Die fränkische Rockband MAERZFELD veröffentlichte gestern ihr viertes Werk ZORN (Review). Kurz vor ihrem Auftritt bei „Rock uffm Bersch“ letzte Woche in Duchroth sprachen wir mit Sänger Heli Reißenweber und Drummer Michael Frischbier natürlich über das Album und warum die Leute mal wieder vor die Tür sollten.
HF: Hallo ihr beiden. Am 4. Oktober erscheint Euer viertes Album „Zorn“. Dann startet in Losheim beim „Indoor Hexentanz Festival“ auch Eure eigentliche „Zorn Tour“. Was auch heißt, Euer Gig heute in Duchroth ist eine Art Generalprobe. Seid Ihr denn aufgeregt, was die Tour angeht? Auf was freut Ihr Euch denn besonders?
Heli: Ja mit Sicherheit. Es ist ja immer eine gewisse Nervosität dabei. Neue Songs, müssen erst mal richtig fließen, man muss sich erst mal dran gewöhnen. Ja, wir sind schon ein bisschen aufgeregt.
Michael: Ich denke, es ist eine gesunde Aufregung und das muss auch so sein. Wenn das mal weg ist, können wir alle direkt aufhören. Und ich glaube wir sind alle selber am meisten gespannt, wie die Leute auf die neuen Songs reagieren. Wenn die bloß halb so darauf reagieren wie wir selbst, dann ist schon die Hölle los.
Heli: Wir sind Fans…
Michael: Tatsächlich, ich glaube wir waren tatsächlich noch nie so Fans wie jetzt von dem neuen Zeug.
Heli: Es war das erste Mal, dass die komplette Band unisono gesagt hat, ey, geil! Kein Song dabei, bei dem die Band sagt, nee, den hätten wir nicht gemacht. Wir freuen uns sehr.
HF: Das neue Album Zorn ist ein Schritt weiter nach vorn und auch weiter weg von den „Wurzeln“. Gerade im Vergleich zu den beiden ersten Alben („Tief“ + „Fremdkörper“) kommt mir das neue Material sehr viel melodischer, eigenständiger und eingängiger vor. In wie weit könnt Ihr mir da zustimmen?
Heli: Absolut! Also zu 100 bis 1000 %.
Michael: Auf ganzer Linie. Tatsächlich.
Heli: Gibt’s nix viel dazu zu sagen. Weg von den Wurzeln heißt aber für uns „back to the roots“. Also da, von wo wir alle herkommen, das ist das Album eigentlich. Mehr Rock n‘ Roll, mehr Melodien und da kommen wir eigentlich alle glaube ich her. So kann man es eigentlich sehen.
HF: Wie geht Ihr beim Songs schreiben vor? Was motiviert, bzw. beeinflusst Euch bei der Musik und besonders bei den Texten, die ja einen großen Stellenwert bei Euch haben, so wie es scheint?
Heli: Ja klar. Also die Texte schreibe ich zum größten Teil. Es beeinflusst dich ja natürlich die ganze Umwelt. Alles was du hörst und siehst. Es gibt ja genug Themen, du brauchst ja nur mal kurz die Klotze anmachen und dann weißt du es schon. Es gibt immer wieder Themen die einen beschäftigen, die Leute diskutieren hinter der vorgehaltenen Hand und wir versuchen die Texte dann doch so zu schreiben damit derjenige die versteht, den es betrifft, aber nicht jeder aneckt mit solchen Nummern. Also es ist tatsächlich so. Die Welt gibt einem genug Themen um Texte zu schreiben.
HF: Also weniger persönliche Dinge…
Heli: Bei diesem Album eigentlich wenig. Es war beim ersten noch sehr persönlich, da kam auch mehr aus meinem Leben mit rein. Diesmal ist es mehr allgemein gehalten.
Michael: Mit offenen Augen durchs Leben gehen. Und es ist im Moment grad so, da ist mehr als genug los, man könnte in der jetzigen Zeit locker drei Alben schreiben.
HF: MAERZFELD gibt es jetzt seit acht Jahren. Wie sehr ihr selbst Eure Entwicklung? Und was denkt Ihr, wohin der eingeschlagene Weg jetzt führen wird? Habt Ihr Ziele mit MAERZFELD?
Heli: Wir wir grad gesagt haben, die Entwicklung ist tatsächlich zu hören, dass das erste Album sehr persönlich war, eigentlich depressiv, tatsächlich sehr schwermütig, welches mein Leben widergespiegelt hatte. Jetzt versuche ich aus dem vielen Negativen Positives herauszuziehen, und gerade beim neuen Album haben wir eigentlich negative Themen mit positiver Musik unterlegt und erst beim zweiten Hinhören merkt man, Upps, da ist ja doch mehr hinter dem Text als man beim ersten Hören vermutet.
Und wo es uns hinführt werden wir sehen. Wir wissen es nicht. Wir haben einfach nur gemacht, sind eigentlich sehr glücklich mit dem Album, welches ein Jahr gebraucht hat.
HF: Noch mal zurück zum neuen Album „Zorn“. Es fällt schwer eine eindeutige Bezeichnung für den Stil zu finden. Irgendwas zwischen NDH, Industrial Rock und klassischer Rockmusik mit teilweise poppigen Melodien.
Michael geht dazwischen: Da haben wir alles Richtig gemacht.
Heli lacht
HF: Genauso vielfältig finde ich auch wie Heli seinen Gesang einsetzt. Doch es gibt auch „fremde“ Stimmen zu hören. Bei „Bittersüß“ ist es eine weibliche Stimme, von der ich meine (man möge mich berichtigen), dass sie vom Computer stammt, oder zumindest verfremdet wurde. Und bei „Einer wie alle“ hört man einen Jungen singen. Wer ist das?
Michael: Das ist nicht ganz richtig, das ist eigentlich ein Mädchen. Und sie ist eine Tochter aus dem Umkreis der Band. Sie hat sich dann „bereit erklären müssen“ (lacht) , also nein, sie singt ja auch gut, sie hat eine tolle Stimme.
HF: Der Text ist ja auch nicht Ohne:
Heli: Ja, das war die Schwierigkeit ein Kind zu finden, bei dem die Eltern es erlauben diesen Text zu singen. Aber der Text ist auch mit einem zwinkernden Auge zu verstehen. Es ist ja nicht so, dass jemand möchte, dass seine Oma stirbt, aber es war tatsächlich schwer Eltern zu finden die genehmigen, dass das Kind das singt.
HF: Jetzt möchte ich noch wissen, wie Ihr auf die Idee kamt „Zeig mir die Nacht“ von der Münchner Freiheit zu covern? Welchen Bezug habt Ihr zu dem Song? Und kennen die Münchner Freiheit euer Ergebnis? Was sagen sie dazu?
Heli: Die haben sich tatsächlich gewundert, dass wir diesen Song nehmen, den ja keiner kennt. Ich glaube der kommt aus 1982, die Nummer war auf einer ihrer ersten Scheiben. Und ich kannte diese Band tatsächlich persönlich, ich hab bei denen aufgebaut als die damals noch so richtig keiner kannte. Ich hab dann Boxen geschleppt und mit denen ab und an zusammen einen getrunken wenn die in der Gegend waren. Das war so alle halbe Jahre. Und die Nummer hing mir immer im Kopf. Und das ging mir schon seit dem letzten Album so, dass ich die Nummer immer mal machen wollte und die Band….
Michael: …hat sich nicht gewehrt. Wir haben uns nicht gewehrt.
Heli: Also beim letzten Album war es so – „neee“, und es war gut so, denn zu jetzt dem Album, dem ganzen Stil wunderbar passt. Perfekt. Und wir lieben jetzt alle mittlerweile diese Nummer. Und ich fand auch einfach diesen Text gut. Wenn man den mal hinterfragt, da vermute ich mal, es geht darum das jemand loszieht zu schauen was geht, und wenn nix läuft geht er wieder heim zu seiner Marie. Also finde ich schon geil, und das schon 1982.
Michael: Ob die Münchener Freiheit die Nummer kennt wissen wir noch nicht.
Heli: Wahrscheinlich kriegen die jetzt nach Veröffentlichung mal den Song. Aber die haben sich wirklich gefragt wieso diesen Song und warum kein Hit. Das hat uns der „Orkus“ auch gefragt. Warum diese Nummer? Weil, ich finde die einfach geil.
HF: Am Schluss bitte ich Euch noch ein paar Worte an Eure loyalen Fans und an alle die zu richten, die es noch werden sollen. Warum sollten sie in den nächsten Wochen unbedingt eines Eurer Konzerte besuchen?
Heli: Warum nicht? (grinst) Wer Spaß an guter Musik hat, an guter deutscher Rockmusik, sollte definitiv kommen. Es ist ja mittlerweile schwer, live. Überall. Und die Leute sollten einfach mal wieder raus, mehr auf die Shows. Davon leben die Bands. Die müssen auf Tour. Es werden ja keine Platten mehr verkauft. Und es ist schön für jeden Musiker mal 20, 30 Leute vor der Bühne zu haben. Ich glaube wir müssen mal alle wieder schöne, gute deutsche Rockmusik hören.
HF: Dann wünschen wir euch für den Auftritt heute und die nächsten drei Wochen viel Erfolg und ne Menge Spaß!
Interview: Marco Gräff
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