Geschrieben von: Jörg Schnebele
Band: Lee Aaron
Album: Diamond Baby Blues
Genre: Rock / Blues / Metal
Plattenfirma: Metalville
Veröffentlichung: 27.04.2018
Als Lee Aaron Mitte der Achtziger mit Alben wie „Metal Queen“ oder dem selbstbetitelten „Lee Aaron“ auf sich aufmerksam machte, da waren Frauen im Heavy Metal sehr rar gesäht und eher etwas Exotisches.
Seinerzeit hatte Karen Lynn Greening, so ihr bürgerlicher Name, noch jede Menge Energie, welche sie in den Songs bestens umzusetzen wusste.
Sehr schnell wurden die Platten von Lee Aaron aber seichter und seichter.
Um die Jahrtausendwende versuchte sie sich dann in Richtung Jazz, bis sie schließlich 2016 mit „Fire And Gasoline“ wieder den härteren Weg einschlug.
Allerdings enttäuschte mich das 2016er Werk gewaltig und als Lee nun mit „Diamond Baby Blues“ erneut ein Lebenszeichen von sich gab, war meine Bereitschaft, den Silberling durchzuhören nicht sonderlich groß.
Ohne die Infos des Labels im Vorfeld zu lesen, begab ich mich recht unmotiviert an das Album.
Bei dem Titel „Diamond Baby Blues“ erwartete ich natürlich ein bluesiges Album, aber der Einstieg mit dem Titelsong knallt gleich auf die Zwölf!
So hat man Lee Aaron schon ewig nicht mehr gehört – Klasse!
Dass der zweite Song „Mistreated“ heißt, ließ mich vorab zwar aufhorchen; allerdings hätte ich mir nicht träumen lassen, dass sich die stimmgewaltige Kanadierin tatsächlich an den Deep Purple Song wagt….
Ist aber so: zuerst überkommt mich unbändige Entrüstung; wie kann man es wagen, eine solche Gotteslästerung zu begehen?!?
Doch sehr schnell muss ich – immer noch widerwillig – gestehen, dass die Nummer gar nicht mal schlecht klingt und „für eine Frau“ echt gut gesungen ist.
Während der sieben Minuten des Songs entwickelt Lee Aaron immer mehr an Stärke und Größe, dass ich schließlich mit überzeugter Begeisterung die letzten Noten des Songs in mich aufsauge.
Auch die Gitarrenarbeit von Sean Kelly überzeugt; klar, kein Ritchie Blackmore, aber dennoch klasse interpretiert.
So, nun sind die Erwartungen an die restlichen Songs des Albums schlagartig von „ebenerdig“ zu „haushoch“ gestiegen.
„American High“ kommt bluesig spritzig aus den Boxen und knüpft nahtlos an den Opener an; ein Touch von Nostalgie, der mich speziell im Refrain an die unbeschwerte Hair-Metal Zeit der Achtziger und Neunziger erinnert.
Den richtigen Blues gibt’s dann mit „I’m A Woman“. Auch hier eine überzeugende Gesangsleistung, wenngleich es mich schon etwas nervt, dass Lee Aaron hier mit dem Koko Taylor Song einen weiteren Coversong bringt.
„Miss Mercy“ haut wieder in die Nostalgie Schiene, fällt punktemäßig etwas ab, ist aber immer noch besser als das, was die Kanadierin 2016 abgeliefert hat.
Und natürlich muss Frau Aaron auch zeigen, dass Balladen durchaus ihr Ding sind und tritt mit dem schönen „The Best Thing“ den Beweis an.
Und dann versucht sich Lee Aaron auch noch an dem Janet Jackson Song „Black Cat“, der verdammt nochmal auch nicht schlecht rüberkommt und recht groovig in das Album passt.
„Hard Road“ ist dann gleich der nächste Gute-Laune-Song: Party ist angesagt!!
Danach scheint das Pulver so langsam verschossen zu sein: „In The Bedroom“ ist noch nett, macht aber inzwischen die Sache langweilig.
„Cut Way Back“ ist meines Erachten total überflüssig.
„You’re No Good“ ist doch auch ein Cover oder? Nähere Angaben finde ich nicht; kommt mir aber reichlich bekannt vor und ist wie der Rausschmeißer „My Babe“ nicht unbedingt essentiell für das Album.
Fazit: „Diamond Baby Blues” hat mich angenehm überrascht, weil Lee Aaron gesanglich zu ihren Stärken zurückgefunden hat.
Das Album als geistiges Eigentum der Kanadier zu bezeichnen ist angesichts der hohen Coverrate recht fragwürdig.
12 Songs auf das Album zu packen war definitiv die falsche Entscheidung; sechzig Prozent der Scheibe sind überzeugend; die anderen vierzig Prozent drücken die Begeisterung.
Ich muss sagen, dass ich selten so zwischen den Stühlen gesessen habe, wenn es darum ging, ein Album zu bewerten.
Macht Euch selber ein Bild davon.
Tracklist:
- Diamond Baby Blues
- Mistreated
- American High
- I’m A Woman
- Miss Mercy
- The Best Thing
- Black Cat
- Hard Road
- In The Bedroom
- Cut Way Back
- You’re No Good
- My Babe
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