English version below
Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Heute sprechen wir mit Martin Arendal von Killing Gandhi. „Aspirations Of Failure“, das zweite Album der Band, erscheint am 23. Februar 2018.
HF: Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Der Titel „Aspirations Of Failure“ (dt.: Streben nach Versagen) hat mich etwas irritiert, denn normalerweise würde ja niemand bewusst versuchen, bei etwas zu versagen, zumindest nicht ohne guten Grund. Welche Geschichte steckt hinter diesem Albumtitel?
MARTIN: Erst einmal vielen Dank. Wie du eingangs schon gesagt hast, handelt es sich um unser zweites Album. Das zweite Album wird oft als das „schwierigste“ angesehen, weil man sich an seinem Debüt messen lassen und sich am besten auch noch selbst übertreffen muss. Die andere, und hier zutreffende, Antwort auf diese Frage ist, dass der Titel die Art beschreibt, wie ich bisher mein Leben gelebt habe, ohne das es mir bewusst war…
HF: Die Stücke auf „Aspirations Of Failure“ basieren teilweise auf persönlicher Erfahrung. Ich weiß, das Schreiben heilende Wirkung haben kann, gerade wenn man über schwierige oder schmerzhafte Ereignisse schreibt, aber ist es nicht ein seltsames Gefühl, diese persönlichen und intimen Erfahrungen öffentlich zu machen? Machst du dir nicht irgendwie Gedanken über die Reaktionen des Publikums?
MARTIN: Nein, das empfinde ich nicht so. Ich schreibe Musik nicht fürs Publikum, sondern für mich selbst. Versteh mich da bitte nicht falsch, das Album würde nicht erscheinen, wenn es nicht für ein Publikum bestimmt wäre, aber ich denke, man muss einen Teil von sich selber hingeben, um etwas zurückzuerhalten. Vielleicht ist dieses Thema für viele immer noch ein Tabu und es gibt immer noch viele Leute, die an Depressionen leiden, aber nicht darüber sprechen, weil sie Angst haben, als schwach und nicht ebenbürtig abgestempelt zu werden. Aber denk einfach mal an Texte die dich berührt haben und worum es darin geht. Denkst du, das sind reine Erfindungen oder spiegeln sie nicht vielmehr Erfahrungen aus dem echten Leben wider?
HF: Ihr scheint euren Alben gerne eine Art Konzept zu geben bzw. eine fortlaufende Geschichte zu erzählen. Ist es einfacher, Songs zu schreiben, die sich um ein gleiches Thema herum entwickeln oder ein Album aus inhaltlich unabhängigen Stücken zusammenzustellen. Und warum bevorzugt ihr das Konzeptalbum?
MARTIN: Die kurze Antwort dazu wäre: Ja, ist es. Für mich ist das Songwriting viel einfacher, wenn ich ein über allem stehendes Thema habe und dieses dann in kleinere Geschichten oder Teile herunterbreche. Wir bevorzugen nicht das Format des Konzeptalbums und „Cinematic…“ ist nicht per se ein Konzeptalbum, auch wenn man es so nennen könnte, wenn man meint, dass es in diese Schublade passt. Die Songs sind komplett unabhängig voneinander auf diesem Album und auch hier sind viele Erfahrungen aus dem Leben und entsprechende Reflektionen eingeflossen.
HF: Während ich die Review zu „Aspirations Of Failure“ geschrieben habe, habe ich mir auch „Cinematic Parallels“ angehört, euer Debütalbum, welches ich vorher noch nicht kannte. Als erstes ist mir eine Ähnlichkeit in der Struktur beider Alben aufgefallen. Auf beiden gibt es Zwischenspiele, kurze Instrumentalstücke. Was bezwecken diese? Sollen sie eine Art Unterteilung betonen, wie verschiedene Kapitel einer Geschichte, oder sollen sie z.B. den Spannungsbogen auflockern?
MARTIN: Auf „Cinematic…“ sind diese Zwischenspiele, Trailer genannt, tatsächlich Intros zu den Liedern. Oft möchte man sich aber nicht ein minutenlanges Intro zu einem Song anhören, daher haben wir beschlossen, dass Intro vom eigentlichen Song zu trennen und diese dann Trailer zu nennen. Die meisten Reviews zu diesem Album beschreiben die Trailer als eine gute Möglichkeit, innezuhalten und den gerade gehörten Titel nochmal Revue passieren zu lassen. Und das ist eine sehr gute Art, es auszudrücken, auch wenn es nicht die ursprüngliche Intention dieser Stücke war, sondern sie einfach nur als Intro gedacht waren. Bei „Aspirations…“ fungieren die Interludes mal als Intro, mal als Outro und auch als eigenständiges Stück.
HF: Wenn es ums Songwriting geht, scheint ihr keine Grenzen zu akzeptieren und respektieren, mit dem Resultat das eure Musik sehr abwechslungsreich ist. Was hat dich in musikalischer Hinsicht am meisten beeinflusst? Gibt es vielleicht Bands, die dich so sehr beeindruckt haben, dass du beschlossen hast, selber Musik zu machen oder einen Song, der dich motiviert hat, etwas ähnlich faszinierendes zu erschaffen?
MARTIN: Yngwie Malmsteen hat mich in meiner Teenagerzeit definitiv dazu gebracht, das Gitarrenspiel ernst zu nehmen. Ich habe vorher noch nie etwas vergleichbares erlebt und war dann Feuer und Flamme für alles, was mit Gitarrenspiel zu tun hatte. Bis ich Killing Gandhi gegründet habe, danach drehte sich alles ums Songwriting. Vor der Gründung von Killing Gandhi war ich quasi süchtig nach Arch Enemy und das hat mich musikalisch in eine neue Richtung gehen lassen. Aber meine früheste Erinnerung in Sachen Musik ist eigentlich, dass ich mich schon immer für klassische Musik interessiert habe (Mozart, Bach, Vivaldi, Beethoven…etc.). Ich neige dazu, Akkordfolgen zu schreiben, die dem „klassisch“ geschulten Ohr gefallen und daher oft als „schon oft gehört/man weiß sofort, wie es weitergeht“ abgestempelt werden, aber weiß man das auch wirklich? Oder kommt es einem nur so vor, angesichts von Jahrhunderten der Musikgeschichte?
HF: Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen euch mit dem neuen Album viel Erfolg und vielleicht sieht man sich ja mal in Deutschland.
MARTIN: Vielen Dank für dein Interesse an Killing Gandhi und wir werden uns auf jeden Fall in Deutschland sehen…definitiv.
Interview: Katja Rohloff
Weitere Infos:
Killing Gandhi bei Facebook
Website von Killing Gandhi
English version of the interview
Hellfire Quick 5 interviews try to gather a lot of interesting information within the narrow frame of five questions and five answers. Sometimes a query may be divided into two or three partial questions. It’s up to the musicians to answer short, longer or excessively.
Today we talk to Martin Arendal from Killing Gandhi who will release their sophomore album „Aspirations Of Failure“ on February 23, 2018.
HF: Congratulations on your new album. The title „Aspirations Of Failure“ was somehow irritating to me, because normally no one would willingly try to fail without a very special reason. What’s the story behind this album title?
MARTIN: First of all, thank you! As you said so in the beginning, this is our sophomore release and is often stated as the „tough“ second release, because you’ll have to live up to the debut and preferably outdo yourself. That’s one part of it. The other and correct answer to that question is, that’s the way I have lived my life so far, but unaware of it….
HF: The songs on „Aspirations Of Failure“ are partially based on personal experiences. I know that it can be curative to write about difficult or hurtful events but isn’t it an odd feeling to express this very personal and intimate experiences to the public? Aren’t you worried in some way about the reactions of your audience?
MARTIN: I really don’t think so, no. I don’t write music for the audience, I write music for myself. Don’t get me wrong, this album wouldn’t be released if it shouldn’t, but I guess you’ll have to give something of yourself if you want to get something back. Maybe this subject is still tabu for a lot of people, and there is a lot of people that do suffer from depression that won’t talk about it because they are scared of being labeled as weak and not equal to others, and again, think about a lyric that has gotten to you, what’s it about, and do you think it’s made up, or is it a reflection of real life experience?
HF: You seem to prefer to give your albums a kind of concept or to tell some kind of continuous story. Is it easier to write songs that evolve around the same topic or to put together an album of thematically independent songs? And why do you prefer the concept album?
MARTIN: The short version, YES! For me, it’s a whole lot easier to write when I have an overall topic and from there break it down into smaller stories or pieces. We don’t prefer concept albums, and „Cinematic….“ is not a concept album per say, but you could label it as that if you think it fits in that box, but the songs are completely „stand alone“ on that album, and there is also a great portion of real-life experience and reflections on that album as well.
HF: During writing my review on „Aspirations Of Failure“ I also listened to „Cinematic Parallels“, your debut album that I didn’t know before. First thing I noticed was a kind of similarity in the structure of both albums. There is some kind of interludes in both of them, some short instrumental pieces. What is their purpose? Do you want to emphasize a kind of subdivision, like different chapters of a story or are they meant to break the tension or something like that?
MARTIN: On „Cinematic….“ the interludes called „Trailers“ is actually intros to the songs. But often you don’t want to hear a one minute intro before the song starts, so we decided to divide the intro from the song and call them „Trailers“. Most reviews from that album are mentioning these „breaks“ as a great way to pause and consume the song before the next song starts, and that’s somehow a great way to express it, but that wasn’t the intention, to begin with, just intros to the next song. On „Aspirations…..“ they are written as intros, stand-alone tunes or outros.
HF: When it comes to writing songs you don’t seem to accept or respect any boundaries with the result that your music is very varied. What are the things that influenced you the most in your musical life? Are there maybe some bands that impressed you so much that you decided to make music yourself or a song that motivated you to create something similar fascinating?
MARTIN: What made me take guitar seriously in my teens was Yngwie Malmsteen. I’d never before experienced anything like that, and from there on I craved all that was guitar shredding until I started Killing Gandhi, then it was all about songwriting. Before I started Killing Gandhi I got hooked a lot on Arch Enemy and that turned me into changing direction musically. But my earliest reflections on music is that I have always been keen on Classical music (Mozart, Bach, Vivaldi, Bethooven…..etc.) and I tend to write a lot in that way of chord progression that suits the „classical ear“ and therefore is often being labeled as „heard before“/“you know what comes next“….but really, do you know? Or is it just because it’s familiar to you through hundreds of years of music?
HF: Thank you very much for your time. We wish you lots of success with your new album and maybe we’ll see you in Germany one day.
MARTIN: Thank you for your interest in Killing Gandhi, and YES we’ll see you in Germany….definitely!!