Geschrieben von Marco Gräff
Band: Ministry
Album: AmeriKKKant
Genre: Industrial Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 09.03.2018
Man darf MINISTRY getrost als Pioniere, ja sogar Mitbegründer des Industrial Rock und Metals bezeichnen. Was AL JOURGENSEN seit mehr als 30 Jahren anfasst und produziert eckt zwar an, doch bleibt er dabei immer geradeaus und ehrlich. Viele Bands haben ihre Inspiration aus MINISTRY gezogen. Ihnen haben wir wohl auch ‚Nine Inch Nails‘, ‚Marilyn Manson‘, ‚Oomph!‘ oder auch ‚Rammstein‘ zu verdanken.
Als Synthi-Pop-Band begonnen, entwickelten MINISTRY schnell ihren eigenen Stil, für den sie heute so berühmt sind und als eine der Wenigen die Hochphase des Industrial überlebt haben. Dabei sah es 2012 schon fast so aus als würde Al Jourgensen die Band für immer auf Eis legen. Der langjährige Gitarrist und Freund ‚Mike Scaccia‘ überlebte einen Herzinfarkt nicht und starb. Doch „Uncle Al“ rappelte sich auf, und veröffentlichte 2013 das vermutlich letzte MINISTRY Album.
Und doch stellten sich MINISTRY um Jourgensen 2017 mit Nuclear Blast als neuem Label wieder neu auf. Zu tief war der Schock am Morgen des 9. November 2016, als der neue Präsident der Vereinigten Staaten fest stand. „Wir machen ein verdammtes Album – jetzt!“ Politisch waren MINISTRY schon immer. Doch was momentan in der Welt und vor allem in den USA abgeht ist ein gefundenes Fressen für die Band.
„Ich habe meinen Beitrag geleistet und über die gesellschaftlichen Bedingungen gesprochen, die dazu führen, dass ein solch blödsinniger Idiot gewählt werden würde. Dies ist kein Anti-Trump-Album, es ist eher ein Album, das fragt: ‚Hast du in der Schule aufgepasst? Hat niemand mehr eine intellektuelle Neugier?‘ Im Grunde halten wir der Gesellschaft nur einen Spiegel vor und sagen: ‚Sieh dir an wie du aussiehst, willst du wirklich so sein?'“ (Al Jourgensen)
Und wie für MINISTRY ebenfalls üblich, mischen sich auf dem neuen Album AmeriKKKant (ein Schelm wer böses dabei denkt 😉 ) diverse Samples von Politikern und Filmen in die harten Industrial Songs. Und einer ist dann natürlich besonders stark vertreten. Um es mit den ersten Worten des Albums zu sagen. WE WILL MAKE AMERIKA GREAT AGAIN. Schaun mer ma. Schaut euch mal das Video zu TWILIGHT ZONE an. Es ist auch die eindeutig bessere Version als auf dem Album. Denn wenn der Beginn noch vielversprechend ist und richtig Bock auf das Album macht, geht dem Old School Industrial Song hinten heraus der Luft aus. Die acht Minuten sind eindeutig zu lange. Im Video dagegen passt der Zusammenschnitt der beiden ersten Albumstücke mit der Gesamtlaufzeit von etwas mehr als sieben Minuten perfekt.
Mein erster richtiger Anspieltipp folgt auf dem Fusse. Ohne Pause beginnt VICTIMS OF A CLOWN. Keine Frage wer hier als Opfer und wer als Clown gemeint ist. Und das machen MINISTRY in dem Song mehr als deutlich. Ein recht gemächlicher Song mit diversen Samples, die man sogar hier in Deutschland kennen dürfte, dazu mischen sich eine Kirchenorgel und harte Industrial Riffs. Ein melodischer, eingängiger Refrain machen den Song zum Ohrwurm des Albums. Und am Ende wird sogar noch einmal Vollgas gegeben.
Ebenfalls Tradition, die „TV“ Songs. Heuer ist es TV5-4 CHAN. Ein wirrer Mix aus diversen Sprachsamples und ein paar Riffs. Thematisch geht es um Waffengewalt und Rassismus. Bei WE’RE TIRED OF IT gibt es mal die volle Thrash Breitseite. In knapp drei Minuten rotzen MINISTRY hier ein derbes Stück raus. Bei WARGASM geht es dann wieder ruhiger zu. Auch hier dominieren die Samples, Luftsirenen, und ein dezentes Riffing. Dazu die dreckigen Shouts von Al Jourgensen die in einen melodischen, flotten Refrain übergehen.
Zu ANTIFA wurde ebenfalls ein Video gedreht. Wieder mehr Thrash als Industrial, setzt die Band ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und die Grenz- und Einwanderungspolitik eines gewissen D. J. T. Mit GAME OVER hat man dann auch einen Song auf dem Album, den es eigentlich nicht braucht. Ein sehr durchschnittlicher Song, wenn auch sehr minimalistisch und pur. Trotzdem kann der Song überhaupt nicht überzeugen.
Das letze Stück AMERIKKKA ist ein rockiger Rausschmeißer mit einer wieder viel zu langen Spielzeit von 8:30. Und singt das ‚Marilyn Manson‘? Mir scheint es fast so. Macht das Stück aber nicht wirklich besser. Auch das feine Solo am Ende reißt mich nicht vom Hocker. Weniger ist auch hier mehr.
So bleibt festzuhalten, dass am Ende eines stark beginnenden Albums zwei Nieten sitzen, die gar nicht überzeugen. Eigentlich Schade, den das Potential hier ein durchgängig starkes Album zu machen ist durchaus da. Da heißt es dann erst mal nicht – „Make Industrial great again…“
Tracks:
1 – I Know Words 3:14
2 – Twilight Zone 8:03
3 – Victims Of A Clown 8:18
4 – TV 5-4 Chan 0:49
5 – We’re Tired of It 2:48
6 – Wargasm 6:19
7 – Antifa 4:56
8 – Game Over 5:01
9 – AmeriKKKa 8:30
Line-Up:
Al Jourgensen – guitars, vox
John Bechdel – keyboards
Sin Quirin – guitars
Tony Campos – bass
Cesar Soto – guitars
Derek Abrams – drums
DJ Swamp – turntables
Weiter Infos:
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Bandseite bei Nuclear Blast Records