Mit dem Album STARWOLF – PT. II: NOVASTORM veröffentlicht der deutsche Fünfer MessengeR den zweiten Teil ihrer Weltraumsaga.
Starwolf ist ein sehr interessantes Album geworden, was für mich aber unter dem Banner „Piraten-Metal“ nicht allzu treffend charakterisiert wird.
Ok, dann befragen wir mal Sänger Francis Blake, was es damit auf sich hat.
HF: Ist es heutzutage nötig, dass man als Band versucht, eine „Schublade“ vorzugeben? In Eurem Fall erscheint mit „Piraten-Metal“ etwas verwirrend. Schränkt man sich nicht selbst unnötig ein?
FB: Wir hatten für das Vorgängeralbum etwas Besonderes geplant, weil wir einfach von diesen standardisierten Metal-Inhalten weg wollten.
Auf jeder unserer CD gab es bislang Texte über Wikinger, Party und Fantasy, was uns auch teilweise als Klischee angekreidet wurde, obwohl die allermeisten Kritiker übersehen hatten, dass wir auf jedem Alben auch eine Menge an Texten über Science-Fiction vorweisen konnten.
Genaugenommen macht das etwa einen Drittel unserer Texte aus. Es war aus unserer Sicht naheliegend, diese Wege weiter zu verfolgen, da die anderen Themen bereits in der Szene zu Genüge abgedeckt sind. Wir finden Wikinger auch weiterhin super und haben keine Probleme damit, sowohl bei uns als auch bei anderen Bands, nur wollten wir für MessengeR neue Wege einschlagen.
Die Gelegenheit, mit einem richtigen Autor zusammenzuarbeiten bekommt nicht jede Gruppe alle Tage, so dass wir zusammen mit Victor L. Pax das „Sternenwolf“-Konzept erarbeitet haben.
Piraten sind ein super Thema, leider aber da haben Running Wild schon alles gesagt und getan. Aber Weltraumpiraten, also gemischt mit Science-Fiction und auch nachdenklicheren Inhalten, das war genau das, was wir gesucht hatten. Wir glauben nicht an eine Einschränkung durch ein Konzept.
Die „Starwolf“-Saga handelt von uns als Hauptcharaktere, wird also lebendig auf die Bühne getragen. Das ist keine Einschränkung, sondern ein Gesamtkunstwerk.
HF: Dies ist bereits die Folgegeschichte; da ich das erste Album nicht kenne und davon mal ausgehe, dass auch vielen Leuten da draußen die Gesamtheit der Geschichte unbekannt ist, bitte mal eine Zusammenfassung, was in Part eins und zwei erzählt wird.
FB: Es handelt sich um eine Science-Fiction Geschichte über eine korrupte galaktische Föderation, deren Bürger im Rahmen einer allumfassenden politischen Korrektheit (im Buch heißt das „Befreiungsethik“) dazu erzogen wurden, keinerlei Ansprüche mehr zu haben.
Die Klonsklaverei, Grundlage des früheren Wohlstandes, wurde von dem Ethik-Orden verboten und sowohl Sklaven als auch technologisches Wissen fanden durch die Ethik-Inquisition ein Ende im Feuer. Die Piraten sehen sich als Revolutionäre, die das Ziel haben, dass die alte Ordnung wieder hergestellt wird.
Sie treiben auch illegalen Handel mit den letzten Beständen an Klonen und treten für die Freiheit des Einzelnen ein. Die Romane haben zwar einen leicht trashigen Grundcharakter, besitzen aber einen starken Tiefgang, was gesellschaftliche Fragen betreffen.
Da ist für jede Zielgruppe was dabei. „Novastorm“ handelt von der Kaperung eines Kreuzfahrtschiffes, um an der dekadenten Gesellschaft ein Exempel zu statuieren.
HF: Ihr habt als Produzent auf Charles Greywolf (Powerwolf) verpflichtet. Wie kam die Zusammenarbeit zu Stande und in wieweit hat er Euch gelenkt, gesteuert, geholfen Euch weiterzuentwickeln?
FB: Da wir schon lange im Geschäft sind, wäre es nicht angebracht, von lenken oder steuern zu sprechen.
Es geht um Nuancen, da wir im Großen und Ganzen schon wissen, wie unsere Musik zu klingen hat. Bislang konnten wir darüber hinaus immer von der Arbeit eines Produzenten profitieren in Hinblick auf den Sound.
Charles Greywolf hat dafür gesorgt, dass diesmal die Gitarren und die Drums richtig gut knallen, da hat er einen super Job gemacht, genauso wie auch Lasse Lammert, bei dem der finale Mix stattgefunden hat.
HF: Ich finde, dass Ihr eine recht große Bandbreite des Metals abdeckt, was Eure Musik interessant und abwechslungsreich macht.
Dabei ist mir aufgefallen, dass Ihr die Songstrukturen scheinbar nicht nach Schema F Strophe, Bridge, Chorus aufgebaut habt, sondern jeder Song quasi eine Art „Prolog“ sein Eigen nennt.
Irrtum meinerseits? Wirklich so? Beabsichtigt oder halt Eure Art der Kompositionen?
FB: Wir benutzen schon größtenteils zugängliche Songstrukturen, wollen dem Ganzen aber – wie du richtig erkannt hast – eine besondere Note verleihen.
Die Intros dienen der Stimmung. So haben wir beispielsweise die Orchestrierung des Albums, die an einigen Einleitungen und auch innerhalb der Songs zu hören ist, der Arbeit des Nothung-Studios zu verdanken, das sich auch für die Gesangsarrangements verantwortlich zeigt.
So wird die richtige Stimmung für eine epische Science-Fiction-Saga erzeugt, was ja Sinn und Zweck hinter dem Konzept eines Gesamtkunstwerkes ist.
Legt die CD ein, lehnt euch zurück und lest die Geschichte dabei.
HF: Das Album ist im Dezember 2015 veröffentlicht worden. Bei einer Flut von nationalen und internationalen Veröffentlichungen mit Sicherheit nicht einfach, sich zu behaupten. Was hattet Ihr Euch erhofft, wie haben sich Eure Erwartungen erfüllt und wie plant Ihr weiterhin das Album zu promoten? Tour?
FB: Wir haben mit diesem Konzept und den beiden Alben etwas sehr besonderes herausgebracht. Für die Starwolf I – The MessengerS waren wir mit Primal Fear und Bullet auf Europa-Tournee, mit Starwolf II – Novastorm haben wir bereits einige Festival-Auftritte.
Aber es ist ein neuer Aspekt unserer Live-Aktivität hinzugekommen: die musikalische Lesung.
Damit heben wir uns von anderen Bands ab, da es diese Kombination nur selten gibt. Wir haben hierfür extra zusätzlich zu unserem Metal-Festival-Programm ein Akustik-Set erarbeitet und treten zusammen mit dem Autor Victor L. Pax auf.
Wir waren bereits einige Male in Buchhandlungen und werden mit unserer Musik und dem Roman demnächst sogar auf der Homburger Buchmesse vertreten sein.
Und jedes Mal waren die Zuhörer begeistert von der live vorgetragenen Geschichte in Abwechslung mit den Songs, und zwar nicht nur unsere Fans, die total aus dem Häuschen waren, sondern auch Menschen, die vormals eher weniger mit Metal in Berührung standen.
Auch sie hatten unsere Bücher und CDs gekauft und wir bekamen sehr viel positive Rückmeldung.
Interview: Jörg Schneble
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