Lemmy: Niemals geht man so ganz!

Ian Fraser Kilmister, so der bürgerliche Name des allgemeinhin als Lemmy, oder auch Lem genannten Frontmannes von Motörhead, ist heute vor 8 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Ein guter Grund nochmal auf sein Leben zurückzublicken.

Geboren wurde Lemmy als Sohn eines britischen Feldkaplans am 24. Dezember 1945 in Stoke-on-Trent in England. Kurz nach seiner Geburt trennten sich seine Eltern. 10 Jahre später heiratete seine Mutter einen ehemaligen Profifußballer, zu welchem Lemmy aber kein gutes Verhältnis aufbaute. Mit 15 flog Lemmy ohne Abschluss von der Schule, jobbte sodann, verließ aber bereits mit 16 sein Elternhaus und zog nach Manchester. Dort spielte er in verschiedenen Bands. Durch den Tod seiner großen Liebe, Susan Bennett, welche an einer Überdosis Heroin starb, war Lemmy zeit seines Lebens ein entschiedener Gegner dieser Droge. Auch verurteilte er Regierungen dafür, dass sie es nicht schafften Heroin aus ihren Ländern zu verbannen. Lemmy selber probierte eine Weile LSD, ehe er später einige Jahre mit Amphetaminen hantierte. Dies unterließ er dann aber aus gesundheitlichen Gründen. Allerdings war Lemmy sein ganzes Leben für seinen exzessiven Alkoholkonsum, bevorzugt Vodka Orange (ein Wasserglas Vodka mit einem Schuss Orangensaft) und seinen starken Tabakkonsum bekannt.

1967 siedelte Lemmy nach London über, wo er1971 Kontakt zu der Gruppe Hawkwind erhielt, welche gerade ihren Gitarristen und ihren Bassisten verloren hatten. Entgegen seinem Wunsch als Gitarrist in die Band einzusteigen, wurde er der neue Bassist bei Hawkwind. Er sang für die Band auch den Song Silver Machine ein. Auf dem Weg zu Konzerten in Kanada wurde Lemmy 1975 wegen Drogenbesitzes vom kanadischen Zoll verhaftet, woraufhin sich Hawkwind von ihm distanzierte und die Trennung von Lemmy vollzog. Kurz nach der Trennung gründete Lemmy eine neue Band, welche er zunächst Bastard nennen wollte. Da jedoch sein Management den Namen nicht unbedingt medientauglich fand, entschied er sich für den Namen Motörhead, der Name des letzten Songs welchen er für Hawkwind geschrieben hatte. Der Rest ist Geschichte.

Natürlich könnte man jetzt die vielen Stationen seiner beeindruckenden Karriere nennen, aber das ist den Fans ohnehin bekannt. Vielleicht lediglich der legendäre Auftritt im Londoner Hammersmith Odeon, wo auch das Live Album No Sleep Til Hammersmith aufgenommen wurde. Dieser Auftritt bedeutete Lemmy sehr viel. Viele Jahre zuvor hatte er, in einem Interview erklärt, dass Du es als Musiker erst geschafft hast, wenn Du im Hammersmith Odeon gespielt hast. Um das zu untermauern sagte er: “And I will not sleep until I play in Hammersmith!” So kam dann auch, folgerichtig, der Albumtitel zustande.

So exzentrisch und extrovertiert wie Lemmy auf der Bühne war, so ruhig und zurückhaltend war er im Privatleben, welches er im Großen und Ganzen auch von seiner Karriere trennte. Lemmy war ein liebevoller Vater für seine beiden, aus zwei Beziehungen stammenden Söhne. Sein Sohn Paul spielte beim 25 jährigen Jubiläum der Band auch als Gastmusiker. Lemmy war ein sehr hilfsbereiter Mensch, immer für seine Freunde da, aber auch für seine “Tourfamilie.” Ebenfalls hatte er eine große soziale Ader, unterstütze viele Projekte für benachteiligte Kinder. Auch war Lemmy, wie ich bei einigen Treffen mit ihm feststellen konnte, ein sehr humorvoller Mensch, immer zu, meist derben Späßen aufgelegt. Dabei konnte er aber nicht nur austeilen, er konnte auch einstecken und lachte meist mehr als die Menschen, welche einen Witz auf seine Kosten gerissen hatten.

Am Tag nach seinem 70. Geburtstag wurden bei Lemmy Tumore im Kopf und im Bereich des Nackens diagnostiziert. Ihm wurde eine Lebenserwartung von 4 bis 5 Monaten genannt. Für ihn war wichtig, und dies begann er sofort zu planen, dass er sich von allen seinen Freunden verabschieden könne. Hierzu kam es leider nicht mehr, 2 Tage später, am 28. Dezember 2015 starb Lemmy im Kreis seiner Familie in seiner Wohnung in Los Angeles, angeblich während er ein Videospiel spielte und einen Vodka Orange genoss. Eine schöne Vorstellung, denn dieser Tod würde zu seinem Leben passen. Lemmy wurde eingeäschert und auf dem Forest Lawn Memorial Park in Hollywood beigesetzt. Später wurde bekannt, dass auf seinen Wunsch ein Teil seiner Asche in Patronenhülsen gefüllt und an seine Freunde verschickt wurde, unter anderem an Doro Pesch und Rob Halford. 

Dass man aber niemals so ganz geht, zeigt sich daran, dass seine Musik, die Musik von Motöhead, bis heute beliebt ist, seine Alben sich immer noch gut verkaufen, regelmäßig neue Compilations erscheinen, welche hohe Verkaufszahlen erreichen. Und auch viele seiner, teilweise sehr kritischen Texte sind heute aktueller denn je. Ich werde mich jetzt hinsetzen, No Sleep Til Hammersmith in den Player schieben, einen Vodka Orange auf Lemmy trinken und seine Musik so genießen, wie er sie mochte: Laut! Hart! Dreckig!

 

Gernot Sieger

 

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