Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Kings Winter
Album: Edge Of Existence
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Independent
Veröffentlichung: 01.05.2021
Knapp zwei Jahre nach ihrem durchaus vielversprechenden Debüt „Forging The Cataclysm“ legt das Ehepaar Jule & Tobias Dahs, besser bekannt unter dem Namen KINGS WINTER, mit ihrer zweiten Veröffentlichung „Edge Of Existence“ nach. Ist die stilistische Ausrichtung unverändert geblieben, so hat man in Sachen Sound doch an einigen Stellschrauben gedreht. Hatte man beim Erstlingswerk noch auf programmierte Drums gesetzt, so hat nun Greydon Fields Drummer Marco Varga an einem Großteil der Songs mitgewirkt. Auch der Einsatz von Keyboards wurde im Vergleich zur EP merklich reduziert, was dem Hörvergnügen aber keineswegs abträglich ist, stattdessen werden zahlreiche Melodielinien von der Gitarre übernommen.
Beim Opener „Living Systems“ handelt es sich um ein gesprochenes Intro aus dem Roman „Jurassic Park“, das Tobias zu Beginn der Pandemie per Zufall las und der geschockt davon war, wie gut dieses (übersetzt) zur aktuellen Situation passt: „Lebende Systeme sind nie im Gleichgewicht. Sie sind von Natur aus instabil. Sie mögen stabil erscheinen, aber sie sind es nicht. Alles ist in Bewegung und verändert sich. In gewisser Weise steht alles am Rande des Zusammenbruchs“. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Nach dieser Einleitung geht es mit dem Titeltrack in die Vollen, einem kraftvollen und riffbetonten Banger mit eingängiger Hook, bei dem Jule Dahl sogar kurzzeitig in düstere Growl Gefilde abdriftet. „Kingdom Of The Blind“ kommt ähnlich energiegeladen daher, allerdings benötigt der Refrain ein paar Anläufe um sich festzusetzen, doch dann macht die Nummer umso mehr Spaß.
„The Next In Line“ startet klanglich reduziert und wird nur durch Jules emotionalen Gesang getragen, ehe sich das Stück dann doch zu einem Midtempo Rocker wandelt. Inspiriert wurde der Song durch den Tod von George Floyd und ist KINGS WINTERs Art, die Stimme gegen Rassismus, Homophobie und jede andere Form von Diskriminierung zu erheben. Nicht nur hinsichtlich seiner Message einer der Highlights der Scheibe. „The Human Dynasty“ beginnt mit einer Piano+Gesang Einlage, bevor die Riffs einsetzen und der Song in einen leicht schleppenden Groove verfällt. Das Ganze pendelt zwischen ruhigeren und aufbrausenden Passagen und gehört ebenfalls zu den stärkeren Stücken des Albums.
Mit „Ghosts In This Machine“ wird wieder mehr Tempo aufgenommen, basierend auf einem wiederkehrenden Riff baut sich der Song hin zu einem starken Chorus auf, bis die Maschine mit einem Piano/Akustik Intermezzo fast zum Stillstand kommt, um sich schließlich nochmals aufzubäumen und den Track zu einem großartigen Ende zu führen. „Crusaders Of Today“ ist eine der schnellsten Nummern der Scheibe, die trotz exzellenter Gitarrenarbeit im Gegensatz zu den vorherigen Stücken sich etwas schwerer damit tut zu überzeugen. Beim schleppenden Banger „Dangerous Ascendancy“ kommen in der Bridge sogar hörbar Keyboards zum Einsatz, ohne den Song jedoch zu überfrachten und verleihen dem Track eine gewisse Dramatik. Bemerkenswert ist das auf einem Basslauf fußende Solo im letzten Drittel, bevor der Refrain ein letztes Mal angestimmt wird. „Discard The Ashes“ nimmt zum guten Schluss nochmal richtig Fahrt auf und unterstreicht zudem die starke Leistung von Tobias Dahs, der mit Ausnahme der Verstärkung an den Drums sämtliche Instrumente höchst selbst eingespielt hat.
Somit bleibt unterm Strich ein starkes Metal Album, welches sich in Sachen Songwriting und Sound gegenüber dem Debüt merklich gesteigert hat. Freunde des melodisch orientierten Metals sollten „Edge Of Existence“ auf jeden Fall einmal antesten. Und da das Ehepaar Dahs plant, im Laufe des Jahres eine Liveband zusammenzustellen, werden die Songs hoffentlich auch bald den Weg auf die Bühne finden, sobald Konzerte wieder möglich sind. Ich jedenfalls freue mich darauf!
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
- Living Systems
- Edge Of Existence
- Kingdom Of The Blind
- The Next In Line
- The Human Dynasty
- Ghosts In This Machine
- Crusaders Of Today
- Dangerous Ascendancy
- Discard The Ashes
Line Up:
Jule Dahs: Gesang
Tobias Dahs: Gitarre, Bass, Keyboards, Backgroundgesang
Gast:
Marco Vanga: Drums
Mehr Infos: