Ministry geben nicht auf und zeigen der Welt ihren Unmut – und das äußerst imposant!

Ministry @ Schlachthof Wiesbaden / 06.08.2018 – © by Marco G.

 

Geschrieben von: Marco Gräff

 

Schlachthof – Wiesbaden // 06.08.2018. Al Jourgensen kommt einfach nicht zur Ruhe. Mit seiner Band MINISTRY ist er nun mehr als 30 Jahre auf den Bühnen der Welt unterwegs um sich den Frust von der Seele zu schreien. Nach der kurzzeitigen Auflösung im Jahr 2008 kam 2011 der Rücktritt vom Rücktritt. Das im März erschienene Album AmeriKKKant ist das dritte seit der Reunion und der Grund für die diesjährige Tour, die sich einen Monat lang quer durch Europa zog. (Immerhin 28 Termine!)

Einer davon fand im Schlachthof zu Wiesbaden statt. Ein feiner Ort für Konzerte, da meist die Akustik perfekt ist. An diesem Abend, einen Tag nach meiner Rückkehr aus Wacken, stand also gleich der nächste Termin an. Ich kannte zwar das neue Album (Review), doch wusste ich nicht wirklich was mich hier erwartet. Hatte ich die Band doch Mitte der 90er Jahre irgendwann aus den Augen verloren. Ich hoffte aber auf das beste.

Den Beginn an diesem heißen Sommerabend sollten aber die Post-Punker GRAVE PLEASURES aus Finnland bestreiten. Im Nachhinein ein bunter Abend, wie sich herausstellen sollte. Mir persönlich gefiel der düstere, an Wave und Death Rock erinnernde Mix. Es machte durchaus Spaß der Band zuzuschauen, und die meisten der erst 300-500 Gäste hatten ebenfalls Gefallen an der Performance der Band gefunden. Nach 35 Minuten war aber schon Schluss, wenn auch mit einem rabiaten Drummer, der sein Drumkit einfach mal so über die Bühne kickte. Passte nicht ganz zum Auftreten der Band, aber wenn es befreiend wirkt, so sei es!

 

Nach der Umbau Phase glich der Auftritt der nachfolgenden Band CONVERGE einem Kulturschock. Waren zuvor rockige und durchaus melancholische und düstere Klänge massgebend, haute die Band aus Massachusetts so richtig auf die Kacke. Ein Mix aus Hard- und Deathcore mit Metal bildete das totale Kontrastprogramm. Dazu klang Frontmann Jacob Bannon mehr nach einem kläffenden, kleinen Köter als nach einem Hardcore Shouter. Auch seine Interaktionen waren mehr als hyperaktiv, Erinnerungen an den „Duracell Hasen“ wurden wach 😉 . Und so sehr ich mir schwer tat einen Zugang zu der Show zu finden, ein Großteil der nun beinahe 800 Gäste ging gut mit, trotz der Hitze. Eine schweißtreibende und energiegeladene Show, welche dem Anschein nach gut angenommen wurde. Der Umsatz an Bier stieg deutlich.

 

Dann gab es eine etwas längere Pause. Schon vor Beginn, während des Umbaus, sollten die beiden „Donald T.-Aufblass-Hähne“ in beiden Ecken der Bühne für Belustigung sorgen. Später sollte auch einer der beiden noch eine Runde durch die Menge nehmen. Wie schon erwähnt, ich hatte keine großen Erwartungen an denn Auftritt, spätestens nach dem 08/15 Möchtegern Hit „Jesus built my Hotrod“ aus dem Jahr 1991 hatte ich die Band kaum noch wahrgenommen. Doch an diesem denkwürdigen Abend wurde ich eines besseren belehrt.

Gleich zu Beginn, mit dem ersten Song „Twilight Zone“ des aktuellen Albums, war eine besondere Energie am fließen. Das Publikum saugte diese auf und trug den Auftritt in ungeahnte Höhen. Was die Performance von „Uncle Al“ anging, war ich zu Beginn etwas skeptisch, ob er überhaupt selbst singt. Doch spätestens bei „Punch in the face“ durfte ich diese Sorge begraben. „Al Jourgensen“ lieferte an diesem Abend ab. Als wäre er in seinen besten Jahren. Wie von ihm gewohnt nahm er kein Blatt vor den Mund, in seinen Songs ja schon seit je her nicht.

Die Menge tobte, etliche Hits fanden ins Set und nach knappen 80 Minuten war dann auch der letzte der gut 1.500 Gäste in Schweiß gebadet und nicht nur ich war geplättet von dieser Darbietung. Ganz klar ein Konzert Highlight in diesem Jahr im Schlachthof. MINSITRY darf man absolut noch nicht abschreiben. Da ist noch viel rohe, ungezügelte Energie vorhanden. Gerne wieder!

 

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