Geschrieben von Yannic Aust
Band: Kaunis Kuolematon
Album: Syttyköön toinen aurinko
Genre: Melodic Death Metal
Plattenfirma: Noble Demon
Veröffentlichung: 27. November 2020
Willkommen in dem finnischen Theater „Kaunis Kuolematon“, im südlichen Hamina der Region Kymenlaakso. Es erwartet uns eine dramatische Vorstellung der Extraklasse. Das aktuelle Stück „Syttyköön Toinen Aurinko“ wird Sie auf eine gefühlvolle Reise entführen.
So oder so ähnlich habe ich mir das Szenario beim Hören des Intros „Sub Idem Tempus“ des aktuellen Longplayers vorgestellt. Ein samtroter Vorhang fährt langsam zur Seite und enthüllt ein Bühnenbild, welches die Einsamkeit der finnischen Wälder einfängt. Mein Gefühl sagt mir, dass diese Scheibe nicht leicht zu verdauen sein wird.
Meine Ohren werden auf der einen Seite von befremdlich klingendem, finnischen Klargesang verwöhnt. Vermutlich könnte mich Mikko Heikkilä auf das Übelste beleidigen und mir zugleich die Beulenpest wünschen, ich würde weiterhin dümmlich grinsend seinen Worten lauschen. Diese äußerst interessante Sprache in Kombination mit einer fast zerbrechlich wirkenden Stimme, fühlt sich an wie eine wärmende Umarmung während eines eisigen Schneesturms.
Genau dieser Schneesturm wird durch Olli Saakeli Suvanto’s Growls entfacht und versetzt mich in ein Wechselbad der Gefühle. Noch eben auf einem selbsterlegten Bären in einer Blockhütte vor dem Kamin am weg dösen gewesen, fliegt plötzlich die Tür aus den Angeln und ich werde erbarmungslos in die kalte Finsternis gezogen.
Doch wiederkehrende ruhige Passagen holen mich immer wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück. Die Jungs wissen mit ihren Instrumenten umzugehen. Denn gut platzierte Riffs, sanfte Pianoklänge und treibende Drumeinlagen erzeugen eine unglaubliche Sehnsucht und Melancholie, wie sie nur aus Finnland stammen kann. Dazu gesellen sich hin und wieder drückende Death-Metal-Elemente, welche eine bedrohliche Atmosphäre erschaffen.
Warum ist die neue Scheibe also schwer zu verdauen? Ständig wechselnde Tempi Wechsel machen „Syttyköön toinen aurinko“ nicht gerade eingängig. Muss es auch nicht immer sein, in der Tat. Vielmehr suchen wir hier nach der passenden Stimmung und Situation, in der das Werk perfekt funktionieren kann. Wann wäre also die beste Zeit für Melancholie und Dramatik aus dem kalten Norden, wenn nicht während der aktuellen Jahreszeit und den herrschenden Umständen? Die Sterne stehen also gut, um sich voll und ganz den Finnen hinzugeben.
Die Tracks „Hautajaiset“ und „Kuolevan Surun Alla“ haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und empfehle ich, um in dieser Art der Musik einen leichten Einstieg zu erhalten.
„Kaunis Kuolematon“ sind Meister auf ihrem Gebiet und mischen mit den ganz Großen mit. Ich gönne Ihnen von ganzem Herzen den Erfolg und gewiss wird ihr neuer Longplayer auf hohen Zuspruch stoßen. Auch ich kann „Syttyköön Toinen Aurinko“ einiges Positives abgewinnen. Hervorheben möchte ich hier auch die gelungene Produktion.
Allerdings ereignen sich für meinen Geschmack zu viele Stilwechsel. Eben noch die Nackenmuskulatur gestärkt und die Mähne durch die Luft wirbeln lassen und plötzlich liege ich weinend in Embryonalstellung unter der Dusche. Das macht „Syttyköön toinen aurinko“ leicht anstrengend.
Dennoch vergebe ich mehr als verdiente 7,5 von 10 Hellfire-Punkten!
Tracklist:
01 Sub Idem Tempus
02 Syttyköön toinen aurinko
03 Hautajaiset
04 Mustavalkoinen
05 Kylmä maa
06 Kuolevan surun alla
07 Paha ihminen
08 Särkynyt
09 Hyvästi
Line Up:
Jarno Uski – Bass
Miika Hostikka – Drums
Ville Mussalo – Guitars
Olli Saakeli Suvanto – Vocals (lead)
Mikko Heikkilä – Guitars, Vocals (clean)
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