Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Manowar
Album: Highlights From The Revenge Of Odysseus (EP)
Genre: Heav Metal
Plattenfirma: Magic Circle Entertainment
Veröffentlichung: 22.06.2022
Mit MANOWAR Veröffentlichungen verhält es sich mittlerweile beinahe wie mit Unfällen: eigentlich möchte man gar nicht hinsehen (bzw. hören), aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen tut man es dann doch. Und basierend auf den letzten Glanzleistungen der Band war ich natürlich reichlich entzückt, als die Kunde einer neuen EP der einst mächtigen Kings Of Metal an mein Ohr drang. Das Ganze hört auf den Namen „Highlights From The Revenge Of Odysseus“ und erzählt wohl (in Auszügen) aus Homer’s „Odyssee“. Interessanterweise ist das Teil nur in digitaler Form über ihr eigenes Label Magic Circle Entertainment bei iTunes erhältlich. Ob da jemand von vornherein nicht so recht an den Erfolg der EP glaubt…?
Nach einem kurzen sphärischen, mit Sirenen Gesang versehenen, letztlich aber verzichtbaren Intro („Athena’s Theme“) geht es mit „Telemachus – Part I“ weiter. Wer jetzt auf einen Metal Song hofft, wird erstmal enttäuscht, denn der Track ist nichts weiter als eine auf Altgriechisch verfasste Hörspiel-Passage, für die sich MANOWAR ebenso den griechischen Schauspieler Konstantinos Kazakos als Erzähler an Bord geholt haben wie Rotting Christ Sänger Sakis Tolis. Kann man sicherlich so machen, aber nur, wenn anschließend endlich mal die Post abginge. Aber weit gefehlt, „Where Eagles Fly“ entpuppt sich als kitschige Ballade, bei der sich Eric Adams ein Duett mit der italienischen Sängerin Chiara Tricarico (Moonlight Haze, ex-Temperance) liefert und der Rest der Band erst gegen Ende des Songs aus ihrer Schlafstarre erwacht.
Danach ist erstmal wieder Hörspiel-Zeit angesagt, denn Kostas Kazakos (Vater von Konstantinos und ebenfalls Schauspieler) bereitet den Hörer (abermals) in altgriechischer Sprache auf den finalen Song „Immortal“ vor. Dieser ist tatsächlich das erste Stück, auf dem man endlich ein paar schneidige Riffs zu hören bekommt und das Solo von E.V.Martel ist da schon ein Highlight. Möchte man es positiv sehen, besinnen sich MANOWAR hier auf ihre (verbliebenen) „Stärken“ und liefern einen typischen Midtempotrack der Band-Neuzeit ab. Das Ganze klingt wie eine Mischung aus einer leicht verlangsamten „Battle Hymn“ Version (besonders die Melodielinie im Refrain) mit dem stumpfen Beat a là „Warriors Of The World“, einschließlich des ruhigen Intermezzos, das man von beiden Stücken kennt. Über die nobelpreisverdächtige Lyrik („side by side, immortal victory, hail“) braucht man ebenso wenig Worte verlieren wie über Eric Adams‘ leicht verunglückten Schrei-Versuch. Okay, der Mann geht stramm auf die siebzig zu und ist grundsätzlich immer noch gut bei Stimme, aber wenn das Alter in manchen Lagen seinen Tribut fordert, sollte man vielleicht besser darauf verzichten.
Über den Sinn oder Unsinn dieser EP lässt sich trefflich streiten, es wird vermutlich immer noch Fans geben, die das Teil abfeiern werden. Für mich ist „Highlights From The Revenge Of Odysseus“ keinen Deut besser als „The Final Battle I“ und bestätigt eher meine Meinung, dass es für MANOWAR langsam wirklich Zeit wird abzutreten, solange man die Fans der ersten sechs/sieben Alben noch nicht vollends vergrault hat. Und mal ehrlich, wenn das die Highlights sein sollen, will ich den Rest eigentlich gar nicht mehr hören. Siehe meine einleitenden Worte…
Von mir gibt es 4 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
- Athena’s Theme
- Telemachus – Part I
- Where Eagles Fly
- Odysseus And Calypso – The Island Of Ogygia
- Immortal
Tour Line Up:
Eric Adams: Gesang
Joey DeMaio: Bass, Keyboards
E.V.Martel: Gitarre
Dave Chedrick: Drums
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