Kubana Live Club – Wohlfühloase für Bands und Fans

Foto: Jörg Schnebele

 

 

Heute wollen wir Euch mal keine Band im Interview präsentieren, sondern einen Club vorstellen, den die Metalheads im Rheinland alle kennen.
Der Kubana Live Club in Siegburg liegt einen Steinwurf entfernt vom ehemaligen Bundeshauptdorf Bonn und somit sehr zentral in der Mitte Deutschlands und im Einzugsbereich von Koblenz bis Köln.
Nicht selten trifft man aber auch Leute aus dem Ruhrpott und auch für Fans aus Belgien und Holland scheint der Weg ins Kubana nicht zu weit zu sein.

In den letzten Jahren taucht der Club immer öfter in den Tourprogrammen vieler Bands auf, und was die Größe und Bekanntheit der Bands angeht, überrascht es nicht selten, wer den Stopp in Siegburg einlegt.
Unter anderem machten hier Death Angel, Jinjer, Molly Hatchet, Nazareth,  Flotsam & Jetsam, Battle Beast oder UFO halt.
Die Liste der Acts ist ellenlang und zeigt, dass das Kubana für die Bands durchaus interessant ist und deren Anforderungen entspricht. 

Dazu kommt, dass neben dem gemütlichen und sehr ansprechenden Club auch noch ein Restaurant angeschlossen ist, in dem man sich genauso wohl fühlt, wie im Live Club. Das Essen ist fantastisch, die Preise vollkommen moderat.
Wir sprachen mit dem Besitzer Jürgen Hoffmann, der uns ein wenig Einblick gewährt.

 

Jürgen Hoffmann Foto Jörg Schnebele

Details zu seiner Person und wie es mit dem Kubana  angefangen hat, ist ein Grund, etwas weiter auszuholen.

„Ich selber komme aus dem Karatesport und habe 1979 mein erstes Studio hier in Siegburg eröffnet.
Bis zum Alter von 30 Jahren war ich selber aktiv, war mehrfach Deutscher Meister, Europameister und 1980 Vizeweltmeister.
Danach bin ich Trainer geworden, Landestrainer in NrW danach Bundestrainer, hab dann mit den Junioren den Weltmeistertitel geholt.

2003 habe ich dann aber mit dem Sport komplett aufgehört.
Ich habe mich mehr um das Kubana kümmern müssen, was es seit 2001 gibt.
Der Laden war einfach zu groß, als dass er so nebenher hätte laufen können.

In den ersten vier Jahren war hier eine Diskothek drin. Darum habe ich mich selber gar nicht gekümmert.
Da mir das Thema Diskothek aber überhaupt nicht gefällt, haben wir die Diskothek zugemacht und dafür den Live Club aufgemacht, der inzwischen nach einem Umbau 425 Leute fasst.
Ich selber komme aus der Rockszene,  in den Metal bin ich später erst reingewachsen.

Am Anfang war das aber nicht einfach; da standen wir manchmal mit dreißig bis vierzig Leuten rum. Aber das Ganze hat sich nach und nach entwickelt, bis wir dahin gekommen sind, wo wir heute stehen.
Wir haben immer Wert auf Qualität gelegt, das war uns sehr wichtig; und deshalb läuft‘s auch“.

 

(c) Kubana

Die Konzerte im Kubana  sind ein ausgeglichener Mix aus Tribute Bands und „Originalen“.
Stellt sich natürlich die Frage, ob dies Kalkül ist oder sich von selber in diese Richtung entwickelt hat.

„Beides“, erklärt Jürgen.
„Vor 15 Jahren war es für uns ja nicht direkt möglich, in den etablierten Markt zu kommen.
Die bekannten Clubs gab es ja.

Du bekommst keine Acts wie Molly Hatchet, Nazareth oder Extrabreit wenn Du sagst, ‚hallo, wir sind ein neuer Club aus Siegburg und hätten gerne diese Acts bei uns‘, das funktioniert so nicht.
Den Ruf musst Du Dir erst einmal aufbauen. Und das ging am Anfang halt erst einmal über Tribute Bands.

 Was ich allerdings nie gemacht habe war, reine Coverbands zu holen, die quer Beet alles gecovert haben.
Ich habe mich von Anfang an nur auf Tribute Bands konzentriert. Und auch hier haben wir selektiert und uns bemüht, nur die Bands zu holen, die die Besten in diesem Bereich waren.
Es gibt halt zum Beispiel ein Dutzend Queen Tribute Bands und wir haben uns bemüht, die beste Queen Tribute Band zu bekommen.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir die besten Tribut Bands Deutschland haben; natürlich gibt es hier und da auch noch die eine oder andere Band, die einen Tick besser ist, aber generell haben wir die Top Acts verpflichten können.

Das war damals halt die einzige Möglichkeit, mit den Club Fuß zu fassen.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Tribute Bands erheblich verbessert; das sieht man direkt an den Zuschauerzahlen; Tributes ziehen oft mehr Zuschauer, als die Originale….

(c) Kubana

Mit den Original-Bands sind wir dann Schritt für Schritt eingestiegen, und das hat sich nun zu einem Verhältnis von 50/50 entwickelt.
Damit sind wir zufrieden und so soll es auch bleiben. Das ist eine vernünftige Mischung.

Tributes sind kalkulierbar.
Bei den Originalbands ist das schwieriger; da weißt Du nicht, ob sie auf Tour gehen oder nicht… von daher viel schlechter kalkulierbar.
Wenn eine Tribute-Band gut war und z.B. 300 Leute gezogen hat, dann kann ich davon ausgehen, dass beim nächsten Mal noch mehr Leute kommen. Wenn’s schlecht wird, vielleicht etwas weniger, aber alles in Allem in demselben Rahmen.
Das ist dann halt eine Bank, mit der man vernünftig arbeiten kann. Und Tributes sind nicht so stressig, wie die Originale (grinst“)

 

Es fällt immer auf, dass sich die Bands immer wieder für den guten Support des Kubana Teams bedanken.
Man hat das Gefühl, dass man bei Jürgen eine Rundum/Komplettbetreuung bekommt, dass er den Vater für alle macht.

„Da spielt meine Vergangenheit als aktiver Sportler mit rein“ besinnt sich Jürgen.
„Ich war halt als Sportler auch viel unterwegs und habe z.B. auch schon in eiskalten Hallen in Rumänien gestanden und habe da verschimmeltes Weißbrot bekommen.
Deswegen finde ich, dass die Künstler, die natürlich auch Geld verdienen,  von uns auch eine gute Leistung erwarten können.
Damit honorieren wir Ihre Leistung, indem wir einen vernünftigen Backstage machen.

Wir knapsen da nicht mit Getränken usw; einen gewissen Teil dessen, was wir einnehmen, geben wir selbstverständlich in den Backstage rein.
Das bedeutet mit Catering und mit allem, was dazu gehört.
Und selbst wenn ein Tourtross mit 25 Leuten reinkommt; die bekommen den gleichen Service wie eine Band mit fünf Mann.

(c) Kubana

Meine Frau steht dann morgens um 6 Uhr auf und kümmert sich um alles.
Bis jetzt hat sich auch noch keiner beschwert und ich persönlich halte das für sehr wichtig.
Und die Reaktion ist deshalb auch sehr positiv. Wir hören oft, dass man so ein Catering wie bei uns noch nirgends angetroffen habe.

Und hast Du ein gutes Catering, dann sind die Musiker auch extrem motiviert und spielen auch geil.
Sie fühlen sich ernstgenommen und bestätigt; das ist, was wir erreichen wollen.
Ich behandle auch jede Band gleich, egal, ob sie 80 Zuschauer ziehen oder 300. Das Catering ist immer das gleiche!“

 

Kommen wir zu der Frage,  wie das Booking der Bands im Kubana funktioniert.

„Da ich hier die „One Man Show“ mache, beschränkt sich das Booking hauptsächlich auf Bewerbungen der Bands und Agenturen.
Rein arbeitstechnisch wäre es für uns gar nicht möglich, selber auf die Suche zu gehen. Ist aber auch nicht unser Anspruch.

Ich gehe nicht auf Agenturen zu und sage ‚gib mir mal diese oder jene Band‘.
Gut, wenn ich eine Band UNBEDINGT haben will, dann versuche ich das; aber generell greife ich auf das zurück, was sich bei uns bewirbt.
Ich bekomme täglich 15 bis 20 Mails, in denen uns Bands angeboten werden. Die kannst Du kaum beantworten, geschweige denn buchen.
Ich brauche auch keine fünf Band pro Woche; so, wie es zur Zeit läuft, ist es ok.“

 

Natürlich muss auch die Frage nach dem persönlichen Highlight von Jürgen gestellt werden.

„Ich wusste, dass das kommt“, entgegnet er etwas amüsiert.
„Kann ich auch sehr schwer beantworten…
Die erste große Band, die ich von damals kannte, war Ten Years After. Zu dieser Zeit war der Laden noch ne ganze Ecke kleiner, es passten gerade mal 300 Leute rein.
Das war schon ein Erlebnis für jemanden, der in der Zeit von Woodstock aufgewachsen ist.
Und ich bekomme einer der Bands, die dort gespielt haben….“

 

Nicht selten sind Künstler schwer zu handeln; Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich eng bei einander.
Auf die Frage, wie seine Erfahrungen in dieser Richtung sind, folgt eine kleine Pause.

„Da müsste ich schon schwer nachdenken….
Da kommen wir wieder auf das Thema Catering zurück…
Wenn die Bands bei uns in den Backstage Bereich reinkommen, gibt es nicht viel zu meckern. Alles sauber, nett zurechtgemacht und von allem genug da…
Was schon mal sein kann ist, dass man einen Tour Manager hat, der ne Vollmacke hat, das passiert… Musst du einfach ignorieren und dann ist es so.
Aber das habe ich sehr selten.“

 

Es gibt Bands, die haben einen schlechten Ruf. Andere verstehen es im Handumdrehen, von einem vermeintlich guten Benehmen ins Gegenteil umzuschwenken, was dazu führen kann, mit Lokalverbot bestraft zu werden.
Gab es das im Kubana auch schon mal?

(c) Kubana

„Ja, bei Almanac!
Die haben damals mit drei Bands gespielt; Almanac als erste…
Die Hauptband hat beim Soundcheck extrem lange gebraucht, und auch die zweite Band…

Wir hatten schon den Einlass nach hinten geschoben, damit Almanac noch einen Soundcheck machen konnte; dennoch blieben gerade mal zehn Minuten; ging einfach nicht anders.

Ich habe dann das Konzert gesehen und fand, dass es vollkommen in Ordnung war. Klar kannst Du hier und da was verbessern, aber im Großen und Ganzen war es ok.
Anschließen hat Victor (Smolski, JS)  den Reinhold, der den Almanac Mix gemacht hat, dermaßen zusammengeschissen. Man habe seine Stimme nicht gehört

Ich habe dann später mit Victor gesprochen und ihm gesagt, dass  man ihn sehr wohl gehört habe.
Er hat die ganze Zeit rumgeschrien und dann am nächsten Tag in Facebook gepostet, dass das Kubana der schlechteste Laden sei, in dem er jemals gespielt habe.
Das war eine Unverschämtheit und war nicht in Ordnung.“

  

Ein Clubbesitzer hat eine Verantwortung, die die Frage aufkommen lässt, welche Bands tabu sind.

„Klar, rechte Bands lass ich natürlich nicht rein.“

 

Ausschließlich politische Gründe oder betrifft das auch die musikalische Seite?

„Wenn  Helene Fischer hier spielen wollte, würde ich sie lassen; da sie aber hier nicht spielen würde, ist das auch gut so (lacht…)
Wir haben ja zeitlich nur begrenzte Kapazitäten; die Wochenenden sind auf Monate besetzt.

Dennoch kommen jetzt Cat Ballou ins Kubana; auf der einen Seite spielen sie vor 17000 Leuten in der Lanxess Arena, und nun vor 425 Leuten bei uns.
Wenn die Band jetzt aber nicht Cat Ballou sondern ‚Knüsselsköpp‘ heißen würde und man die nicht kennt, ziehen die natürlich auch keine Leute; das wäre dann für uns uninteressant.

Wir haben halt nicht das Klientel dafür; unser Klientel ist Rock und Metal, und selbst da wird es schon eng, besonders, wenn es in Richtung Death Metal geht.
Deshalb kann ich auch nicht so wahnsinnig mischen, und konzentriere mich auf Bands für unser Klientel.

Wie gesagt, Helene Fischer hätte ja  ihr eigenes Publikum, da bräuchte ich unseres nicht zu nehmen.“

 

Wenn man einen Club mit einer derart großen Leidenschaft betreibt, hat man doch bestimmt einen Wunsch(traum), welchen Künstler man gerne einmal in seinem Club spielen lassen würde.

„Das hat mich schon mal einer vor zehn Jahren gefragt“, entgegnet Jürgen wie aus der Pistole geschossen.
„Man ist ja reifer geworden; inzwischen gehen schon Sachen, die vor zehn Jahren nicht gingen…

Damals hab ich gesagt, Placebo.
Wenn‘s dann aber mal gaaaanz illusorisch sein soll, würde ich mir heute auch noch Placebo wünschen.
Aber da mache ich mir auch keine Gedanken drüber.

…hm, als Rammstein Fan wäre Till Lindemann im Kubana schon gut…

Nee, wir gehen das Ganze so an, wie es nun mal ist; klar, kann sein, dass Du irgendwann mal über etwas stolperst, was Dir ungeahnte Möglichkeiten bringt.
Et kütt wie et kütt.“

 

An dieser Stelle ein fettes Dankeschön an Jürgen, der sich die Zeit für das Interview genommen hat.
Und den Leuten da draußen sei der Kubana Live Club wärmstens ans Herz gelegt.
Fahrt mal hin und macht Euch selbst einen Eindruck von dem obergeilen Club in Siegburg.

 

Interview: Jörg Schnebele

 

 

 

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