Geschrieben von: Mathias Keiber
Band: Lucifer
Album: V
Genre: Trad Doom / Hard Rock / Pop
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 26.01.2024
Es war eine kurzlebige Band, aber eine, die Spuren hinterlassen hat: Das Debütalbum war 2014 erst seit ein paar Wochen auf dem Markt gewesen, schon lösten sich The Oath um Gitarristin Linnéa Olsson und Sängerin Johanna Sadonis wieder auf. Der Popularität des nach der Band benannten Albums dürfte der Split aber wohl eher zuträglich gewesen sein. Doch war jede Aufmerksamkeit berechtigt: 45 Minuten maximal unterhaltsamer Trad Doom mit schwungvollem Songwriting und quietschfidelem Sound. Das Ding kam bestens an. Nur die Band gab’s nicht mehr.
Die Schwedin Olsson blieb in Berlin, hat dort seitdem unter dem Namen Maggot Heart drei starke, stilistisch aber etwas anders gelagerte Alben veröffentlicht. Sabonis, eine Deutsche, zog derweil nach Stockholm – und ist seit 2015 mit ihrem Ehemann Nicke Andersson, den man von Entombed, den Hellacopters und zahlreichen anderen Bands kennt, unter dem Namen Lucifer auf den Spuren von The Oath unterwegs.
Andersson ist erwiesenermaßen ein hoch produktiver Vollprofi, weshalb es nun schon das fünfte Lucifer-Album gibt. Und im Prinzip verhält es sich mit “V” ähnlich wie mit den anderen vier davor. Sabonis und Gatte lassen null Komma nix anbrennen, liefern neun souveräne Songs ab, die vielen Fans von The Oath gefallen dürften, vielleicht sogar Leuten, die The Oath gar nicht kennen. Auf letzteres kommt es vielleicht sogar an.
Denn im Prinzip sind Lucifer eine massentaugliche Fortführung von The Oath. Und in der Umsetzung dieses Konzepts läuft alles nach Plan. Die gnadenlose Fachkompetenz von Andersson als Songwriter und Nuclear Blast als Plattenfirma lässt auch gar nichts anderes zu. Und genau das ist das Problem. Die Magie, die Abenteuerlust, die The Oath ausmachten, kommt Lucifer (mittlerweile) völlig abhanden.
Die Songs sind gefällig, sehr poppig mitunter, tun niemandem weh. Zwangsläufig geht damit aber leider einher, dass die Songs beliebig und im Endeffekt belanglos sind. Man erkennt The Oath noch, keine Frage. Die Sängerin ist dieselbe, dazu gibt’s E-Gitarren, Bass und Schlagzeug. Was fehlt sind Ecken, Kanten und jegliche Abenteuerlust im Songwriting. Stattdessen gibt’s sämtliche Songs in einem farblos uniformierten Middle-of-the-Road-Sound.
Ich sag’s mal so: Wenn The Oath ein guter Wein waren , dann haben Lucifer aus diesem Wein eine süß gespritzte Weinschorle gemacht. Trinken (bzw. hören) kann man das. Bestllen würde ich mir eine süße Weinschorle trozdem nie. 6 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
01 Fallen Angel
02 At The Mortuary
03 Riding Reaper
04 Slow Dance In A Crypt 04:28
05 A Coffin Has No Silver Lining
06 Maculate Heart
07 The Dead Don’t Speak
09 Strange Sister
09 Nothing Left To Lose But My Life
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