von Mathias Keiber
Band: Memoth
Album: I Am the Night
Genre: Stoner Doom / Okkult Rock
Plattenfirma: Mute Owl / Totenklang
Veröffentlichung: 4. April 2020
Female-Fronted Stoner Doom — das ist der Stil, dem MEMOTH aus Lippe in Ostwestfalen frönen, wenn man ihre Tags auf Bandcamp zusammen zählt. Einerseits ist das eine Beschreibung, die mich hellhörig werden lässt. Andererseits geht gerade deswegen ein gewisser Stereotyp in meinem Kopf mit einher, weil ich in den letzten Jahren eben sehr viel Female-Fronted Stoner Doom gehört habe.
In gewisser Weise bestätigen Memoth dieses Vorurteil. Stimmungsmäßig liefert die Demo-Aufnahme I AM THE NIGHT den Soundtrack zu einer Séance irgendwo im Kräuterhexenwald, irgendwann nach Abend- und vor Morgendämmerung. Da ist partout nichts gegen einzuwenden. Doch langsam wird es nachts im Wald sozusagen etwas eng.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Ich kann nicht sagen, dass mir das nicht gefällt, was die Band aufgenommen hat — behaglicher Gesang, viel Fuzz, organischer Sound, tempomäßig alles schön im verkehrsberuhigten Bereich. Auch zugute halten möchte ich der Band: Es handelt sich um ihre erste Veröffentlichung, und dabei nicht etwa um ein Debütalbum, sondern um eine Demo. Memoth stehen also ganz am Anfang ihrer Entwicklung.
Und daher möchte ich der Band quasi zurufen: Female-Fronted Stoner Doom habt Ihr drauf — und zwar aus dem Effeff. Springt für Euer offizielles Debüt doch am besten gleich über den Tellerrand des Genres hinaus. Wie okkulte Rockmusik mit viel Fuzz klingt, das weiß ich. Und so sehr Ihr das drauf habt, interessiert mich viel mehr: Wie klingen Memoth, wenn sie sich selbst den Schleier vom Gesicht reißen? Wenn sie sagen, „Wir sind keine Female-Fronted Stoner-Doom-Band! Wir sind fuckin‘ Memoth!“?
Freuen würde mich das in zweierlei Hinsicht. Erstens beeindrucken mich die Bands am meisten, die ihre eigene Identität finden. Zweitens: Es widerstrebt mir, dass die stilistische Kategorisierung einer Rockband mit dem Begriff „Female-Fronted“ starten muss. Tic, Tac, Toe waren auch „Female-Fronted“. Gemeinsamkeiten mit Memoth? Null. Oder anders herum: Spricht bei Yob jemand von einer Male-Backed Stoner-Doom-Band, weil ein Kerl die Felle streichelt?
Bevor ich noch weiter abschweife: Einer Band, die auf Ihrer ersten Demo nichts wirklich falsch macht, von der erhoffe ich mir, dass sie künftig ganz viel richtig macht. Denn ich glaube, das kann eine solche Band.
MEMOTH können natürlich machen, was sie wollen. So wie ich hoffen kann, was ich will. Und ich hoffe jetzt einfach mal, dass die Band ihren eigenen Weg gehen wird und genau deshalb bleibe ich dran.
Einstweilen gibt es von mir 6 von 10 HELLFIRE-Punkten.
Trackliste
1. Memoth
2. Voodoo
3. Betrayed By Moonlight
4. I’m the Night
5. Blind Colors
Line-up
vocals: Jenny Gölz
guitar: Kevin Bartels and Johan de Jager
bass: Benedikt Feiertag
drums: Daniel Gölz
Weitere Infos
https://memoth.bandcamp.com/releases
https://www.facebook.com/memothband
https://www.facebook.com/Totenklang
Moin Moin!
Warum starten Sie denn dann die stilistische Kategorisierung der Band mit „Female-Fronted“ wenn es Sie stört, dass Bands So bezeichnet werden?
Memoth selbst bezeichnen sich einfach nur als Stoner-Doom.
Tic Tac Toe bezeichnet man allgemein nicht als „female fronted“ da alle Mitglieder der Gruppe weiblich sind und somit als „Girl-Group“ kategorisiert werden.
Generell ist „Female Fronted“ auch keine Genre sondern lediglich ein Hinweis auf das klangbild einer Band.
Ob Schlagzeuger*innen oder Gitarrist*innen männlich oder weiblich sind, hat keinerlei Relevanz da das Geschlecht der jeweiligen Instrumentalisten sich nicht auf den Klang auswirkt.
Das ist wahrscheinlich auch der Grund weshalb Yob nicht als „Male-Backed“ bezeichnet werden.