Geschrieben von: Gernot Sieger
Band: Metallica
Album: S&M 2
Genre: Heavy Metal
Plattenlabel: EMI (Universal Music)
Veröffentlichungsdatum: 28. August 2020
Oh, wieder mal mein Lieblingsthema, Metal mit Klassik gemischt, und das Ganze auch noch live! Na, dann mal rein mit dem Silberscheibchen in den Player, volle Pulle Lautstärke und ab geht die Post. Meine Nachbarn hören Metallica, ob sie wollen oder nicht!
Das Intro, The Ecstasy Of Gold, kennt der Youtuber von Metallicas Live Video zu Enter Sandman aus Moskau, mir läuft dabei ein Schauer über den Rücken, die Bilder von zehntausenden Menschen vor der Bühne tauchen in meinem Kopf auf. Mit The Call Of Ktulu startet das Konzert, und sofort wird klar, dass die Fusion von klassischer Instrumentierung und Metal von Metallica perfekt umgesetzt wird. 1999, beim ersten Versuch der Band ein klassisches Orchester mit ihrer Musik zu verbinden, musste sich die Band um Frontmann James Hetfield mit viel Spott und Häme bedenken lassen. Kaum ein Kritiker ließ ein gutes Wort an dem Album, selbst bei sehr wohlwollender Betrachtung wurde S&M I eher als unteres Mittelmaß bezeichnet. Umso verwunderter zeigte sich die Fachwelt, dass Metallica sich nicht geschlagen geben, erneut mit dem San Francisco Symphony Orchestra, einem der größten Symphonie Orchester der Welt, ein Konzert geben und dieses zu einem Album verarbeiten. Mutig, nach dem eher kläglichen Versuch vor 20 Jahren. Und so lausche ich sehr gespannt und aufmerksam den Klängen, welche mir da aus den Boxen entgegenkommen.
Vorab hatte ich mir natürlich bereits die Tracklist angeschaut, neben den absoluten Klassikern, For Whom The Bell Tolls, The Day That Never Comes, Master Of Puppets, Nothing Else Matters, und Enter Sandman, sind auch weniger bekannte Stücke zu finden. Besonders interessant finde ich persönlich die Tatsache, dass in der Liste auch 2 klassische Stücke zu finden sind, Scythian Suite Opus 20 II und The Iron Foundry Opus 19. Das erste Stück ist von Sergej Prokofjjew, ein russischer Komponist, das zweite Stück ist von Alexander Wassiljewitsch Mossolow. Beide Stücke sind speziell für große Symphonie Orchester komponiert worden.
Aber zurück zum vorliegenden Album. For Whom The Bell Tolls dröhnt aus meinen Boxen, ich denke, dass meine Nachbarn sich eigentlich freuen können, dass ich so einen guten Musikgeschmack habe. Das Stück ist kraftvoll, so wie man es gewohnt ist. Durch das San Francisco Symphony Orchestra werden zusätzliche Akzente gesetzt, Highlights, welche dem Song nochmal zusätzlichen Biss verpassen, den Klassiker in ein neues Gewand hüllen, gleich und doch anders. Auch The Day That Never Comes hat der geneigte Fan tausendmal gehört, ist sicher, dass es sich nicht verbessern lässt, und doch schaffen Metallica und das Orchester es noch zusätzliche Gänsehautmomente einzubauen. Es werden einfach ein paar zusätzliche Akzente gesetzt, die klassische Instrumentierung tut ihr übriges. Und das Publikum zieht voll mit. Aufgrund der gut eingefangenen Stimmung kann man eindeutig sagen, dass es Metallica diesmal gelungen ist zumindest den Geschmack der Fans zu treffen, ganz egal was irgendwelche Schreiberlinge von sich geben. Das fällt auch sehr gut am Anfang von The Memonry Remains auf, wo das Publikum lautstark mitsingt.
Mich persönlich interessieren besonders die beiden klassischen Stücke, auf welche ich aber bis zur zweiten CD warten muss. Zunächst spielt das Orchester alleine The Scythian Suite Opus 20 II, ein Stück, welches sich gut in das Gesamtkonzert einfügt. Mit The Iron Foundry Opus 19, und das Stück ist der Wahnsinn, zeigen Metallica, dass sie nicht nur in der Lage sind ihre eigenen Stücke mit klassischer Instrumentierung zu unterlegen, sondern auch klassische Musik mit Heavy Metal fusionieren zu lassen. James Hetfilefd, Lars Ulrich, Kirk Hammet und Robert Trujillo zeigen sehr eindrucksvoll, dass sie Ausnahmemusiker sind, welche auch in der Lage sind die Stimmung eines klassischen Stücks aufzunehmen und zu ihrer ganz eigenen zu machen. Danach geht es dann mit Metallica Songs weiter.
Meine persönlichen Favoriten, für mich auch die Songs an denen ich persönlich die Qualität des Albums am besten messen kann, lassen sehr lange auf sich warten. Dann, endlich, als fünftletztes Stück kommt Wherever I May Roam, bombastisches Orchester gepaart mit harten Gitarren und der unvergleichlichen Stimme von James Hetfield. Wieso ist das Stück nicht am Ende des Albums, das kann man doch nicht mehr toppen? Dann das vorletzte Stück, Nothing Else Matters, ebenfalls genial, die Qualität wurde eindeutig gehalten. Aber jetzt muss ja unweigerlich, zwangsläufig, der Absturz kommen, im Grunde alles vorher gehörte ad absurdum geführt werden. Und das ausgerechnet mit meinem Lieblingssong, Enter Sandman. Ich drücke auf Pause, mag mir das Drama nicht anhören, aber ich muss! Ok, Play gedrückt, Augen zu und durch. Das Intro, Streicher und Schlagzeug, dann die Gitarren, Ist das möglich? Kann man das Vorherige wirklich noch steigern? Man kann! Wahnsinn. Was für ein Paukenschlag zum Abschluss. Das musikalische Sahnehäubchen auf einen genialen Hörgenuss.
Ich weiß, dass der Mix aus Metal und Klassik Geschmacksache ist, meinen hat es voll getroffen. Anspieltipps möchte ich keine geben, hört einfach in eure Lieblingssongs rein. Von mir gibt es fette 10 von 10 Hellfire Punkten, einfach weil mehr nicht geht!
Tracklist:
CD 1
01 The ecstasy of gold
02 The call of Ktulu
03 For whom the bell tolls
04 The day that never comes
05 The memory remains
06 Confusion
07 Moth into flame
08 The outlaw torn
09 No leaf clover
10 Halo on fire
CD 2
01 Intro to „Scythian suite“
02 Scythian suite, opus 20 II: The enemy god and the dance of the dark spirits
03 Intro to „The iron foundry“
04 The iron foundry, opus 19
05 The unforgiven III
06 All within my hands
07 (Anesthesia) Pulling teeth
08 Wherever I may roam
09 One
10 Master of puppets
11 Nothing else matters
12 Enter sandman
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