Geschrieben von: Mathias Keiber
Band: Kaskadeur
Album: Phantom Vibrations
Genre: Heavy Prog
Plattenfirma: Noisolution
Veröffentlichung: 3.3.2023
Kaskadeur kommen aus Potsdam und dem angrenzenden Berlin, sind laut ihrer Website eine “Heavy Prog Band” – und für mich bisher die Überraschung des Jahres. Überraschung auch deshalb: Ich kannte die Band bislang weder unter dem Namen Kaskadeur, unter dem sie jetzt schon ihr zweites Album veröffentlicht. Noch unter dem Namen Stonehenge, unter dem das Quartett in den zwanzig-zehner Jahren aktiv war. Überraschung aber in erster Linie deshalb: Was Kaskadeur auf „Phantom Vibrations” abliefern, das ist wirklich aller Ohren wert!
Das fängt damit an, dass die Band den Begriff „Heavy Prog“ – der mir zwar hier und da schon mal begegnet ist, dessen Notwendigkeit ich aber nie so ganz nachvollziehen konnte – mit Sinn füllt, mit sehr viel Sinn sogar. Die Musik ist nämlich nicht nur so ein bisschen progressiv ist, sondern so richtig. Es geht hier um mehr, als möglichst viele Versatzstücke in einen Song zu packen. Die einzelnen Motive sind von ungewöhnlichen, im Wortsinne progressiven und deswegen auch nicht immer leicht verdaulichen Herangehensweisen geprägt. Viervierteltakt-Fetischisten dürften mit „Phantom Vibrations“ (ziemlich zutreffender Albumtitel übrigens) jedenfalls ihre Probleme haben.
Wer sich beim Hören hingegen auch mal gern auf die falsche Fährte locken lässt, wird seine helle Freude haben. Kaskadeur täuschen rechts an, gehen links vorbei, kommen zurück und verladen dich nochmal. Zugegebenermaßen macht das so manche Band. Das Schöne bei Kaskadeur: Sie verlieren den Song dabei nie aus den Augen. Und sie bleiben dabei meist herrlich heavy. Okay, manchmal kommen sie ein kleines bisschen „arty-farty“ rüber. Aber liegt das vielleicht in der Natur Sache?
Stellen wir uns einen eloquenten Redner vor, der auch noch richtig was zu sagen hat, was neues zu sagen hat. Bescheiden oder verlegen wird dieser Redner nicht rüberkommen. Im Prinzip sind Kaskadeur dieser Redner. Die Band hat richtig was zu sagen, was neues obendrein. Und sie hat die technischen Fertigkeiten, es genau auf den Punkt zu bringen, was sie zu sagen hat.
Kurzum: „Phantom Vibrations“ ist ein kreatives Knallbonbon. Was in den knapp 38 Minuten alles passiert, ist fast schon unerhört – unbedingt anhören also!
Von mir gibt’s 9 von 10 HELLFIRE-Punkten.
Tracklist
01 Bubble Burst
02 All Comes From Nothing
03 The Trust, The Curse, The Lie
04 Join The Cult
05 Generation Absolution
06 The Post-High-Jitters
07 An Opportunity Gone By
08 Particle Physics