Geschrieben von Marco Gräff
Band: Kadavar
Album: For the dead travel fast
Genre: Doom / Vintage Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 11.10.2019
Fünf Alben innerhalb von Sieben Jahren. Dazu zwei Live Alben und zwischendurch baute man noch schnell ein eigenes Studio und ist ansonsten auf Tour. KADAVAR aus Berlin sind und bleiben die fleißigste Band im Rock Business. Dass dabei die Kreativität nicht auf der Strecke bleibt, ist ebenso ein Kunststück. Für ihr neuestes Werk FOR THE DEAD TRAVEL FAST hat sich das Trio Inspiration in Transsylvanien und in Horrorfilmen und Soundtracks geholt. Auch das Cover zeugt davon.
Demzufolge düster und teils schaurig sind die neun neuen Songs geworden. Und auch gesanglich hat sich was getan. Christoph „Lupus“ Lindemann’s Stimme klingt heller, aber nicht wirklich höher als auf den vier Alben zuvor. Es passt aber sehr gut zum Album, verstärkt den Gruselfaktor, den die Songs zeitweise preisgeben. Songs, die bandtypisch den Spirit der 1970er Jahre atmen und wieder die gängigsten Stile dieser Zeit miteinander verweben.
Mehr denn je tritt der klassische Doom Rock in den Vordergrund und dürfte Fans von alten ‚Black Sabbath‘ Freude bereiten. Aber auch Erinnerungen an ‚Led Zeppelin‘ und ‚Pink Floyd‘ werden immer wieder geweckt. Und doch klingt das Album unverkennbar nach KADAVAR. Es scheint so als hätten die drei Berliner ihren wahren Stil nun endlich gefunden und gefestigt.
War „Rough times“ 2017 noch spürbar rockiger, kommt FOR THE DEAD TRAVEL FAST sehr geheimnisvoll, wie schon erwähnt schaurig und regelrecht schwerfällig daher. Und wieder einmal ist es so, dass es erst nach mehrmaligem Hören seine wahre Schönheit entfaltet. Zwar fehlt so ein richtiger Hit, doch die ersten drei Songs nach dem Intro (lustigerweise mit THE END betitelt), haben Drive, eine gewisse Power und ihren ganz eigenen Charme.
Dabei gefällt mir bei THE DEVIL’S MASTER besonders der rockige Groove, der düster epische Sound und die doomige Grundstimmung. EVIL FORCES ist schon fast die flotteste Nummer und beinahe fröhlich. Hier fällt besonders der variantenreiche Gesang Lupus‘ auf, der hier mehrere Tonlagen aufbietet. Die Nummer, die noch am ehesten aufs letzte Album gepasst hätte.
CHILDREN OF THE NIGHT startet nach langem Intro ähnlich furios. Hier dominieren die Riffs und der melodische Refrain. Irgendwie ne richtig coole Nummer! Und während DANCING WITH THE DEAD tief in den 70ern verankert ist, haut POISON wieder mehr aufs Gaspedal und lädt zum Tanzen ein. Und DEMONS IN MY MIND spielt die Psychdelic-Karte gekonnt aus. Schräge Sounds und tiefgründige Klänge.
SATURNALES ist der mittlerweile standardmäßige ruhige, fast verträumte Track, den es immer wieder mal gab. Wer auf ‚Pink Floyd‘ zu Zeiten von „Meddle“ und „Live in Pompeji“ mag, wird auch diese Nummer lieben. Am Schluss haben KADAVAR den LONG FORGOTTEN SONG wieder gefunden. Fast acht Minuten Doom Rock a la KADAVAR in all seinen Facetten. Sogar für ein Drum Solo ist Zeit.
Hatte ich mich anfangs noch schwer getan und zu sehr Vergleiche mit „Rough times“, dem Vorgängeralbum gezogen, kam mit jedem Durchlauf immer mehr die Erkenntnis. KADAVAR liefern mit FOR THE DEAD TRAVEL FASTein spannendes Doom Album ab, welches in seiner Form einzigartig ist. Der bandtypische Sound findet sich jederzeit wieder und doch klingen die neuen Songs anders und packender als je zuvor. Ganz starke Nummer, die Gruselgeschichte!
von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire Punkten
Tracks:
- The End 2:18
- The Devil’s Master 5:07
- Evil Forces 4:42
- Children Of The Night 5:59
- Dancing With The Dead 5:09
- Poison 5:25
- Demons In My Mind 4:43
- Saturnales 4:03
- Long Forgotten Song 7:49
Line-up:
Christoph ‘Lupus’ Lindemann – vocals & guitars
Christoph ‘Tiger’ Bartelt – drums
Simon ‘Dragon’ Bouteloup – bass
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Nuclear Blast