Geschrieben von Katja Maeting
Band: Liars & Thieves
Album: Thaumatrop
Genre: Metalcore / Progressive Metalcore
Plattenfirma: Bastardized Recordings
Veröffentlichung: 26. April 2019
„Das Leben ist halt nicht immer nur Sonnenschein und für alles außerhalb vom Sonnenschein liefern wir den Soundtrack.“…mit diesen Worten im Interview hat Liars & Thieves-Sänger Adrian die Essenz von „Thaumatrop“ eigentlich schon perfekt zusammengefasst. Hier kommt einem definitiv kein hirnloser Party-Soundtrack entgegen, man wird aber auch nicht mit purer Schwermut niedergedrückt. Stattdessen malen Liars & Thieves mit ihren Melodien und Rhythmus-Geflechten gekonnt emotionale Bilder, welche die mit Botschaften gefüllten Texte mit mal gedeckten, mal kraftvollen Farben in Szene setzen. Das Wechselspiel der Shouts von Frontmann Adrian mit den Cleans von Drummer Lukas arbeitet dabei die Emotionen noch feiner heraus und setzt die Betonungen in zehn sehr abwechslungsreichen Songs, die sich zu einem wahrhaftigen Sog formieren.
Auch wenn die Band aus erfahrenen Mitgliedern besteht und schon einen EP-Release in ihrer Geschichte verbuchen kann, so legen die Jungs aus Wuppertal Wert darauf, sich stetig weiterzuentwickeln. Das zwischen der 2016 erschienenen EP „Tarred & Feathered“ und dem nun anstehenden Debütalbum große Entwicklungsschritte im Sound erreicht wurden, ließ sich mit der 2017er Single „Marble Eyes“ vielleicht erahnen, die aktuelle Single „Maelstrøm“ ist auf jeden Fall der ultimative Nachweis der neuen musikalischen Facetten von Liars & Thieves, die sie auf „Thaumatrop“ von zahlreichen Seiten betrachten und mal mit progressiver, mal mit dem Post-Hardcore entlehnter Vorgehensweise ausleuchten.
Die Reise hinter die Spiegel beginnt mit „I’m Alive“, welches nach kurzem Auftakt ein prägnantes Riff-Motiv auf eine Drum-Sturzflut setzt und die Vocals diese Kaskaden nachzeichnen lässt. Der Track fächert sich aus diesem geballten Anfang dann breiter und gemächlicher fließend auf, um schließlich in eine clean gesungene Post-Hardcore-Passage zu mäandern, die in der Schlußsequenz durch das kompakte instrumentale Agieren und die entsprechenden Shouts stimmig auf einen Abschlußpunkt gebracht wird. Das anschließende „Hibernate“ umfängt den Hörer mit Melancholie und webt ein sanft-melodisches Netz, mit dem es einen dann urplötzlich in emotional aufgewühlte Stromschnellen zieht und wuchtige musikalische Wellen schlägt. Die Struktur des Tracks macht Innehalten unmöglich, denn das Wechselspiel aus Melodie und Rhythmus ebenso wie die Gegensätze aus Shouts und Clean Vocals, denen trotzdem beiden das Gefühl der Verzweiflung innewohnt, treibt einen stetig voran und zieht einen immer weiter in sich hinein.
„Scarlett Thread“ ist mit seiner druckvoll progressiven Grundausrichtung hingegen einer der härtesten Tracks. Hier verzichten Liars & Thieves komplett darauf, mit Clean Vocals weichere Facetten zu setzen. Die kompakt agierende Rhythmus-Fraktion wird durch die auf ihrer Seite stehenden Gitarren verstärkt und lässt diesen nur in kurzen Momenten die Freiheit zur melodischen Lautmalerei. Durch die Shouts von Frontmann Adrian erhält der Song gesanglich noch weiteren Nachdruck und diese hinterlassen noch zusätzliche, interessante Kanten im Gesamtbild des Tracks. Als Abschluß ihres Albums setzen Liars & Thieves ein Spiegelbild, welches das Album zu einem fortwährenden Kreis perfektioniert. „Evil I Am“ ist nicht nur im Titel die Spiegelung das ersten Tracks, sondern zieht den Hörer durch das Aufgreifen des Melodie-Motivs immer weiter in Richtung der spiegelnden Glasscheibe und schließlich, fast unbemerkt, durch sie hindurch.
„Thaumatrop“ ist definitiv kein musikalisches Fastfood. Hier muss man sich schon Zeit und durchaus auch mehrere Durchläufe gönnen, um dieses Album (ein)schätzen zu können. Mit jedem Hören entfalten sich neue Einzelheiten, die aus einem anfangs vielleicht etwas abstrakt wirkenden musikalischen Bild den Detailreichtum herausstellen. Liars & Thieves haben definitiv das Talent, Emotionen und Botschaften so zu bündeln, dass sie wirken und trotzdem auf ganz eigene Weise Spaß machen. Mit ihrem Debüt legen sie ein Album vor, welches Hingabe hörbar macht und solche auch vom Hörer verdient. Wer intelligenten und emotionalen Metalcore/Post-Core mag, sollte sich mit „Thaumatrop“ beschäftigen.
Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
01. I’m Alive
02. Hibernate
03. Death Debt
04. Marble Eyes
05. VII
06. Scarlett Thread
07. Glass Cords
08. S.Y.A.F.M.*
09. Maelstrøm
10. Evil Am I
Line-up:
Marcel Janssen – Guitar
Sebastian Wiebel – Guitar
Adrian Rosetta – Vocals
Michael Haschert – Bass
Lukas Müller – Drums&Vocals
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