Geschrieben von Katja Maeting
Band: König Kobra
Album: Level für Level
Genre: Punkrock/Synthiecore
Plattenfirma: Boersma Records
Veröffentlichung: 17. Mai 2019
Jeder kennt diese Leute, die ständig Witze reißen, jeden sofort mit lockeren Sprüchen begrüßen und dauernd mehr oder weniger tollen Blödsinn bauen. Und plötzlich steckst du mit diesem Dauer-Clown im Fahrstuhl fest und stellst während der Unterhaltung fest, dass da auch Hirn und Herz vorhanden ist. So ähnlich ging es mir mit dem Debütalbum von König Kobra, denn für mich waren die Sechs aus dem Ruhrgebiet bisher eigentlich „nur“ eine Live-Band mit hohem Unterhaltungswert und ich hab ihnen wenig inhaltliche Substanz zugeschrieben. Tja, irren ist halt menschlich.
Das heißt jetzt allerdings nicht, dass König Kobra zu einer tiefenphilosophischen Band voller Weltenschmerz geworden ist, Unterhaltung steht bei der 2016 gegründeten Kombo immer noch an erster Stelle und ihr Mix aus „Pop, Punk, Indie und auch etwas Core“ ( so die Band in ihrer Selbstbeschreibung) verbreitet weiterhin gute Laune. Davon zeugte schon die erste Single „Pizza Pätroni“, eine dieser typischen Party- und Trink-Hymnen, die man im deutschsprachigen Punkrock gerne findet. Vor allem zeigten König Kobra hier, dass sie einen Synthie besitzen und nicht davor zurückschrecken, ihn zu benutzen. Aufs nächste Level (das war jetzt eigentlich nicht als Wortspiel gedacht) heben sie das Prinzip mit Songs wie „Eins Zwei Drei Tanzen“, dass ziemlich tanzbare Riffs mit interaktivem Text verbindet und ein paar Gloria Gaynor Momente einstreut. Genau SO stelle ich mir ein König Kobra-Konzert vor.
Stücke wie „Kirmesdisco“ verlangen dann schon eher nach Alkoholpegel oder Schmerzfreiheit, denn hier kommt die volle Synthie-Ladung aus 90er Euro Trash Pop, dem Wendler und Tanzstunden, in denen man Schlager hörte, die einem sonst nur im Discofox-Bereich der Großraum-Disko begegnete. Aber auch die Ode an die gute alte Zeit fehlt natürlich nicht. „1998“ weckt punkrockige Erinnerungen daran, dass im Rückblick das Leben irgendwie schöner und einfacher war…aber wer sagt eigentlich, dass wir uns immer erwachsen benehmen müssen?
Eine komplett andere Seite von König Kobra lernt man bei Songs wie „Kein Mensch“ kennen, eine Heavy Metal-basierte Nummer mit drückenden Riffs, die mit ihrem wuchtigem Sound den Boden bereitet für die politisch-gesellschaftskritische Botschaft. Auch hier wählt die Band den eher frontalen Ansatz mit plakativem Text, um vielen klarzumachen, worum es ihnen geht und in einer Strophe dann auch nochmal auf Englisch, um das Ganze zu unterstreichen. „Was du nicht weißt“ ist eine punkrockige Hervorhebung der Bedeutung von Familie und Liebe als Anker des Lebens. Um Verlust und Schmerz geht es dann bei „Quadrat“, dessen emotionaler Text zuerst im krassen Gegensatz zur locker-rockigen musikalischen Untermalung steht, aber im weiteren Verlauf beides zu einer intensiven Nummer vereint, die irgendwie ein bisschen traurig macht. Der Titeltrack „Level für Level“ schließlich zieht erstaunlich passende Vergleiche zwischen dem Leben und kultigen Nintendo-Spielen, natürlich mit einem entsprechenden Soundtrack dazu. Ein bisschen Retro-Charme und Motivationsschub in einem.
König Kobra machen Musik, die wie das Leben ist: Mal nachdenklich, mal traurig, oft zum Lachen und manchmal zum Weinen – und einfach am geilsten, wenn man mittendrin ist. „Level Für Level“ ist jedoch ein hübsches musikalisches Fotoalbum geworden, welches wahlweise die Erinnerung oder die Vorfreude füttert, aber das Erlebnis an sich nicht ersetzen kann. Aber zum Durchhalten bis zum Wochenende taugt es allemal 😉 Klar gibt es hier kein technisches Gefrickel, sondern musikalisch eher Hausmannskost, aber wer von einer Band mit Punkrock-Verbundenheit was anderes erwartet, ist selber Schuld. Die Ruhrpott-Jungs haben an sich den Anspruch, zu unterhalten (und vielleicht auch mal nen Denkanstoß zu geben) und das machen sie auf ihrem Debüt-Album definitiv, auch wenn so mancher seine Schmerzgrenze bei einigen Songs erreichen dürfte 😉 Trotz des erlittenen Traumas (ich sag nur „Kirmesdisco“) macht „Level für Level“ einfach Spaß und manchmal wünsche ich mir echt mehr von solchen Alben.
Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. Zeitmaschine
02. Level für Level
03. Kirmesdisco
04. 1998
05. Pizza Pätroni
06. Eins Zwei Drei Tanzen
07. Kein Mensch
08. Sorgenkind
09. Was Du nicht weißt
10. Quadrat
11. Vorwärts
Line-up:
Billy – Vocals & Keys
Roicke – Vocals
Maric – Guitar
Johannes – Guitar
Patrick – Drums
Hendrik – Bass
Weitere Infos:
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