Geschrieben von Katja Maeting
Künstler: Marc Durkee
Album: Remain In Stasis
Genre: Progressive Metal/Rock
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 18. Januar 2019
Die Zeit geht an niemandem spurlos vorbei – und wenn sie nur Spuren auf unserer Seele hinterlässt. Bei Musikern spiegeln sich diese Spuren oft in der Musik wieder, die sie schreiben, so auch beim kanadischen Solo-Künstler Marc Durkee. Dieser macht bereits seit vielen Jahren Musik und hat auch schon mehrere EPs bzw. Alben veröffentlicht. Während die ersten Werke noch einem traumwandlerischen Singer/Songwriter Stil nahekamen, sind die aktuellen Veröffentlichungen inklusive des neuen Albums „Remain In Stasis“ komplexer und facettenreicher geworden, so wie auch das Leben mit den Jahren immer komplexer und herausfordernder wird.
Der Albumtitel ist daher auch in mehrfacher Hinsicht mit Bedeutung aufgeladen. Durch Depressionen und Stress war Marc Durkee in den letzten Jahren in einer Art inneren Erstarrung gefangen, die ihm die Lebensfreude zu rauben drohte und zwar das Songwriting zuließ, aber zu einer Unterbrechung im Fluss der Veröffentlichungen führte. Neben dieser sehr persönlichen Auslegung des Titels wohnt dem Ganzen aber auch eine universelle Bedeutung inne, denn wir Menschen sind nicht mehr in der Lage, zu kommunizieren. Jeder redet – über sich und über andere. Soziale Medien gereichen ihrem Namen nur zum Hohn, denn sie sind zu Plattformen der Selbstdarstellung geworden, zu einem virtuellen Ort des Sehen und Gesehen werden.
All dies verpackt Marc Durkee in einem atmosphärischen Progressive Sound, der auch mal Zierelemente aus dem Post-Hardcore, Post-Rock und vieler anderen Genres geschickt einflicht. Dabei geht er gänzlich unaufgeregt an die Sache, entsprechend ausgewogen und ausgeglichen klingt der Gesamtsound dieser Scheibe. Hektik ist ein absolutes Fremdwort auf diesem Album, was zum einen entspannt, aber zum anderen auch manchmal die Aufmerksamkeit wandern lässt.
Der Opener „The Dark Dimension“ gibt den Grundton des kompletten Albums vor. Eine Kombination aus Gitarren-Dominanz und weichen Vocals, die sich eingängig innerhalb einer vorgegebenen Bandbreite bewegen, ohne jemals die Extreme auszuloten. Während in den Strophen die prog-typischen Rhythmus-Figuren dominieren, wechselt der Song im Refrain in den hochmelodischen und sehr eingängigen Bereich. Die Instrumentalnummer „Mimesis“ ist hingegen eine Erinnerung an die Träume der Vergangenheit, entsprechend wohlig umfangen einen die Melodien und bringen den Puls zur Ruhe. Das sehr kurze „Not Without Sin“ setzt den Schwerpunkt auf die akustischen Momente und agiert reduziert im Zusammenspiel zwischen Gitarre und Gesang mit leichter Blues-Note. Hier zeigt Marc Durkee, dass er sehr wohl weiß, wann ein Song auserzählt ist und alles an Emotion transportiert hat. Das nachfolgende „Meteor“ hingegen rockt erstmal zielgerichtet voran, bevor es doch wieder in den schnörkeligen Prog Pfad abbiegt, diesem im Zusammenspiel zwischen Gitarre und Sänger ein gutes Stück folgt, um dann über die Brücke des Pre-Chorus in einen instrumental dichter verwobenen Soundbereich im Chorus zu gelangen. Das in den Strophen dominante Riff-Motiv legt sich dabei in den Hintergrund, bleibt aber die Verbindung zwischen allen Songteilen.
Insgesamt ist „Remain In Stasis“ ein sehr zurückgenommenes Album, welches zahlreiche musikalische Stil-Elemente zu einem entspannten Grundsound zusammenfließen lässt, der Marc Durkee dann als Basis für unaufgeregte musikalische Experimente dient, die mal mehr und mal weniger gut zünden. Hier wird nichts schrill, abgedreht oder schubst einen aus der wohligen Wolke der Angenehmheit. Die progressiven Einschübe sitzen eher wie akustische Akupunktur-Nadeln, es tut kurz weh, aber dauerhaft vermag dieses Gefühl nicht die Aufmerksamkeit erregen, sondern man dämmert wieder weg. Ein Album, das eher fürs Sofa als für ein Live Erlebnis gemacht ist. Insgesamt ein angenehmes Werk, welches an manchen Stellen aber durchaus etwas mehr Aufregung vertragen könnte, da sich die meisten Songs bei näherer Betrachtung nicht von einem sehr engen Verwandtschaftsverhältnis freisprechen können, dazu ist der Gen-Pool einfach zu ähnlich.
Von mir gibt es 7 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
01. The Dark Dimension
02. A Way To Escape
03. Mimesis
04. A Great Disdain
05. Redesign (In Stride)
06. The Mind Flayer
07. A Number Of Years
08. Not Without Sin
09. Meteor
10. Stasis
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