Geschrieben von Mathias Keiber
Band: Lord Goblin
Album: Lord Goblin
Genre: Epic Metal / Black Metal
Plattenfirma: self-released
Veröffentlichung: 10.03.2024
Besser spät als nie: Das Debütalbum von Lord Goblin wurde bereits im Frühjahr veröffentlicht, erreicht mich aber erst jetzt – zum Glück, denn es handelt sich ohne Wenn und Aber um ein Jahreshighlight! Denn der Band aus dem beschaulichen Buckinghamshire, einem County in der westlichen Peripherie von London, gelingt etwas, was man nur selten zu hören bekommt. Wobei: Mit so einigen Versatzstücken der Musik von Lord Goblin, mit mehr oder minder allen, ist man als seriöser Fan metallischer Musik doch bestens vertraut. Nur schaffen es Lord Goblin, diese Versatzstücke so zusammenzusetzen, dass etwas dabei rauskommt, das man in dieser Form dann doch noch nicht gehört. Man könnte Lord Goblin als eine Mischung aus Mayhem, Manilla Road und Deep Purple bezeichnen. Aber das würde der Band nicht gerecht. Denn letztendlich klingt sie wie keine dieser drei.
Es gibt zwar diese schwarzmetallischen Gitarrenläufe, es gibt diese wieselflinken Blastbeats, aber bei Lord Goblin klingen derlei Stilmittel anders als im Norwegen der Neunziger. Es gibt diese hymnischen Refrains, diesen abenteuerlichen Fantasy-Vibe, aber so steif wie bei manchen Epic-Metal-Granden klingt das hier keineswegs. Auch die omnipräsente Orgel erinnert eher an Jon Lord, als dass sie wie aus dem Proberaum von Deep Purple gestohlen klingt. Vielleicht könnte man Lord Goblin als New Wave of Epic British Black Metal bezeichnen? Ach was, besser ist, man nennt sie einfach beim Namen! Denn einen eigenen Namen, den haben sich die Jungs mit diesem Debütalbum verdient.
„Lord Goblin“ ist ein so unfassbar unterhaltsames Stück Musik, dass ich ob der Herangehensweise der Band ehrlich gesagt ziemlich verblüfft bin. Es ist in vielerlei Hinsicht extrem, es ist aber in keiner Sekunde schwer verdaulich. Es geht runter wie Öl, aber anders als Öl liegt es nicht schwer im Magen. Es ist maximal altmodisch (mehrminütiges Schlagzeugsolo!), doch die Klangästhetik ist geradezu taufrisch. Tatsächlich könnte es sich um einen künftigen Klassiker des Kauz-Metals handeln. Doch das Ding flutscht so sauber, der Gesang ist sowas von gar nicht schräg, dass der Kauz-Metal-Begriff hier blanker Hohn wäre. Im Endeffekt sollten man es sich einfach anhören. Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendwer bei dieser metallmusikalischen Charmeoffensive nicht weich wird.
9 von 10 Hellfire-Punkten gibt es von mir dafür.
Tracks:
01 Northern Skyline 06:30
02 The Wanderer 05:17
03 The Oracle 08:02
04 Freedom Rider 04:00
05 Thunderous Smite 02:57
06 Light of a Black Sun, Pt. 1 07:22
07 Light of a Black Sun, Pt. 2 04:30