Geschrieben von Katja Maeting
Band: Kissin‘ Dynamite
Album: Ecstasy
Genre: Rock
Plattenfirma: Sony
Veröffentlichung: 06. Juli 2018
Mit ihrem Song „Love Me Hate me“ haben Kissin‘ Dynamite schon damals ganz gut die Devise zusammengefasst, die in Bezug auf die Schwaben in der Musikwelt herrscht. Man liebt sie oder man kann ihnen nichts abgewinnen. Oder man wird, so wie ich, irgendwann durch überzeugende Live Performances bekehrt.
Im letzten Jahr haben sie mit einer genialen Live CD ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert, auf der einem alle Hits der bisherigen Alben mitreissend dargeboten wurden. Umso gespannter war ich auf das neueste Werk aus dem Hause KD – und brauchte dann ehrlich gesagt erstmal ein paar Durchgänge, um mich dran zu gewöhnen.
Als erstes fällt hier der leicht veränderte Gesang auf. Hannes klingt zwar immer noch eindeutig und unverkennbar nach Hannes, aber zwischendurch auch etwas rauer und kantiger. Im nächsten Punkt wird klar, dass Kissin‘ Dynamite auch immer noch das Ohrwurm-Geschäft beherrschen, aber den Pop-Faktor in ihrem Sound etwas runtergeschraubt haben. Durch den Verzicht auf allzu berechnendes Gekitsche zünden dann manche Songs vielleicht auch erst im zweiten oder dritten Durchgang und in seltenen Fällen auch mal nicht. Dafür ist das dann aber auch die freie Entscheidung des Zuhörers und nicht das pure Reagieren auf antrainierte Reflexe.
Stilistisch widmen sich die Schwaben hier mehr dem Hard Rock mit Ausflügen in die alte Schule und deutlichen Verbeugungen vor Bands wie Guns’n‘ Roses oder auch den alten Bon Jovi. Schon der Opener „I’ve Got The Fire“ ist eine der Hymnen, die die Jungs fast in Perfektion beherrschen und die definitiv auf die Live Wirkung ausgelegt ist. Ohrwum- und Mitsing-Refrain setzen sich sofort fest und werden durch die typischen Backing Chöre unterstützt, dazu die raumgreifenden Gitarren-Riffs, die das Energielevel nach oben schrauben. „You’re Not Alone“ schleicht sich dann langsam an und entlädt sich AOR-haft in einem Power-Refrain, während der Song in den Strophen zwar instrumental dicht gewoben aber trotzdem zurückgenommen agiert.
Der Titeltrack „Ecstasy“ mit einem Gast-Auftritt von Anna Brunner ist dann einer der Songs, der bei mir nicht so richtig funktionieren will. Auch wenn das prägnante Riff-Motiv ein gutes Argument für den Song ist, bildet mir die Doppel-Spitze am Mikro zu wenig Kontrast zueinander und es fehlt irgendwie der Entladungspunkt für den Song. Interessanter ist da der melodische Power Rocker mit Tobias Sammet-Anleihen namens „Superhuman“, der einen sofort von den Füssen fegt und auch noch Platz für ein energiegeladenes Gitarren-Solo lässt vor dem obligatorischen langsamen Rhythmus-Part, nach dem der Song erneut und noch mehr Fahrt aufnimmt.
„Breaking The Silence“ setzt dann mit der Western Gitarre interessante Akzente und qualifiziert sich mit seinen Show-Elementen als weiterer Live Hit. Der geborene Perfomer Hannes wird bei diesem im eher mittleren Tempo angesiedelten Song auf der Bühne definitiv noch mehr aufblühen. Aber auch für die gefühligen Momente haben Kissin‘ Dynamite die richtigen Songs im Gepäck. Sei es nun die teils akustisch unterlegte Ballade „Heart of Stone“, die mit ihrer Gitarrenmelodie und orchestralen Klängen definitiv das Vorwort Power verdient und bei der Hannes das komplett stimmliche Register ziehen kann oder die klanglich etwas leichter gewobene Halb-Ballade „Still Around“.
Auch wenn sie sich in Sachen Hitdichte nicht selber übertreffen, ist „Ecstasy“ ein Album geworden, dass sowohl typisch Kissin‘ Dynamite ist als auch ein paar neue Facetten ausprobiert, die durchaus zu gefallen wissen. Grundsätzlich machen die Schwaben hier das, was sie wollen und auch am besten können – nämlich Bock auf Live Auftritte. Für energiegeladenen (Hard) Rock sind Kissin‘ Dynamite in Deutschland zu einer der ersten Anlaufstationen geworden – egal was man von ihnen hält.
Trackliste:
01.I’ve Got the Fire
02.You’re Not Alone
03.Somebody’s Gotta Do It
04.Ecstasy
05.Still Around
06.Superhuman
07.Placebo
08.Breaking the Silence
09.You’re Waging War on Me
10.One More Time
11.Heart of Stone
12.Wild Wind (Bonus)
13.No Time to Wonder (Bonus)
Line-up:
Hannes Braun – Vocals
Ande Braun – Guitar
Jim Müller – Guitar
Andi Schnitzer – Drums
Steffen Haile – Bass
Weitere Infos:
Kissin‘ Dynamite bei Facebook
Website von Kissin‘ Dynamite