Geschrieben von Katja Maeting
Band: KALAPI
Album: Paradies
Genre: Punkrock
Plattenfirma: Zoundr
Veröffentlichung: 29. Mai 2020
Gute Laune zu verbreiten – diesen selbst-erteilten Auftrag nehmen die Jungs von KALAPI verdammt ernst und stecken entsprechend viel Energie und Herzblut in ihre Songs und ihre Live-Shows. Und auch nach inzwischen acht Jahren Bandgeschichte werden die vier weder müde noch ideenlos wie man sich auf ihrem neuen Album „Paradies“ überzeugen kann.
KALAPI stehen dabei für mitreißenden Punkrock, der sich direkt in die Synapsen brennt und absolute Feierlaune verbreitet und es trotzdem schafft, den ein oder anderen Denkanstoß zu verteilen, ohne die stumpfe Moralkeule zu schwingen. Dabei sind die Münchner mal politisch, mal gesellschaftskritisch, mal zwischenmenschlich und mal erstaunlich selbst-reflektierend unterwegs. Entsprechend abwechslungsreich ist die neue Scheibe dann auch geworden.
Da gibt es catchy Punk-Hymnen wie „Gegenwehr“ oder „…Tanzt!“, die klare Haltung mit eingängigen Riffs und einer vibrierenden Rhythmus-Fraktion unterlegen und sich abwechseln mit augenzwinkernden Erinnerungen, dass man immer nur so alt ist wie man sich fühlt („Die Jugend von gestern”) und dies so party- und mitsingtauglich untermalt, dass sich plötzlich ziemlich viele ach so Erwachsene pogend vor der Bühne wiederfinden dürften.
Allerdings sind die Jungs inzwischen selber in dem Alter angekommen, in dem man anerkennen muss, dass sich Dinge und Menschen leider ändern und man halt doch zumindest ein bisschen erwachsen wird. Diesen Abschied von entfremdeten Freunden („Altlast“) oder auch dem alten Leben („Alte Stadt“) zieren ein paar nachdenkliche Töne und KALAPI überraschen damit, dass auch Punkrock, bei aller Eingängigkeit und Tanzbarkeit, wehmütig klingen kann.
Aber die vier gucken nicht nur selber und selbstkritisch in den Spiegel, sondern halten diesen auch anderen vor, so z.B. bei „LMAA“ welches textlich und musikalisch kräftig in den Hintern tritt, „Was ist los mit dir?“, das uns daran erinnert, dass wir Menschen als soziale Wesen geboren sind oder „Perfekter Schein“, welches uns den perfekten Ohrwurm verpasst und nochmal klarstellt, dass Social Media nur Schein und kein Sein ist. Ergänzt werden solche Songs dann mit absoluten Eskalationsstufen der guten Laune wie „Deine Augen“ oder „Heute Nacht“.
KALAPI beweisen mit ihrem neuen Album, dass sie es immer noch drauf haben und ihre Botschaft gerne verbreiten. Mitreißender Punkrock voller Hooklines und einer Rhythmus-Fraktion, die einen förmlich in Bewegung schubst, kombiniert mit der perfekt zum Band-Sound passenden Stimme von Frontmann Rogga – diese Mischung kann man sich einfach endlos anhören ohne jemals genug zu bekommen. Fans des deutschsprachigen Punkrocks stürzen sich bitte sofort auf diese Scheibe, welche deutlich mehr Bock macht als so manch aktueller Release von Urgesteinen dieser Misikrichtung.
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Gegenwehr
02. LMAA
03. Alte Stadt
04. Die Jugend von gestern
05. Deine Auge
06. Heute Nacht
07. Perfekter Schein
08. Was ist los…?
09. Tanzt!
10. Altlast
11. Dein Weg
Line-up:
Chris – Lead Guitar + Back Vocals
Rogga – Guitar + Vocals
Ray – Drums
Andi – Bass
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