiel eine Abgrenzung zur vorhergehenden Klangwucht und entwickelt zusammen mit dem melodischen, emotionsgeladenen Gesang eine besondere Atmosphäre. Statt simpler Ballade wird ein eigener kleiner Gefühlskosmos erschaffen, der viel vom Talent und der Fantasie der beiden Kanadier offenbart. Die gesetzten stilistischen Kontrapunkte erinnern mich dabei in ihrer Vollkommenheit an das Schaffen von Freddie Mercury bzw. Queen, auch wenn die musikalische Grundidee nicht deckungsgleich ist. Anstelle eines einfachen Songs erlebt der Hörer hier eine Erzählung, die mir mit 10 Minuten noch zu kurz ist.

„Null Without Praise“ zeigt dann die gegensätzliche Seite von Jupiter Hollow. Statt vollendeter Harmonie arbeiten die beiden Musiker hier mit Rhythmus-Kaskaden, wechselhaft ausgeprägten Vocals, melodischen Passagen und treiben den Hörer abwechselnd vor sich her oder laden ihn zum Verweilen ein. Ein Song, der für sich schon eine Art eigenes Album darstellt. 

Jeder, der progressive Musik nicht absolut ablehnt, sollte Jupiter Hollow ab sofort auf der Agenda haben. Begabte Instrumentalisten, ein toller, facettenreicher Sänger, intelligente Songwriter und schon mit Anfang 20 in der Lage, komplexe Klangwelten zu erschaffen, die beim ersten Hören schon gefallen, aber erst mit jedem weiteren Durchgang mehr von ihrem Charakter offenbaren – dies alles vereinen die beiden Musiker auf höchsten Niveau. Hier stimmt einfach alles. 

Trackliste:
01. Ascending
02. Hades Heart
03. Deep In Space
04. Over 50 Years
05. Mandating Our Existence
06. Null Without Praise

Line-up:
Grant MacKenzie: Guitar, Bass, Synth
Kenny Parry: Vocals, Drums, Synth

Weitere Infos:
Jupiter Hollow bei Facebook
Website von Jupiter Hollow

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