Geschrieben von Marco Gräff
Band: M. I. God
Album: Specters on parade
Genre: Sophisticated Metal (Progressive / Modern Metal)
Plattenfirma: Fastball Music
Veröffentlichung: 15.02.2019
Was soll man von einer Band halten, die für sich selbst ein eigenes Genre erfindet? Hat jemand schon einmal den Begriff „Sophisticated Metal“ gehört? Oder kann sich darunter etwas vorstellen? Klar kommt man darauf, wenn man das Wort Sophisticated googelt. Klar gesprochen bedeutet es so viel wie „anspruchsvoller, moderner Metal“. Man könnte es auch Modern Progressive Metal nennen.
Die Band von der wir reden heißt M.I.GOD, ist in Nürnberg beheimatet, und hat nach harten fünf Jahren endlich ein neues Album am Start, das erste seit 2012. Das neue Stück heißt SPECTERS ON PARADE und handelt in einem konzeptionellen Rahmen von einer Person, die durch Verlust, Ängste, Wut und Irrglaube eine schier endlose seelische Achterbahnfahrt durchlebt. Das Album beschreibt musikalisch und textlich eine Parabel des menschlichen Willens „…und auch wenn die erzählte Story fiktiv ist, sind doch so manche biografischen Stränge mit eingeflochten“, fügt Frontmann Max hinzu, der den lyrischen Kosmos des Albums kreierte.
Dabei ist SPECTERS ON PARADE das erste von zwei geplanten konzeptionell verstrickten Alben. Also darf man auf eine Fortsetzung gespannt sein. Von der Anzahl der angegebenen Tracks darf man sich nicht erschrecken lassen. Streng genommen sind es nur 13 „vollwertige“ Songs. Dazwischen gibt es sogenannte „Intro-Scenes“, die alle Stücke miteinander verbinden und so den roten Faden aufrechterhalten.
Die sind zwar nicht besonders erwähnenswert, doch immerhin kommt so auch ein aktueller amerikanischer Präsident zu Ehren. (Bei „What’s your favourite scourge?“) Was mit einem saloppen „What the hell“ kommentiert wird. Und auch VERTIGO, das erste dieser „Scenes“ hinterlässt Eindruck durch seine verstörenden Horror-Sound-Schnipsel und den hohen Ton am Ende.
Auf alle Songs werde ich nicht eingehen. Zu erwähnen wären aber THE SOLITARY GHOST, einer der, wenn nicht sogar der stärkste Song der Platte. Technisch versierter Prog Metal, der von den druckvollen Drums und den stakkatoartigen Riffs dominiert wird. Dazu kommt ein melodischer Gesang, besonders stark ausgeprägt im Refrain. Und ab und zu tauchen ein paar nette Growls auf. WE ALL BELONG TO THE DARK hat das gleiche Potential, kommt aber eine Spur düsterer um die Ecke und vermittelt den starken Eindruck, dass SPECTRES ON PARADE allgemein ein eher hartes, düsteres Album geworden ist.
Auch ein paar Worte wert ist in der Tat TITANS OF THE WORLD, bei dem ich erst mal gucken musste, ob sich da nicht zu Beginn ein Song von ‚Slipknot‘ eingeschlichen hat. Im Groben bleibt es aber bei einem riffbetonten, schnellen Modern Metal Song der gut nach vorne geht und erneut mit seinen melodischen Momenten punktet. Auf jeden Fall zu erwähnen ist das Herzstück der Platte und gleichzeitige Titelsong.
SPECTERS ON PARADE ist mit über acht Minuten auch der längste Song des Albums. Hymnisch und kraftvoll zugleich, dazu recht düster und vom Songwriting her eine eigene Hausnummer auf der Platte. Spannend und äußerst kurzweilig trotz der Länge. Bei TEARS OF TODAY muss ich immer wieder an einen Song von ‚Robbie Williams‘ denken, daher erspare ich mir weitere Kommentare.
Auch ein Song der ziemlich schnell kleben bleibt ist WEIGHT OF MILLION SLOULS. Da harmoniert der treibende Rhythmus mit gesunder Härte und der bereits bekannten Melodik. Der Rest fügt sich harmonisch in den Gesamtkontext des Albums ein. Bleibt nur noch das letzte Stück der Platte und erste Singleauskopplung. Die Wahl fiel dabei auf ein Cover des norwegischen Electro-Pop-Song der Sängerin ‚Margaret Berger‘, die damit 2013 den 4. Platz des Eurovision Song Contests erreicht hatte. Geht da mal ohne Vorurteile ran. Mehr sag ich dazu nicht…
Und dann ist das Album nach 67 Minuten auch schon vorbei. Ich muss sagen, zu Beginn kam ich mit dem Album kaum zurecht. Zu bunt erschien mir dieser Mix aus verschiedenen Arten des Metal und auch zu komplex. Doch wie so oft – kommt Zeit, kommt Rat. Und die Einsicht, dass es sich bei SPECTERS ON PARADE um eine ganz ordentliche Scheibe mit einer Reihe starker Songs handelt, die mit jedem Mal hören besser werden. Hut ab vor dieser Leistung nach all den Schicksalsschlägen und dem Willen am Ball zu bleiben.
von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
01 – Vertigo
02 – The solitary ghost
03 – Tongues of poison
04 – We all belong to the dark
05 – Embracing the neon
06 – Titans of the void
07 – The sleeping cruelty
08 – Atelier macabre
09 – Specters on parade
10 – Sonata in tenebris (Interlude I)
11 – Tears of today
12 – What’s your favourite scourge?
13 – Chances
14 – The call
15 – Weight of million souls
16 – Cluster (Interlude II)
17 – Bound to a daydream
18 – Between the devil and the blue sea
19 – The threshold
20 – Terminus: Life
21 – I feed you my love (Margaret Berger – Cover)
Line-Up:
Max Chemnitz – Lead Vocals
Uli Holzermer – Lead Guitars, Backing Vocals
Dan Heß – Rhythm Guitars, Backing Vocals
Mick Steger – Bass
Dodo Schmitt – Keyboards, Backing Vocals
Eric Wunderlich – Drums
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