Lipz – Scaryman

© Lipz

Geschrieben von Katja Rohloff
Band: Lipz
Album: Scaryman
Genre: Glam Rock
Plattenfirma: Street Symphonies Records / Burning Minds Music 
Veröffentlichung: 01. Juni 2018

Manche Dinge sind einfach nicht totzukriegen. Sie verschwinden vielleicht kurz und überwintern im Untergrund, aber irgendwann tauchen sie selbstbewusst wieder auf und fordern ihren Platz ein. So wie Glam Rock. Zig Mal totgesagt und trotzdem widmen sich immer wieder junge Bands mit ganzer Seele dieser Musikrichtung. 

Zur aktuellen Speerspitze der Formationen mit schrillen Klamotten, extremen Frisuren,bunten Gesichtern und partytauglichem Sound gehören die drei Jungs von Lipz aus Schweden. Die beiden Klintberg Brüder Alex und Koffe gründeten die Band schon 2011 zusammen mit ihrem Kumpel Conny und veröffentlichten im September 2012 ihre erste Single „Ghost Town“, auf der Lipz schon in etwa so klangen wie heute – nur schlechter produziert. 2015 erschien dann die EP „Psycho“, auf der Lipz den Glam-Faktor in ihrem Sound erheblich runtergeschraubt hatten, ohne dadurch schlecht zu klingen, nur halt irgendwie anders.

Das dachte sich wohl auch die Plattenfirma Street Symphonies Records und nahm erstmal wieder Abstand von einem Signing. Als die drei Schweden es dann aber allen Widrigkeiten zum Trotz (u.a. eine erfolglose Suche nach einem Bassisten, weswegen Frontmann Alex kurzerhand selber den Bass einspielte) endlich schafften, ihr Debütalbum anzugehen und dieses mit reichlich Glitzer und Glamour verzierten, griff das Label freudig zu und nahm Lipz unter Vertrag. Besagtes Debütalbum heißt „Scaryman“, ist am 01. Juni erschienen und macht ganz gut Laune.

Nach einem ziemlich überflüssigen Intro geht es direkt mit dem Titeltrack los, bei dem Lipz sofort zeigen, wo ihre Stärken liegen, nämlich Ohrwurm-Refrains im Band-Chor darbringen und wuchtige Riffs und Soli schreiben, die sich zu mitreißenden Melodien verketten. Der nicht zu komplex angelegte Text macht das Mitsingen dann auch noch entsprechend leicht. Das nachfolgende „Star“ zieht das Tempo merklich an und ist deutlich auf Mitsingen, Klatschen und Springen ausgelegt. Vertonte gute Laune, die mit einem leicht bluesigen Gitarren-Solo zu überraschen weiß. 

„Falling Away“ haut einem gleich zu Beginn eines dieser catchy Riffs um die Ohren, das einen dann über die komplette Spielzeit verfolgt, der Text sitzt schon beim ersten Hören ziemlich sicher und der Charme des letzten Jahrtausends trieft genussvoll aus jeder gespielten Note. Wie alle Songs des Albums schreit der Track einfach nach einem energiegeladenen Live Auftritt. Mit „Everytime I Close My Eyes“ hat es ein Stück der 2015er EP als Bonus Track auf die Scheibe geschafft. Durch die Acoustic Umsetzung erhöht sich der Balladencharakter des eh schon vergleichsweise ruhig angelegten Songs nochmal erheblich, aber eine Ballade zum laut mitsingen und Feuerzeug (oder Handy) schwenken. Hier kommt die rohe Emotion des Stückes noch betonter als beim Original aus den Lautsprechern und die eingesparte Bewegungsenergie legt man unweigerlich in die Stimmbänder.

Lipz haben den Sound (und die Optik), um Glam Rock Ikonen zu werden. Auf diesem Weg ist „Scaryman“ ein guter erster Schritt, der nicht krampfhaft irgendwas neu erfinden will (was denn auch?), sondern Bewährtes zeitgemäß darbietet und das auf ordentlichem Niveau. Wer’s glitzernd mit viel Haarspray und buntem Lycra mag, liegt hier definitiv richtig. Alle anderen können sich ja einfach die Augen zuhalten.

Trackliste:
01. The Awakening
02. Scaryman
03. Star
04. Get Up On The Stage
05. Fight
06. Get It On
07. Falling Away
08. Tick Tock
09. Trouble In Paradise
10. Everytime I Close My Eyes (Acoustic Bonus) 

Line-up:
Alex K: Vocals, Guitar
Koffe K: Drums
Conny S: Guitar

Weitere Infos:
Lipz bei Facebook
Website von Lipz

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