Geschrieben von: Gernot Sieger
Band: Marillion
Album: An Hour Before It’s Dark
Genre: Progressiv Rock
Plattenlabel: ear music
Veröffentlichungsdatum: 04.03.2022
Als unser Chefredakteur fragte ob jemand eine Rezension über das neue Marillion Album schreiben wollte, war ich direkt Feuer und Flamme. Mir kamen direkt die genialen ersten Alben der Band in den Sinn, und der unvergessene Auftritt im alten Presswerk der EMI in Köln. Also habe ich mir das Teil gesichert.
Die ersten 4 Studio-, sowie ein Livealbum, alle mit Frontmann Fish, prägten den Begriff des Neo Prog, einer Untergruppe des Progressiv Rock. Theatralische, die Seele ansprechende Musik, gepaart mit dem emotionalen, teilweise fast weinerlichen Gesang von Fish, katapultierte sie schnell an anderen Bands dieses Musikstils, wie z. B. IQ und Pendragon vorbei. Das Album Misplaced Childhood gehört bis heute zu den besten Progressiv Rock Alben, die jemals aufgenommen wurden. Nach diesen 5 Alben verließ Fish die Band und wurde durch Steve Hogarth ersetzt.
Doch genug der Geschichte, zurück zum aktuellen Album. Der Titel „An Hour Before It’s Dark“ passt irgendwie genau in diese Zeit, zum Krieg in der Ukraine. Und auch die melancholische Musik passt gut dazu. Musikalisch ist das Ganze eine Weiterentwicklung früherer Werke von Marillion, die konsequente Fortführung ihrer Linie, ohne aber dabei Stillstand zu haben. Moderne Aufnahmetechniken lassen die differenziert arrangierten Stücke noch besser rüberkommen.
Textlich ist das Album, sofern man sich die Mühe macht auf die Texte zu achten, ebenfalls hochinteressant. Es werden aktuelle Themen verarbeitet, mal mahnend, mal warnend, mal anklagend, aber dann auch wieder motivierend, aufbauend. Es macht durchaus Spaß den Stücken zuzuhören. Marillion halt…
Wenn, wenn da nicht irgendwas falsch wäre. Steve Hogarth wirkt mit seiner Stimme, eigenen, sicherlich einzigartigen Interpretation der Songs, den durchdachten Gesangslinien immer noch wie ein Fremdkörper. Für mich ist Marillion seit dem Weggang von Fish eben nicht mehr Marillion, auch wenn sie seitdem 16 mehr oder minder erfolgreiche Alben herausgebracht haben.
Da ich, meinem persönlichen Geschmack folgend, den Sänger Steve Hogarth als Fremdkörper empfinde, gebe ich deshalb fairnishalber bei meiner Bewertung einen zusätzlichen Punkt dafür. Somit gibt es von mir 8 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
01 Be Hard On Yourself
i. The Tear In The Big Picture
ii. Lust For Luxury
iii. You Can Learn
02 Reprogram The Gene
i. Invincible
ii. Trouble-Free Life
iii. A Cure For Us?
03 Only A Kiss (Instrumental)
04 Murder Machines
05 The Crow And The Nightingale
06 Sierra Leone
i. Chance In A Million
ii. The White Sand
iii. The Diamond
iv. The Blue Warm Air
v. More Than A Treasure
07 Care
i. Maintenance Drugs
ii. An Hour Before It’s Dark
iii. Every Call
iv. Angels On Earth
Mehr Infos:
Steve Hogarth saved the band, commercially and creatively. The albums ‚Brave‘, ‚Afraid Of Sunlight‘ and perhaps this new one are better than everything they’ve done 100 years ago with a bloke named Fish. Why dig up the past if the present is far more beautiful? ‚An Hour Before It’s Dark‘ is a wonderful album if you listen to it without comparison or prejudice. I dare ya! 🙂