Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Liv Sin
Album: KaliYuga
Genre: Female Fronted Metal
Plattenfirma: Mighty Music
Veröffentlichung: 27.01.2023
Dreieinhalb Jahre nach ihrer letzten Scheibe melden sich LIV SIN mit ihrem neuen Album „KaliYuga“ zurück. „KaliYuga“ bezieht sich auf das vierte der vier „Yugas“ (Zeitalter) im Hinduismus, die Ära, die genau dem heutigen Zeitalter gewidmet ist, voller Konflikte und… Sünde. Laut Bandleaderin Liv Jagrell ist „Kali Yuga“ nichts anderes als LiV SiN auf Steroiden! „Wir haben Einflüsse von überallher genommen, von neueren Metal-Acts wie Architects, Parkway Drive bis hin zu gesanglicher Inspiration von King Diamond. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden“. Ob die Fans das auch so sehen werden?
Wie dem auch sei, „The Process“ ist jedenfalls ein Auftakt nach Maß, der Midtempo Stampfer gefällt Dank schwerem, kraftvollen Riffing sowie einer ausgefeilten Melodielinie, die sofort hängen bleibt. Ob es hingegen die untermalenden Synthies und vereinzelten Samples gebraucht hätte, bleibt Ansichtssache, für mich hätte die Nummer auch ohne diesen elektronischen Firlefanz bestens funktioniert. Bei „Antihero“ legen LIV SIN zwar noch an Wucht zu, lassen aber zu Beginn der jeweiligen Strophen Raum für einen stetigen Aufbau bis hin zum Chorus, dessen Drum-Beat sich sofort in die Hirnwindungen einhämmert.
Waren die ersten beiden Tracks noch mit modernen Einflüssen vermischt, so ist „King Of Fools“ eher ein klassischer Metal Track mit leichter 80er Jahre Färbung. Treibende Riffs, cooles Solo, eingängiger Chorus sowie einige nicht unbedingt zu erwartende Wendungen machen den Song zu einem der Highlights der Scheibe. Apropos 80er, die stampfende Rhythmik, die Gitarrenarbeit sowie die Backing Vocals von „Forget My Name“ erinnern unverhohlen an die legendäre Solinger Teutonenstahl-Schmiede, und wer sich schon immer gefragt hat, wie Accept mit weiblichen Vocals klingen würden, der erhält hier eine eindrucksvolle Antwort.
„Karma“ ist ein wenig komplexer ausgefallen, zahlreiche Dynamik und Stimmungswechsel einschließlich einer kurzen, beinahe funkigen Einlage sowie reichlich Ecken und Kanten machen den Song zwar nicht unbedingt auf Anhieb zum Ohrwurm, aber gerade wegen seiner Vielseitigkeit nicht minder interessant. Gleiches gilt auch für „I Am The Storm“, der Track pendelt zwischen ruhigeren Passagen mit Klargesang sowie fetten Riffs mit harschen Vocals (einschl. einigen Growls) im Chorus. Bei „Virus“ sind die gesetzteren Momente zwar ebenfalls vorhanden, jedoch eher spärlich gesät, dafür rollt eine Riff Walze nach der anderen über einen hinweg, untermalt von Liv Jagrells wütendem Gesang.
Das apokalyptische „D.E.R.“ (Destroy, Extinct, Repeat) stampft in den ersten beiden Strophen/Chorus Durchgängen bleischwer durchs Unterholz, ehe die Nummer eine Tempoverschärfung erfährt und letztlich furios ausklingt. Neben dem trotz der düsteren Thematik fast schon hymnischen Refrain sind es die Gastbeiträge von Zak Tell (Clawfinger), Madeleine Liljestam (Eleine) und Wenderson D’Paula (Army Of Souls), die bei diesem Stück besondere Ausrufezeichen setzen. „The Swarm“ nimmt den Schwung seines Vorgängers weitestgehend mit, vermag aber ansonsten trotz einiger interessanter Wendungen nicht ganz das zuvor gezeigte Level zu halten. Abgeschlossen wird das Album mit „Horizon In Black“, einem schleppenden Track, der sowohl eine gehörige Portion Wut als auch eine gewisse Melancholie in sich vereint und bei der LIV SIN nochmals mit einer saustarken Hookline überzeugen.
Hat sich die gute Liv eingangs sehr zufrieden mit dem Ergebnis gezeigt, kann man ihr nach mehrmaligem Hören von „KaliYuga“ nur zustimmen. LIV SIN haben hier ein sehr gutes und in sich schlüssiges Metal Album abgeliefert, welches sowohl Anhänger klassischer Klänge als auch modernerer Spielart in sich vereinen sollte und von daher meinerseits nur wärmstens empfohlen werden kann.
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire Punkten.
Trackliste:
- The Process
- Antihero
- King Of Fools
- Forget My Name
- Karma
- I Am The Storm
- Virus
- D.E.R.
- The Swarm
- Horizon In Black
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